Hier kommt Hoeneß!
überhaupt?‹ Das gab es, das war ganz normal bei uns.«
Das Duo Breitner/Hoeneß war unzertrennlich – höchstens wenn Frauen ins Spiel kamen, gab es Unstimmigkeiten. Anfang der 70er-Jahre hatten sie sogar eine gemeinsame Wohnung in München-Trudering. Je nach Spielplan legten sie fest, an welchem Wochenende die jeweilige Freundin vorbeikommen durfte, mal Ulis Susi, mal Pauls Hilde. Das Ganze lief jedoch nicht reibungslos, etwa wenn sich ein Pärchen ins Schlafzimmer zurückzog und der andere dann tatenlos herumsitzen musste. Die Konsequenz: Paul und seine Hilde nahmen sich eine eigene Wohnung in der Stadt. Oft sah sich das Pärchen damals ohnehin nicht, denn die Profis des FC Bayern mussten damals rund 110 Spiele im Jahr bestreiten, um Geld in die Vereinskasse zu bringen. Lagerkoller kam dennoch nie auf. Es gab Zeiten, so Breitner, »da war ich mit Uli viel mehr zusammen als mit meiner Frau und der Familie, weil wir eben damals mindestens vier, wenn nicht fünf oder sechs Tage in der Woche unterwegs waren«.
Hoeneß nutzte die Zeit auch zur beruflichen Fortbildung. Bei manchem Freundschaftsspiel Anfang der 70er-Jahre sagte der Trainer Dettmar Cramer zu den Veranstaltern: »Meine Herren, ich lass ihnen den Uli hier. Machen Sie die Abrechnung mit ihm.« Der Azubi unter den Profis beschäftigte sogar Mitspieler wie Sepp Maier: »Uli hat nicht nur ans Fußballspielen gedacht, auch weit darüber hinaus. Er besorgte sich auf eigene Faust Werbeverträge. Wenn es ihm dann doch nicht gepasst hat oder er keine Zeit hatte, gab er uns die Sachen einfach weiter. ›Da schaut’s mal, wollt ihr das machen?‹ Egal, ob das eine Autogrammstunde oder die Eröffnung eines Geschäftes war.« Der Eindruck dieser Tage festigte sich mit der Zeit mehr und mehr: Hoeneß saß auf der Bank bereits als Manager, nicht allein als Spieler. Was ihm, dem kickenden Geschäftsmann, natürlich Zeit raubte. Hoeneß war daher ständig gehetzt, ständig hatte er Termine abseits des Fußballs. »Irgendwann einmal in einem Hotel bei einer Auswärtsreise bin ich durch die Lobby gegangen und sehe den Uli an einem Münztelefon. Er hat irgendwas von Aktien und Kursnotierungen gebrabbelt«, erinnert sich Karl-Heinz, genannt Katsche, Schwarzenbeck, der Verteidiger. »Da hat er sich schon mit der Börse beschäftigt. Für mich war das nichts, aber er war Feuer und Flamme. Uli war so umtriebig, machte ständig 1000 Dinge gleichzeitig.« Weil Hoeneß und Breitner aber die Respektspersonen innerhalb der Mannschaft waren, traute sich keiner, das zu monieren. Und schließlich brachte es ja auch Geld in die Kassen.
Peter Kretzschmar war damals bei Magirus Deutz für das Marketing zuständig. »Wir hatten 1978 einen neuen Vorstand gekriegt, der ein Fußballfan war. Dieser sagte zu mir: ›Sieh mal zu, dass du für das Sponsoring irgendeine bekannte Fußballmannschaft an Land ziehst wie Bayern oder 1860.‹ Das war meine Aufgabe.« Zu jener Zeit betreute Hoeneß nebenbei das Mitglieder- und Stadionheft »Bayern Magazin« und warb Anzeigenkunden an. »Er kam eines Tages in unsere Niederlassung in München und fragte, ob wir eine Anzeige schalten wollten«, erinnert sich Kretzschmar. »Während der Gespräche wegen der Anzeige sprachen wir auch über eine Sponsorenpartnerschaft, und Hoeneß meinte: ›Warum eigentlich nicht? Ich muss nur noch unseren Präsidenten fragen.‹« Kurz danach gingen Wilhelm Neudecker sowie der Vorstand von Magirus Deutz gemeinsam essen. Am Ende wurde unterschrieben – für drei Jahre plus Option auf eine Vertragsverlängerung.
Wieder einmal zeigte sich Hoeneß als Pionier. Als noch aktiver Spieler hatte er mit einem Sponsor verhandelt. »Herr Hoeneß war sehr offen, es war immer angenehm, mit ihm zu sprechen. Ich spürte, wie zielstrebig und clever er war. Ein harter Hund während der Verhandlungen. Seine Vorstellungen waren deutlich höher als unsere, aber da war er knallhart. Er hat die Gesamtsumme des Vertrages am Ende noch um einiges höhergeschraubt.« Und Erfolg gehabt. Erstmals spürte Hoeneß, dass es noch andere Triumphe gab als den Torjubel und das Glücksgefühl, einen Pokal in den Händen zu halten. Außerdem merkte er: Die Aufgabe machte ihm unheimlichen Spaß.
Nun wollten sie angreifen. Hoeneß & Breitner wie Bonnie & Clyde. Sie fühlten, dass ihre Zeit gekommen war. Anfang der 70er-Jahre hatten sie als Jungspunde eine schwere Zeit mit den arrivierten Profis wie Maier, Müller, Beckenbauer. Wenn im Training Alt gegen
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