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Hier kommt Hoeneß!

Hier kommt Hoeneß!

Titel: Hier kommt Hoeneß! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pattrick Strasser
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in einem Interview: »Weihnachten war nur dann ein gutes Fest, wenn vorher gut verkauft wurde. Das bedeutete schlaflose Nächte vor Heiligabend. Ihnen bin ich ewig dankbar. Die sind für uns gestorben, weil sie sich aufgeopfert haben, dass etwas wird aus ihren Kindern.« Jeden Morgen um drei Uhr quälte sich Hoeneß senior aus dem Bett, um im Laden alles vorzubereiten für die ersten Kunden am Morgen. Mama Hoeneß stand tagsüber in der Metzgerei und machte am Wochenende die Buchhaltung. »Zwischendurch hat sie uns Kinder großgezogen«, sagt Dieter Hoeneß heute noch bewundernd. Was umso schwieriger war, weil zwischen den beiden Buben nur ein Jahr lag. Schnell begannen aus Spielereien handfeste und ernsthafte Auseinandersetzungen zu werden. »Wenn wir ein Tippkick zu Weihnachten geschenkt bekamen, dann hat es Heiligabend manchmal nicht überlebt, so sehr haben wir uns gefetzt«, erinnert sich Dieter. Es ging zu wie in jedem Kinderzimmer in jenen Jahren, als es noch keine Handygames oder PC-Spiele gab. Uli weiß noch genau, um was es ging: um Gelb oder Nichtgelb, das war damals die Frage: »Dran war ja immer der, dessen Farbe auf dem kantigen Ball oben zu sehen war. Das ist jetzt Rot, nein, das ist Gelb, das ist Rot, das ist Gelb. Rot, Gelb – irgendwann hat’s der eine dem anderen über den Schädel gehauen.« Dann gab’s Prügel. Kindheit as usual, besonders unter Brüdern. Und dann zeigte sich, wer seinen Körper besser einsetzen konnte. Wie später auf dem Platz als Fußballer. »Ich hab meist verloren, weil er viel stärker war. Dieter war immer der Größere und Stärkere, ich der Schnellere«, erzählt Uli, »insofern musste ich schon manchmal die Beine unter die Arme nehmen, um abzuhauen. Ich konnte schnell weglaufen.« Damals seinem Bruder, später den Gegenspielern. Weil er das wusste, konnte er sich schon als Bub manches Mal eine große Klappe leisten.
    Mit fünf Jahren meldeten ihn die Eltern dann beim VfB Ulm an, der Vater war schließlich Gründungsmitglied. Noch heute erzählen sich die Menschen mit Freude Geschichten über den kleinen, manchmal jähzornigen Uli vom Eselsberg 1. Als er zehn Jahre alt ist, schmeißt er beim Spiel seines VfB beim heimischen Verein in Pfaffenhofen im Landkreis Neu-Ulm aus lauter Wut über die Niederlage einen Sonnenschirm quer über die Terrasse des Klubhauses. Hermann Zeiselmayer, damals Ordnungsdienst am Pfaffenhofener Sportplatz, knöpft sich den Buben vor und brüllt ihn an: »Meinst du, weil du der Hoeneß bist, kannst du das machen?« Das lässt der sich nicht gefallen, baut sich vor dem damals 13 Jahre älteren Hermann auf und blafft zurück: »Halt dei’ Goschn, du Bauernbub!« Zeiselmayer weiß es noch, als wäre es heute: »Da hat er dann gleich von mir eine g’schossen bekommen. Der Fred Hofmann, der damals sein Trainer war, meinte dann zu mir: ›Dem Hoeneß hättest du ruhig noch eine geben können.‹ Wir wussten, der braucht das. Wir wussten aber auch, der kann was.«
    Einer seiner besten Fußballkumpel damals war der etwas jüngere Kurt Stark, der in der Nachbarschaft wohnte. Nach dem Unterricht in der Hans-Multscher-Grundschule treffen sie sich am Bolzplatz zum Kicken, was anderes gibt es kaum. Doch – ab und an wird eine Runde Hockey im Hinterhof des Elternhauses gespielt. Die Kumpel nehmen Äste und bilden daraus Schläger. Am besten aber spielt es sich mit dem Spazierstock von Opa Hoeneß. Wenn der eine Runde durch den Ort drehen will, muss er eben warten. Stark sieht es noch vor sich, wie Uli befiehlt: »Opa, wir spielen jetzt. Du wartest noch.« Da war Hoeneß zwölf. Schon früh zeigte sich, wie dominant der kleine Uli sein konnte – der ganzen Familie gegenüber. »Ich weiß noch«, meint Stark, »dass ich einmal ein Trikot gebraucht habe, das ich mir bei Ulis Mutter abholen sollte. Sie hatte es gewaschen. Ich kam an, das Trikot war nicht da, hatte wohl schon ein anderer Junge bekommen. Da hat er sie ziemlich zusammengestaucht.« Sicherlich nicht ohne Folgen. Was in der elterlichen Dreizimmerwohnung passierte, als Kumpel Kurt nicht mehr dabei war, lässt sich nur erahnen.
    Weil er so herausragend gut war, wurde Hoeneß in allen Mannschaften Kapitän. »Weil es keinen besseren Spieler in unserem Bezirk gab«, erinnert sich Stark, »war er der Macher. Schon früh hat er versucht, mit seiner Meinung auf die Trainer Einfluss zu nehmen. Und tatsächlich: Die haben auf ihn gehört.« Mit 13 Jahren wechselte Hoeneß dann den Verein und ging zum TSG

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