High Heels im Hühnerstall
vergnügliche Zwischenfall in ihrem Leben vorüber war und sie James nie mehr wiedersehen würde. Doch sie sollte sich täuschen.
Keine zwei Wochen später tauchte James im Büro der Personalabteilung einer Wohlfahrtsorganisation für Kleinkinder auf, in dem sie arbeitete, und erklärte ihr, dass er unentwegt an sie denken musste. Nach kurzem Überlegen hatte Carmen sich für den Nachmittag freigenommen und ein Hotelzimmer gebucht, in dem sie die Angelegenheit weiter besprachen. Gleich am ersten Nachmittag, als die beiden Frauen sich kennenlernten, hatte sie Sophie erzählt, dass sie wahrscheinlich größere Schuldgefühle gehabt hätte, Ehebruch zu begehen, wenn sie Kinder gehabt hätten und ihr Mann kein Trottel wäre, um Carmen wörtlich zu zitieren. Nach jenem verhängnisvollen Nachmittag mieteten Carmen und James sich über ein Jahr lang in verschiedenen Hotelzimmern in der Südhälfte des Landes ein, während Carmen jederzeit damit rechnete, dass der jüngere Mann sie verlassen würde und sie ihre lieblose Ehe in dem Wissen würde fortsetzen müssen, das Glück zumindest für kurze Zeit gekostet zu haben.
Doch James verließ sie nicht. James verliebte sich in sie und bat sie, nach Cornwall zu kommen und mit ihm zusammenzuleben. Nach achtzehn Monaten der Mini-Bars und der in kleine Fetzen zerrissenen Kreditkartenabrechnung hatte Carmen schließlich den Sprung gewagt, ihren Mann verlassen und ihren weit beeindruckenderen Mädchennamen wieder angenommen.
Da sie noch nie zu jenen Menschen gezählt hätte, die auf ihrem Hintern sitzen bleiben, wie Carmen es sehr treffend ausdrückte, hatte sie die dahinsiechende, vom Tourismus abhängige örtliche Teestube übernommen und beschlossen, ihre Leidenschaft für Backwaren und das Backen zum Beruf zu machen. Innerhalb eines Jahres hatte sie die Teestube in ein florierendes ganzjähriges Geschäft verwandelt. Und sie und James waren immer noch fest zusammen. Eigentlich hätte Sophie das ermutigend gefunden, wenn sie nicht an das Gesetz des Durchschnitts glauben würde, nach dem die Chancen, dass sich in der gleichen Stadt in Cornwall zwei stürmische Romanzen zu zwei erfolgreichen dauerhaften Beziehungen entwickelten, ziemlich gering waren. Doch selbst wenn Carmen hier das Vorrecht auf den märchenhaften Ausgang besaß, so hielt dies Sophie nicht davon ab, große Zuneigung zu ihr zu empfinden. Es war also nicht nur die Qualität der Marmelade, die Sophie so regelmäßig in Ye Olde Tea Shoppe führte, es war auch die Tatsache, dass sie sich mit Carmen wirklich unterhalten konnte. Carmen hatte die Lücke gefüllt, die Cal hinterlassen hatte, und Sophie hielt sie mit ihrer freundlichen Offenheit buchstäblich für einen sicheren Hafen im Sturm, während sie sich in der unbekannten Stadt zurechtzufinden versuchte.
» Was hat er vor?«, fragte Carmen und riss die dick mit Lidschatten umrahmten Augen weit auf, als Sophie ihrer Freundin über die mit Spitzendeckchen belegte Theke hinweg ihre Befürchtungen zuflüsterte, während Louis und die Mädchen nur ein paar Meter entfernt saßen. »Niemals! Was, hier?«
»Ich glaube schon«, antwortete Sophie. »Aber um ehrlich zu sein, ich bin mir nicht hundertprozentig sicher. Izzy hat erzählt, dass er mir eine wichtige Frage stellen will und dass er eine Menge Geld für etwas wirklich Besonderes ausgegeben hat.«
»Genau. Na ja, ich liebe dieses Kind, aber hat sie nicht auch aus Käse eine Maus geformt und sie unter ihrem Bett in einer Streichholzschachtel aufbewahrt, bis ihr wirklich ein Fell gewachsen war?«, erkundigte sich Carmen direkt. »Du meine Güte, ich bin mir nicht gerade sicher, ob du auf ihre Äußerungen bauen solltest. Was ist mit Bella? Sie weiß normalerweise, was los ist, und was sich zwischen hier und Land’s End abspielt. Dieses Mädchen liebt Informationen.«
»Sie hat versucht, es zu verschleiern und von Hüten und so weiter geredet. Bella hat definitiv versucht, etwas geheim zu halten – es muss sich um einen Heiratsantrag handeln, das passt zu den Fakten und es wäre ja nicht das erste Mal.«
»Tatsächlich?« Carmen riss die Augen noch ein Stückchen weiter auf. »Was? Willst mir etwa erzählen, dass du schon einen abgelehnt hast?«
»Nicht direkt«, antwortete Sophie, die für einen Sekundenbruchteil einen ziemlich wunderbaren Flashback erlebte, was unmittelbar danach geschehen war. »Das ist im Augenblick sowieso unwichtig. Viel wichtiger ist, was soll ich dann bloß tun? «
Sophie warf einen
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