High Heels im Hühnerstall
in Bikinis nicht so begeistert«, erklärte Carmen steif. »Aber wenn du das einem Heiratsantrag vorziehst, steht es mir nicht zu, Einwände zu erheben.«
»Das könnte es sein, nicht wahr?«, überlegte Sophie laut. »Sein Fotogeschäft ist inzwischen so gut wie etabliert, und er wollte schon immer mal nach Hawaii. Außerdem passt alles zusammen, nicht wahr? Es handelt sich tatsächlich um eine bedeutungsvolle Frage, und die Sache würde ihn viel Geld kosten, und er würde die Mädchen definitiv fragen, ob es ihnen etwas ausmacht, wenn er verreist.«
»Genau«, pflichtete ihr Carmen bei. »Und wahrscheinlich ist er ein bisschen besorgt, es dir zu sagen, für den Fall, dass du dich während seiner Abwesenheit nach London aus dem Staub machst.«
»Vermutlich ist es das«, sagte Sophie erleichtert, während Carmen mehrere Scones und Schalen mit Sahne und Marmelade auf eine Kuchenplatte stellte. »Genau darum geht es. Ach, was bin ich für eine Idiotin!«
»Ich versuche erst gar nicht, dir zu widersprechen, du Dummchen«, erwiderte Carmen. »Nun, möchtest du sonst noch etwas?«
Sophie blickte auf die Kuchenplatte.
»Tja, das ist definitiv mein letzter Tee mit Kuchen, wie wäre es also mit einer weiteren Schale Marmelade?«
»Was habt ihr beide denn so Geheimnisvolles zu bequatschen?«, fragte Louis, als sie das kalorienschwere Tablett auf dem mit einem rot-weiß karierten Baumwolltuch bedeckten Tisch abstellte.
»Ach, nichts«, antwortete Sophie und versuchte, möglichst locker und unbekümmert und genau wie die Art von Freundin auszusehen, die es ganz entspannt aufnimmt, dass ihr Freund ohne sie in Urlaub fahren will. »Frauengespräche. Du kennst Carmen doch.«
Eine gute halbe Stunde lang war es am Tisch weitgehend still, während Sahne und Marmelade und Scones und Kuchen in einem schweigsamen Freudenfest verzehrt wurden, an dem Sophie sich ebenso beteiligte wie die Mädchen. Und dann sprangen die gesättigten und hyperaktiven Kinder schließlich von ihren Stühlen und machten sich auf die Suche nach anderweitiger Unterhaltung.
»Also … Es gibt gute Neuigkeiten«, sagte Louis ein wenig nervös. Sie tranken in relativer Ruhe ihren Tee, während die Mädchen Carmen halfen, Platzdeckchen und Speisekarten von den Tischen zu räumen, da das Café bald schließen würde.
»Ach, ja, worum geht es?« Sophie bemühte sich sehr, ihre Frage beiläufig klingen zu lassen.
»Mrs Alexander kommt heute Abend zum Babysitten. Ich möchte dich zum Essen ins Alba ausführen.« Louis hatte einen Tisch im besten Fischrestaurant der Stadt reserviert, das mit Blick auf den Hafen, in dem der dort servierte Fisch an Land gebracht wurde, und wo man, wenn man das Glück hatte, einen Fensterplatz zu bekommen, die aus ziemlich umwerfenden Männern bestehende Besatzung des Rettungsboots der Stadt (darunter auch James) beobachten konnte, wie sie zu Übungszwecken mit dem Boot hinausfuhren, von Kopf bis Fuß in gelbe Gummianzüge gekleidet, was Carmens Herz immer zum Rasen brachte.
»Du führst mich zum Essen aus? Ich meine, nur wir zwei?«, fragte Sophie. In den vergangenen sechs Monaten hatte sie nicht nur keine einzige Nacht in Louis’ Haus verbracht, sie waren auch nie zu zweit ausgegangen. Sie hatten mehr Zeit miteinander verbracht, als Sophie je zuvor mit irgendjemandem, aber es waren immer zwei nette kleine Menschen dabei gewesen – wenn man die Abende vor dem elektrischen Kamin nicht mitrechnete, nachdem die Mädchen zu Bett gegangen waren. Das war wunderbar gewesen, aber genau genommen keine Verabredungen. Darüber hatte Sophie sich keine Gedanken oder Sorgen gemacht, denn es war nun einmal so. Als sie beschlossen hatte, dass sie mit Louis zusammen sein wollte, hatte sie auch entschieden, mit seinen Kindern zusammen zu sein; ihre Liebe für die drei, so unterschiedlich sie auch war, war eins geworden. Dieser Abend würde also ihre zweite Verabredung sein und konnte angesichts der Tatsache, dass die erste eher zufällig zustande gekommen war und zu ungeplantem und kompliziertem Sex geführt hatte, im Prinzip als erste bezeichnet werden.
»Ja, und du kannst dir ein Kleid anziehen, wenn du willst, und vielleicht welche von diesen hochhackigen Schuhen, die du hierher mitgebracht hast«, sagte Louis und zog hoffnungsvoll die Augenbraue hoch, was Sophie erröten ließ.
Es war Sophie klar, dass Louis sie vor der Ankündigung seiner Abreise positiv stimmen wollte, aber das machte ihr nichts aus. Sie fand es nett, dass er sich so
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