High Heels im Hühnerstall
erkundigte sich Iris.
»Na ja, vielleicht haben wir uns ein oder zwei Mal ein bisschen hinreißen lassen und … Na ja, wir haben uns stattdessen auf die katholische Methode verlassen. Oh, mein Gott, Mutter, ich dachte, du wolltest keine Details hören.«
»Darling, du musst heute einen Test kaufen«, erklärte ihr Iris. »Babys kommen, wenn man sie am wenigsten erwartet. Schau dir Tripod an. Eigentlich hieß es, er wäre kastriert, aber er hat es trotzdem geschafft, Miss Pickles zu decken. Der Tierarzt sagte, das wäre ein modernes Wunder. Entweder das, oder Miss Pickles hat mit einem anderen schwarzbraunen Spaniel herumgemacht.«
»Ich kann mir keinen Test kaufen, ich gehe zum Mittagessen aus«, erklärte Sophie. »Genau genommen muss ich mich sputen und mich fertig machen, tut mir leid, dass wir das nicht weiter diskutieren können.«
»Sophie, ich weiß, dass du manches gern verdrängst, aber …« Iris hielt kurz inne, als Sophie sie wütend ansah. »Kauf dir auf dem Rückweg einen Test«, rief Iris ihr nach, während sie die Treppe hinaufrannte. »Und halte dich von rohem Fisch fern!«
14
Als Sophie die holzverkleideten schicken Räume von Sheekey’s betrat, schob sie die idiotische Mutmaßung ihrer Mutter bewusst beiseite. Sie war nicht schwanger, sie würde merken, wenn sie schwanger wäre. Sie würde etwas spüren, eine Vorahnung haben, dass sie tatsächlich die biologische Mutter eines menschlichen Wesens werden würde. Etwas so Grundlegendes, etwas so Lebensveränderndes konnte sich doch nicht unbemerkt heranpirschen, oder? Es würde sich in der Psyche mit einer Art intuitiver Fanfare ankündigen müssen, weil alles andere einfach unfair wäre. Es stimmte zwar, dass Sophie sich über vieles, das in letzter Zeit in ihrem Leben passiert war, nicht gerade im Klaren war. Sie war sich unsicher, was genau Liebe bedeutete, die Ehe oder eine Bindung, sie kannte sogar die Grenzen rund um das Küssen des unehelichen Sohnes des Verlobten nicht. Absolut und völlig im Klaren war sie sich allerdings darüber, dass sie noch nicht bereit war, ein Baby zu bekommen. Und deshalb ging sie damit so um, wie sie seit ihrer Kindheit immer mit Sorgen und Problemen umgegangen war. Sie beschloss, einfach nicht daran zu denken.
Der Empfangschef nahm ihr den Mantel ab und führte sie an einen Tisch in der Ecknische, wo Jake sie bereits in seiner Wochenenduniform erwartete, die aus einem hellblauen Hemd mit Button-Down-Kragen und einer Chino bestand.
»Du strahlst ja richtig«, sagte er und erhob sich halb, um ihr einen Kuss auf die Wange zu drücken, während sie in der Nische neben ihm Platz nahm. Sophie musste zugeben, dass sie sich gut fühlte, ganz wie früher, nur ein wenig hippiehafter und mit einem neuerdings beeindruckenderen Dekolleté. Nachdem ihre Mutter ihre absurde Theorie von sich gegeben hatte, die wahrscheinlich im Wesentlichen auf Iris’ Wunsch nach einem Enkelkind und ihre Hormonersatztherapie zurückzuführen war, hatte Sophie sich besonders angestrengt, sich wie eine Frau zu kleiden, die ganz bestimmt nicht schwanger war. Sie war in ihre treuen und unerschütterlichen schwarzen High-Heels von Dolce & Gabbana geschlüpft, zu denen sie ein schwarzes Strickkleid auswählte, das ihren hellen Teint und das blonde Haar betonte, und ihre durch reichlich Kuchengenuss rundlicheren Kurven füllten das Kleid inzwischen viel besser aus. Um die Wahrheit zu sagen, sie hatte einen anderen Rock anprobiert, den sie mitgebracht hatte, jedoch den Reißverschluss nicht hochziehen können, und selbst wenn ihr das gelungen wäre, hätte ihr neuerdings leicht gewölbter Bauch darin noch größer gewirkt, als er tatsächlich war. Aber egal, hier war sie – eine moderne, schicke Frau. Eine Frau, die sich definitiv in keinem wie auch immer gearteten Stadium der Fortpflanzung befand.
»Ich hoffe, es macht dir nichts aus«, sagte Jake. »Ich habe Champagner bestellt und dachte, wir könnten mit ein paar Colchester Austern beginnen, ist das okay?«
»Hm …« Sophie wollte sagen: »Ja, gut, ich liebe Austern«, aber ein kleiner, nörgelnder Teil von ihr verhinderte es. »Das einzige Problem ist, dass ich auf Schalentiere allergisch reagiere.«
»Ach, nein! Nicht gerade jetzt, wo du direkt am Meer wohnst und praktisch mit bloßen Händen Krustentiere aus dem Wasser fischen kannst?«, sagte Jake mitleidig. »Du hättest es erwähnen sollen, als ich vorgeschlagen habe, dass wir uns hier treffen!«
»Ich weiß, aber ich muss mich
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