High Heels im Hühnerstall
Sorbet, damit sie länger davon hatte.
»Ja, wenn ich mit eurem Daddy ein Baby bekommen würde, dann würde es, wenn es alt genug ist, um sprechen zu können, Mummy zu mir sagen.«
»Und es würde zu Daddy Daddy sagen?«
»Ja«, antwortete Sophie.
»Aber wir würden immer noch Tante Sophie zu dir sagen«, erklärte Bella. »Weil du immer noch unsere Tante Sophie und nicht unsere Mummy wärst, auch wenn du mit unserem Daddy verheiratet bist und hier wohnst und wir eine Halbschwester oder einen Halbbruder hätten, der Mummy zu dir sagen würde.«
»Genau …«, antwortete Sophie bedächtig und bemühte sich, herauszufinden, worüber Bella sich genau Sorgen machte. »Ihr wisst, dass ich niemals versuchen würde, den Platz eurer Mummy einzunehmen. Das könnte ich nicht, und das will ich gar nicht.«
Bella sah sie mit ihren ernsten dunklen Augen lange an. Sie hatte gar nichts mehr von diesem stillen, zurückhaltenden Kind, das Sophie vor einem Jahr kennengelernt hatte, von dem kleinen Mädchen, das darum kämpfte, groß zu werden, weil sie den Eindruck hatte, es gebe niemanden mehr auf der Welt, der sich um sie und ihre kleine Schwester kümmerte. Sophie hatte Bella fast zu dem Kind wieder aufblühen sehen, das sie vor dem plötzlichen Unfalltod ihrer Mutter gewesen war – lustig, mit einem ansteckenden Lachen und einem für ihr Alter erstaunlich trockenen Humor. Doch manchmal hatte sie trotzdem wieder diesen Ausdruck im Blick, der Sophie sagte, dass sie wusste, dass die Welt einem genau dann wehtun konnte, wenn man es am wenigsten erwartete. Das war eine verlorene kindliche Unschuld, die nicht wiederzugewinnen war.
»Bella, Darling«, sagte Sophie und griff nach ihrer Hand, »hast du etwas dagegen, dass ich deinen Dad heirate und hier wohne?«
»Nein.« Bella schüttelte den Kopf. »Ich möchte, dass du Daddy heiratest und hier wohnst. Ich bin mir nur nicht sicher, was passieren wird, wenn du ein Baby bekommst, das Mummy zu dir sagt, und wir dich nicht Mummy nennen … Wird uns das entzweien? Wirst du dein Baby uns dann vorziehen?«
»Machst du das?« Izzy, die bis dahin vor allem mit ihrem Sorbet beschäftigt gewesen war und sich einen großen Teil davon um den Mund geschmiert hatte, hielt mitten im Essen inne, und auf einmal standen Tränen in ihren Augen.
»Nein … Nein, natürlich nicht. Das wird nie, niemals passieren. Ich werde euch immer genauso lieb haben wie jetzt, das heißt übrigens ganz doll«, antwortete ihr Sophie, die versuchte, sich nicht durch das Geräusch ablenken zu lassen, als Louis durch die Hintertür hereinkam.
»Heißt das, so sehr wie ein richtiges Baby?«, wollte Izzy wissen.
»Sie meint, dein eigenes Baby«, erklärte Bella.
»Ich glaube, es wäre unmöglich, dass ich jemanden auf diesem Planeten mehr lieb habe als euch beide«, sagte Sophie. »Ich meine, ja, ich liebe euren Dad, aber ihr beide – ihr habt mich wieder glücklich gemacht, als mir gar nicht klar war, dass ich traurig war.«
»Dann wirst du das Baby genauso lieb haben wie uns?«, wollte Bella wissen.
»Baby?«, fragte Louis barsch und setzte sich an den Tisch. »Um Himmels willen, du hast mir doch nicht noch etwas zu sagen, oder, Sophie?«
Sophie konnte an der Haltung seiner Schultern erkennen, dass er nervös und angespannt war. Wenn er wütend war, schien er sich fast zusammenzufalten, um sich gegen jeden möglichen Ansturm von Gefühlen zu rüsten. Sie atmete tief durch, bevor sie antwortete, und bemühte sich um einen heiteren Tonfall, als wäre es ein ganz normaler Tag, während sie hoffte, er würde sich bald entspannen und wieder der Mann sein, mit dem sie reden konnte.
»Wir sprechen gerade darüber, was passieren würde, wenn wir nach der Hochzeit ein Baby bekämen«, erklärte Sophie vorsichtig, weil sie unbedingt wollte, dass er spürte, wie heikel das Thema für die Mädchen war.
»Ach, da braucht ihr euch keine Sorgen zu machen«, sagte Louis und lachte unwirsch auf. »Ich glaube, ich habe mehr als genug Kinder; wir werden keine Kinder bekommen.«
Sophie senkte den Blick, weil sie sich bewusst war, dass Bella sie eingehend beobachtete, und sie war erstaunt, dass auf einmal Tränen in ihren Augen brannten. Sie fühlte sich, als habe Louis sie gerade geschlagen, der Schmerz traf sie so plötzlich, so unerwartet. Er war wegen Seth wütend und verwirrt, und instinktiv wollte er sie genauso schockieren und verletzen, wie sie ihn getroffen hatte, aber dennoch fiel es ihr schwer, seine Meinung zu
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