High Heels im Hühnerstall
wollte es mir zunächst nicht sagen, aber schließlich war ja offensichtlich, dass Seth von dir ist, deshalb hat sie mir erklärt, dass ich es dir nicht erzählen soll. Sie meinte, dass sie in den vergangenen zwanzig Jahren über die Runden gekommen ist, ohne dass jemand es wusste, und dass es ihr gut gehe. Sie sagte, dass sie glücklich sei und nicht wolle, dass sich etwas ändert. Sie sagte, ich würde es bereuen, wenn ich es dir erzähle.«
»Das hat sie gesagt.« Louis blieb einen Augenblick völlig reglos stehen. Und dann explodierte er. »Warum zum Teufel hast du es mir dann gesagt, Sophie? Warum zum Teufel hast du uns das angetan?«
Schockiert und wütend sprang Sophie auf. Sie zitterte.
»Louis, um Himmels willen, sprich leise«, zischte sie ihm zu. »Was hast du von mir erwartet? Dass ich es dir nicht sage? Hast du erwartet, dass ich dich mit dem Wissen über deinen Sohn heirate und kein Wort sage? Wünschst du dir so eine Beziehung mit mir? Wenn du das willst, muss dir klar sein, dass es um mehr geht, als in Hauseingängen zu knutschen und Händchen zu halten.«
»Wenn ich das will …?« Louis verstummte.
»Ich habe mein ganzes Leben aufgegeben, um mit dir zusammen zu sein«, schnauzte Sophie ihn an.
»Ja, und du wohnst noch immer in einer Pension.«
»Weil ich versuche, zumindest diese eine Sache richtig zu machen«, protestierte Sophie, die sich nicht erklären konnte, wie das Gespräch sich so gegen sie wenden konnte. »Ich will dich heiraten. Ich will dich wirklich heiraten, aber wenn du so bist …«
»Wenn ich wie bin?«, fragte Louis.
»So zornig und abweisend und – ich weiß gar nicht, wie ich mit dir umgehen soll, wenn du so bist, Louis. Du bist ein Fremder für mich.«
»Du weißt nicht, wie du mit mir umgehen sollst? Verdammt noch mal, Sophie. Ich bin ein Mensch, kein Zirkustier. Aber vielleicht willst du ja, dass ich eines bin. Dein Pudel, der Kunststückchen macht.«
»Ich wünsche mir nichts anderes, als dass du du bist, der Mann, den ich liebe und der Mann, den ich heiraten will und der Mann, mit dem ich über alles reden kann und der mit mir reden kann. Denk darüber nach, Louis, wie könntest du mir vertrauen, wie könntest du mich heiraten, wenn ich das vor dir geheim gehalten hätte?«
Sie starrten sich an, und auf einmal hörte Sophie all die unausgesprochenen Worte, die zwischen ihnen standen. Mit einem Mal wirkte alles, was sie mit Louis hatte, unglaublich fragil, eine schöne Hülle, die jede Sekunde durch eine flüchtige Brise zerstört werden konnte.
»Tut mir leid«, sagte Louis und ließ die Schultern hängen. »Es geht hier nicht um dich, ich war nur schockiert und wütend, und du hast recht, ich lasse es an dir aus. Tut mir leid.«
Zögernd streckte er die Hand nach ihr aus. »Natürlich musstest du mir von ihm erzählen. Dir ist gar keine andere Wahl geblieben, und ich bin froh und dankbar, dass du den Mut dazu aufgebracht hast. Ehrlich.«
Sophie nickte, trat einen Schritt auf ihn zu und musterte sein Gesicht, das noch immer von Wut gezeichnet war. »Du glaubst mir doch, dass ich dich heiraten will, oder?«, fragte sie. »Du weißt, wie sehr ich dich liebe und welche Angst ich davor habe, dass das alles in wenigen Sekunden zerstört sein könnte.«
»Angst?«, fragte Louis, schob die Finger in ihr Haar und zog ihren Kopf in Richtung seiner Lippen. Sophie widerstand, obwohl sie liebend gern von ihm geküsst worden wäre, liebend gern wieder den vertrauten Platz bei ihm eingenommen hätte.
»Die Umstände ändern sich, die Menschen verändern sich. Du hast Carrie verlassen, als die Lage schwierig wurde … Was ist, wenn du mich verlässt?«
»Ich bin gegangen, weil Carrie in einen anderen Mann verliebt war – ich weiß, dass das ein Fehler war, ich weiß, dass ich meine Mädchen nicht hätte im Stich lassen dürfen, aber ich bin jetzt ein anderer Mensch als damals. Verdammt, ich habe heute Abend nur herumgebrüllt und dich beschuldigt, kein Wunder also, dass du Angst hast. Vielleicht habe ich darauf gewartet, dass irgendetwas uns alles zerstört, vielleicht glaube ich in Wahrheit nicht, dass ich das richtig hinbekomme. In der Vergangenheit habe ich nicht sonderlich viel richtig hinbekommen …«
»Doch, hast du«, antwortete Sophie. »Du machst das mit den Mädchen so gut, und du hast deinen Betrieb aus dem Nichts aufgebaut …«
»Nur dank dir. Weil ich dich liebe. Und ich kann dich nicht verlieren, Sophie.«
»Du verlierst mich nicht«, sagte Sophie und
Weitere Kostenlose Bücher