High Heels im Hühnerstall
hoffte?
»Es hängt in deinem Schrank, Süße«, sagte Sophie. »Möchtest du es anziehen, wenn wir nach Hause kommen?«
»Ich habe nur überlegt, dass ich die Flügel zum Üben benutzen könnte«, antwortete Izzy. »Bis ich meine richtigen Flügel kriege. Kann ich damit dann fliegen?«
»Hallo.« Louis gesellte sich zu ihnen und drückte Sophie einen Kuss auf die Wange. »Ich habe nicht damit gerechnet, dich hier zu sehen. War die Hochzeitsmesse ein Reinfall?«
»Sie war …«, hob Sophie zögernd an. »Sie war anders, als erwartet. Sie hat mir klargemacht, dass wir über einiges reden müssen, Louis.« Das war zutreffend, doch aufgrund ihrer Kenntnis von Seth musste ihre Stimme einen bedeutungsvollen Tonfall angenommen haben, denn Louis’ Miene verdüsterte sich.
»Es gefällt mir gar nicht, wie das klingt«, sagte er. »Mir gefällt der ganze Satz ›wir müssen über einiges reden‹ nicht. Was heißt das?«
Sophie biss sich auf die Unterlippe und sah ihn an, fand aber nicht die richtigen Worte, um ihn zu beruhigen.
»Soph!« Louis lachte unsicher. »Soll das etwa heißen, dass du kalte Füße bekommst?«, fragte er besorgt.
»Nein …, nein, überhaupt nicht. Aber wir beide müssen miteinander reden.« Sophie sah Louis in die Augen und kam zu dem Schluss, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt war, um das Thema Seth anzuschneiden. Deshalb brachte sie die anderen Sorgen zur Sprache, die sie beschäftigt hatten, bevor Seth diese komplett in den Hintergrund gedrängt hatte. »Vor allem, bevor meine Mutter sich einmischt und Cal dazwischenfunkt, denn dann haben wir am Ende einen Zirkus mit drei Manegen statt einer Hochzeit, und das will ich nicht. Bei der Hochzeitsmesse habe ich gemerkt, dass es so viel zu bedenken und noch mehr zu tun gibt. Ich möchte dich an Silvester heiraten, aber das ist schon so bald, und wir finden niemals einen schönen Ort …«
»Ach, ich habe einen schönen Ort gefunden«, fiel ihr Louis mit einem breiten Grinsen ins Wort, das sie daran erinnerte, dass sie vor knapp zwei Stunden Seth gegenübergestanden hatte. Es weckte Schuldgefühle in ihr, weil sie das Thema gewechselt hatte, als wäre nichts geschehen – was natürlich nicht der Fall war, auch wenn Sophie sich ein paar weitere kostbare Minuten gesichert hatte, deren Verstreichen sie zutiefst bedauerte.
»Wirklich?«, fragte sie und hoffte, dies wäre ein Zeichen, dass alles gut sein würde, egal, was passierte.
»Ja, natürlich nur, wenn du einverstanden bist«, sagte Louis. »Finestone Manor, oben im Moor. Dort habe ich dieses Pasteten-Shooting gemacht, ob du’s glaubst oder nicht. Selbstgemachte und mit Hackfleisch gefüllte Pasteten auf einem großen dunklen Eichentisch aus dem sechzehnten Jahrhundert – alles ganz historisch, weißt du. Jedenfalls ist es ein fantastisches Haus. Die organisieren dort erst seit letztem Jahr Hochzeiten, weil der Unterhalt des Anwesens zu teuer geworden ist, und sie bieten das ganze Programm an. Die Hochzeitszeremonie, das Catering, Unterbringung der Gäste, und im Winter gibt es Feuer im offenen Kamin und überall kleine Kerzen; es soll wirklich zauberhaft sein. Ich habe mit dem Besitzer gesprochen, während die Pasteten zubereitet wurden, und er meinte, er würde mir einen Preisnachlass von dreißig Prozent geben, wenn ich für ihn kostenlos ein paar Werbeaufnahmen mache, außerdem hat er mir einen Deal mit Blick auf die Hochzeitsfotos seiner Gäste angeboten. Ich habe das mal im Kopf durchgerechnet und glaube, wir könnten es machen, solange wir die Zahl der Gäste begrenzen … Ich zeige dir Fotos, wenn wir zu Hause sind …«
»Louis, das ist ja eine absolut fantastische Nachricht«, sagte Sophie und umarmte ihn so fest, dass sie ihm dabei fast die Luft abdrückte.
»Mein lieber Schwan! Ich habe mich mit den kalten Füßen getäuscht, nicht wahr?«, fragte Louis und schlang die Arme um sie. »Ich bin froh, dass du dich freust – siehst du? Das ist ein gutes Omen. Alles wird wunderbar. Ich verspreche es dir.«
»Ich weiß …« Sophie dachte an die Worte, die ihr im Kopf herumspukten und die sie irgendwann aussprechen musste. »Ich weiß. Was immer auch geschieht, zwischen dir und mir wird alles gut sein. Nichts kann uns auseinanderbringen.«
Louis’ Lächeln verwandelte sich in Stirnrunzeln, aber bevor er weitere Fragen stellen konnte, erschien Bella, die ihre Schultasche und einen ziemlich kunstvollen, mit Federn und Pailletten verzierten Hut aus Karton schleppte. Sie
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