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High Heels im Hühnerstall

High Heels im Hühnerstall

Titel: High Heels im Hühnerstall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rowan Coleman
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halten. »Ich meine, ja – ja, es ist schlimm, ich weiß, und es ist ein Schock. Aber wir stellen uns dem gemeinsam und finden heraus, wie wir damit am besten umgehen. Wenn du das willst, bin ich für dich da. Andernfalls können wir einfach umdrehen und zurückfahren …«
    »Nein, du hast recht«, sagte Louis und sah sie an, während er nach ihrer Hand griff. Er drückte ihre Finger fest. »Ich muss mich dem stellen. Ich bin so froh, dass du bei mir bist, Sophie. Ich hatte niemanden, der zu mir gestanden hat, seit … na ja, seit Carrie.«
    »Also«, sagte Sophie und bemühte sich, es nicht zu bedauern, dass Louis nicht einfach umkehren und fortfahren wollte. »Es ist nicht so schlimm, oder?«
    »Es ist nur … Was ist, wenn Wendy mich hasst? Ich würde ihr keine Vorwürfe machen. Ich habe sie geschwängert und sitzen gelassen, als sie fünfzehn war.«
    »Du hast sie nicht sitzen gelassen, du wusstest bis vor wenigen Tagen doch gar nichts davon! Sie hat dir nie eine Chance gegeben, das Richtige zu tun, was immer das mit sechzehn gewesen sein mag. Aber jetzt hast du endlich die Chance, etwas zu tun. Sie wird dich nicht hassen, das Ganze ist doch nicht deine Schuld.«
    »Du hast recht«, sagte Louis. »Ich weiß nicht, warum ich so nervös bin, weil ich sie wiedersehe …« Louis verstummte, und Sophie wusste, dass er in diesem Augenblick an den Sommer vor so vielen Jahren dachte, den er mit Wendy verbracht hatte. Sie zerrte ihn in die Gegenwart zurück.
    »Schau, da ist Gebäude dreiunddreißig, also muss es …« Sophie legte den ersten Gang ein und fuhr langsam an den nächsten Blocks entlang. Sie drehte sich zu Louis um. »Wir sind da.«
    Das Radio lief, als Sophie und Louis die Tür zum Gebäude aufstießen. Ein paar Mädchen, achtzehn, neunzehn Jahre alt, verpackten Unterwäsche in Schachteln, wahrscheinlich um Internetbestellungen zu erledigen; immerhin hatte Sophie Wendy Churchill am Ende über bridebodybeautiful.com ausfindig gemacht und gesehen, dass Wendy die Lieferung aller Online-Bestellungen innerhalb von drei oder vier Werktagen garantierte. Die Mädchen hier mussten damit beauftragt sein, dieses Versprechen in die Tat umzusetzen.
    »Ja?«, fragte eine der jungen Frauen, als sie hereinkamen.
    »Hier können Sie die Sachen nicht kaufen«, erklärte eine andere. »Sie müssen auf eine Messe gehen oder online bestellen.«
    »Wir wollen nichts kaufen«, antwortete Sophie. »Wir wollen zu Wendy.«
    »Ach so, ganz hinten«, erklärte das erste Mädchen und nickte in Richtung eines kleinen Büros. »WENDY, BESUCHER!«, schrie sie mit einer für ihre schmächtige Gestalt erstaunlich kräftigen Stimme.
    »Wir gehen nach hinten durch«, sagte Sophie und zog Louis an der Hand, und dann noch einmal, als ihr klar wurde, dass er sich nicht in Bewegung setzte.
    Wendy gefror das Lächeln auf dem Gesicht, als sie ihre Besucher erkannte.
    »Sie haben es ihm gesagt«, sprach sie Sophie an.
    »Das musste ich«, erwiderte Sophie gelassen. »Sie müssen das doch einsehen.«
    Wendy setzte sich auf ihrem Stuhl zurück und betrachtete Louis. Sophie wartete darauf, dass ihr Verlobter mit dem Hass und dem schlecht kaschierten Zorn bedacht wurde, mit dem sie auf der Hochzeitsmesse konfrontiert worden war, doch stattdessen lächelte Wendy. Es war ein reumütiges, bedauerndes Lächeln. Ein nettes, kokettes Lächeln.
    »Du armer Kerl, du musst durch die Hölle gegangen sein«, sagte sie freundlich.
    »Es war ein ziemlicher Schock, das muss ich zugeben«, antwortete Louis und erwiderte das Lächeln zögernd.
    »Es tut mir leid, dass ich mit deiner Freundin auf der Messe so gestresst umgegangen bin«, sagte Wendy und deutete auf den einen leeren Stuhl im Raum, auf dem Louis Platz nahm. »Es war auch ein kleiner Schock für mich, dass mein großes, dunkles Geheimnis von einer Fremden auf diese Weise ans Licht gezerrt wurde. Ich habe wahrscheinlich nicht so gut reagiert.«
    »Das verstehen wir, nicht wahr, Schatz?«, fragte Louis und fasste über seine Schulter nach Sophies Hand.
    »Ja«, antwortete Sophie, die vergeblich versuchte, das starke Gefühl von Hass zu unterdrücken, das Wendy scheinbar automatisch in ihr weckte.
    »Und – was hast du jetzt vor?«, erkundigte sich Wendy freundlich. Sophie fragte sich, wohin ihre gemeine Doppelgängerin bloß verschwunden war, wohin all die bösen Drohungen auf der Messe und die Wut verflogen waren und wichtiger noch, warum? Sie redete sich ein, es wären nur kindische Eifersucht und Groll,

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