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High Heels im Hühnerstall

High Heels im Hühnerstall

Titel: High Heels im Hühnerstall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rowan Coleman
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bekommen, und ich habe nie mehr etwas von ihm gehört.«
    »Oh, mein Gott, das tut mir leid!«, sagte Sophie. »Was für ein Scheißkerl – Sie nach dreißig Jahren Ehe zu verlassen!«
    »Das war eigentlich nicht seine Schuld«, erwiderte Grace achselzuckend. »Wissen Sie, Sophie, die Sache mit der Ehe ist nie sicher. Nicht einmal am Anfang, wenn alles noch eitel Freude ist und man sich so sicher fühlt. Jeder Tag ist eine Herausforderung, man muss sich jeden Tag wieder ineinander verlieben, und wenn er anfängt, ein bisschen korpulent zu werden oder ihm die Haare ausfallen, dann kann es … schwierig werden. Und ich darf mich nicht beklagen. Ich hatte es mit dem Fensterputzer getrieben.«
    »Mrs Tregowan!«, kicherte Sophie.
    »Na ja«, sagte Grace und zwinkerte Sophie zu, »er hatte eine sehr lange Leiter.«
    »Er ist da!« Mrs Alexander, die besorgt an der Haustür gestanden hatte, kündigte Louis’ Ankunft an.
    »Dann gehe ich mal lieber«, sagte Sophie, doch als sie gehen wollte, legte Grace die Hand auf ihren Arm.
    »Solange Sie sich jeden Tag daran erinnern, dass Sie ihn lieben, ist alles in Ordnung«, erklärte ihr Grace.
    »Ich weiß«, antwortete Sophie und lächelte die alte Dame an, für die sie auf einmal eine Woge der Zuneigung empfand.
    »Und denken Sie daran, sich nicht gehen zu lassen. Ich würde Ihnen empfehlen, mit solchen Titten auch nachts einen BH zu tragen, große Brüste werden immer schlaff, wenn man sie hängen lässt.«
    »Ich werde es mir merken«, antwortete Sophie.
    »Das ist das Problem mit den Drogen«, erklärte Grace und heftete den Blick wieder auf den Fernseher. »Die führen dazu, dass man die Idee, die Enkelkinder im Internet zu verkaufen, für gut hält …«
    »Alles klar?«, fragte Mrs Alexander, als sie Louis die Tür öffnete. Er sah angespannt aus. Sein Gesicht wirkte vergrämt und streng. Sophie spürte, wie sich ihr der Magen zusammenkrampfte, aber sie war entschlossen, Louis ihre Angst nicht zu zeigen und die seine damit zu verstärken. Sie würde die Ruhige sein, diejenige, die für ihn stark war, auch wenn sie hundert Mal lieber in die entgegengesetzte Richtung davongelaufen wäre.
    »Denke schon«, antwortete Louis und sah Sophie an.
    »Ich habe sie im Internet gesucht und die Adresse ihres Betriebs ausgedruckt«, erklärte Sophie. »Wir brauchen nur hinzufahren und hoffen, dass sie da ist.«
    »Gut.« Louis nickte. Sophie war erstaunt, wie sehr ihm die Aussicht, Wendy wieder zu treffen, trotz der Umstände, Angst einjagte. Sie hatte schon zuvor erlebt, dass es ihm schlecht ging, trotzdem war er noch nie so gewesen wie jetzt. So hart es für ihn auch gewesen war, als er zurückkehrte und feststellte, dass Bella ihn hasste und Izzy sich nicht einmal an ihn erinnerte, er hatte dennoch nie seinen Optimismus und seine Zuversicht verloren. Sophie brachte das zur Weißglut, andererseits beeindruckte es sie aber sehr. Doch jetzt hatte er wirklich Angst davor, Wendy zu sehen, diese Frau, die einmal eine so wichtige Rolle in seinem Leben gespielt, die er so sehr geliebt und die dazu beigetragen hatte, ihn zu dem Mann zu formen, der er heute war. Sophie fragte sich kurz schuldbewusst, ob Louis so nervös war, weil er seinen Sohn treffen könnte oder weil er das Mädchen sehen würde, das er einst so geliebt hatte.
    »Ich bin mir sicher, dass alles gut wird«, sagte Mrs Alexander und rieb Louis über den Rücken, als leide er lediglich an einer schlimmen Verdauungsstörung. »Sie sagen ihr einfach, dass Sie Ihren Sohn kennenlernen wollen und dass sie das nicht verhindern kann.«
    »Genau«, erwiderte Louis und drückte Mrs Alexander einen flüchtigen Kuss auf die Wange.
    »Will ich das?«, fragte er Sophie, als er mit ihr auf das Auto zuging.
    »Was?«, wollte sie wissen.
    »Will ich meinen Sohn kennenlernen?«
    Der Betrieb lag in einem Industriegebiet außerhalb von Torquay in einem von etwa dreißig identisch wirkenden Gebäuden, die aussahen, als wären sie aus Papier und Tesafilm zusammengebastelt worden.
    »In Gebäude siebenunddreißig«, sagte Sophie, als sie mit ihrem Golf langsam die zwischen den Blöcken verlaufende Asphaltstraße entlangfuhr. »Kannst du die Nummern erkennen? Louis?«
    Sie bremste und blickte zu ihm hinüber. Er saß stocksteif da, starrte geradeaus und knetete die Hände im Schoß.
    »Ist es wirklich so schlimm?«, fragte sie und bedauerte sogleich ihren ungeduldigen Tonfall, während sie sich bemühte, ihre eigenen Befürchtungen im Zaum zu

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