High Heels im Hühnerstall
dass er dich liebt, falls du verstehst, was ich meine.«
»Nein, ich habe keine Ahnung, was du meinst«, sagte Sophie unsicher, während sie beim Wechsel der Spur einen Geländewagen schnitt. »Was zum Teufel meinst du damit?«
»Ich meine, er war drei Jahre sein eigener Herr, er brauchte auf niemanden Rücksicht zu nehmen. Dann kommt er nach England zurück, und im Handumdrehen hat er zwei Töchter und eine Verlobte, an die er denken muss.«
»Ja, aber er hat uns doch, weil er uns haben wollte, weil er um uns gekämpft hat«, protestierte Sophie. »Ich habe ihn nicht gezwungen, mir einen Heiratsantrag zu machen.«
»Ich weiß«, erwiderte Cal. »Das behaupte ich ja gar nicht. Ich sage nur, dass man sich in eine Beziehung einfügen muss. Man muss verschiedene Möglichkeiten finden, das Leben zu leben. Nachdem er Carrie verlassen hatte, bevor er dich und die Mädchen gefunden hat, hat er alles allein geregelt. Und er hatte nicht die Chance, sich an die Tatsache zu gewöhnen, dass du Teil seines Lebens bist. Dass seine Probleme jetzt auch deine Probleme sind und umgekehrt. Er ist immer noch auf dem Solotrip, weil er das so gewöhnt ist«, erklärte Cal.
»Glaubst du wirklich, dass das der Grund ist?«, fragte Sophie. »Dass alles einfach ein bisschen zu schnell und zu plötzlich gekommen ist?«
»Zum Teil, und ich glaube, wenn du dich ein Weilchen rarmachst, hat er die Chance, dich zu vermissen und nachzudenken, und ich vermute, ehe du dich versiehst, stehen die Zeichen wieder auf Hochzeit.«
»Aber sollen sie das überhaupt?«, fragte Sophie. »Ich habe es mir so sehr, so schnell gewünscht. Ich wollte es überstürzen … Aber warum eigentlich? Warum hatte ich es so eilig?«
»Weil du keine weitere Sekunde deines Lebens ohne deine große Liebe an deiner Seite vergeuden wolltest?«, überlegte Cal laut.
»Oder weil ich tief in meinem Innersten wusste, dass das alles nicht real war. Was ist, wenn ich geahnt habe, dass es nicht mehr war als eine verklärte Urlaubsromanze?«
»Sophie, das meinst du jetzt nicht im Ernst. Du liebst diesen Mann. Dieser Mann liebt dich, ihr müsst euch einfach aufeinander einspielen, okay?«
Sophie wandte den Blick für eine Sekunde von der Straße ab und sah Cal an.
»Warte mal eine Minute, wo sind denn all die witzigen und herabsetzenden Bemerkungen hin? Warum bist du auf einmal so herzlich?«
»Bin ich gar nicht, ich möchte nur, dass ihr beide zusammenbleibt. Es muss auf dem Planeten doch mindestens ein Paar geben, das zum Glücklichsein bestimmt ist, und wenn ich es nicht bin, dann will ich, dass du es bist.«
»Cal, das ist das Netteste, was du mir je gesagt hast.«
»Es sei denn, ich bin es, dann interessiert es mich nicht«, fügte Cal hinzu.
»Bitte, lass mich bei dir bleiben«, flehte Sophie ihn an.
»Nein!«, antwortete Cal. »Nein.«
»Aber wenn ich bei meiner Mutter wohne, gibt es Fragen und Sex. Und ich habe weder auf das eine noch das andere Lust.«
»Na ja, wenn du bei mir wohnst, gibt es auch Fragen und Sex, und das willst du ja nicht«, erwiderte Cal. »Bei deiner Mutter hast du zumindest dein eigenes Zimmer, auch wenn die Gefahr dort geringfügig größer ist, an Tollwut zu erkranken.«
»Gut, dann betrachte dich offiziell aus dem Rennen für das Amt der ersten Brautjungfer«, gab Sophie zurück, während sie mit dem Golf vor Cals Mietshaus vorfuhr.
»Ich warte lieber ab, bis die Stelle der Braut wirklich besetzt ist, bevor ich anfange, mir darüber Gedanken zu machen«, erklärte Cal und knallte die Autotür zu.
Als Sophie ihrer Mutter am Küchentisch gegenüberhockte, die in diesem Augenblick auf Trevors Schoß saß, überlegte sie, ob sie das Thema Takt und Höflichkeit zur Sprache bringen sollte, dass man nämlich nicht mit seinem Freund herumknutscht, wenn die Tochter mitten in einer emotionalen Krise steckt. Aber Sophie hatte in der gleichen Seifenblase gelebt wie Iris jetzt, und sie wusste, dass man in diesem Zustand der Verliebtheit glaubte, die ganze Welt solle es einem gleichtun, ob man sich nun in der Gefrierkostabteilung des Supermarks einen Zungenkuss gab oder bei Sonnenuntergang am Strand mit dem Gedanken spielte, Sex im Freien zu haben.
»Wenn es dir hilft, ich glaube, es ist richtig, für ein bisschen Abstand zu sorgen«, sagte Iris und schmiegte sich an Trevors breite Schulter. »Wenn du dir nicht sicher bist, ob du Louis heiraten willst und dir das durch den Kopf gehen lassen musst, warum solltest du dann nicht zu deiner Mutter nach
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