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High Heels im Hühnerstall

High Heels im Hühnerstall

Titel: High Heels im Hühnerstall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rowan Coleman
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Hause kommen?«
    Sophie wollte antworten: »Weil ich blind werde, wenn ich meiner Mutter bei Zungenküssen zusehen muss«, doch stattdessen sagte sie: »Wenn ich ihn nicht heirate, würde das bedeuten, dass ich ihn nicht liebe. Aber er hat mir mehr oder weniger direkt gesagt, dass er mich nicht mehr haben will, wenn ich ihn nicht heirate. Doch wenn er mich liebt, dann würde er mir Zeit lassen, oder?«
    »Er ist einfach gekränkt und hat Angst, dich zu verlieren«, erwiderte Iris und fuhr mit der Handfläche über Trevors kurz geschnittenes Haar, als würde sie einen ihrer Hunde streicheln. »Außerdem verändert dieser Sohn von Louis die Situation. Meinst du nicht auch, Trevor?«
    Trevors Lächeln war teilnahmsvoll, und es war sein Blick, der ein leichtes Unbehagen und Verlegenheit, kombiniert mit grenzenloser Liebe, verriet, wann immer er Iris ansah. Und deshalb mochte ihn Sophie trotz der Beharrlichkeit ihrer Mutter, ihn bei jeder Gelegenheit anzufassen.
    »Das geht mich eigentlich nichts an«, sagte er. »Aber ich kann mir keine bessere Frau vorstellen, an die man sich in schwierigen Zeiten wenden kann, als deine schöne Mutter.«
    »Oh, Trev!«, rief Iris aus, bevor sie die Lippen entschlossen auf Trevors Mund presste.
    »Himmelherrgott«, schimpfte Sophie vor sich hin und sagte dann mit lauter Hört-mit-der-Küsserei-auf-Stimme: »Ich gehe ins Bett. Ich habe doch ein Bett, oder?«
    »Ja, natürlich hast du ein Bett, das in deinem ehemaligen Zimmer«, erklärte ihr Iris, während sie Trevor in die Augen blickte. »Du musst nur ein paar saubere Laken suchen und Inky und Tippex von der Matratze scheuchen. Sie haben sie lange als ihr Bett benutzt, deshalb könnte sie vielleicht eine Behandlung mit einer Kleiderbürste und einen Spritzer Febreze gebrauchen.«
    »Mum?« Sophie blieb an der Tür stehen, bis Iris aufhörte, Trevor in die zugegebenermaßen ziemlich schönen Augen zu sehen, und die Aufmerksamkeit ihr zuwandte.
    »Ja, mein Schatz?«
    »Bleibt Trevor über Nacht?«
    »Ja, Sophie«, antwortete Iris. »Ist das ein Problem?«
    »Nein, aber dann gehe ich lieber noch bei einem Laden vorbei und schaue, ob ich ein paar Ohrstöpsel bekomme. Und vielleicht eine Flasche Gin.«
    Sophies ehemaliges Zimmer entpuppte sich nicht als die tröstliche Zufluchtsstätte, die sie sich erhofft hatte. Vielleicht wäre es komisch gewesen, wenn das Poster der Manic Street Preachers und die schwarzen Spitzenschals noch da gewesen wären, die sie immer über den Lampenschirm gehängt hatte, damit es ein bisschen mehr nach Gothic aussah, trotzdem hatte sie auf das Refugium gehofft, das ihr das Zimmer früher stets geboten hatte. Nachdem ihr Vater so plötzlich gestorben war, war ihr Zimmer ihre Welt gewesen, wo sie sich in Musik vertiefen konnte, wo sie sich auf ihrem Bett zusammenrollen und alles vergessen konnte, was sie verletzte oder verwirrte, und das schien damals so gut wie alles gewesen zu sein. In diesem Zimmer hatten sie und Carrie sich so viele Stunden mit gedämpfter Stimme über Sex unterhalten, beziehungsweise über das, was sie über Sex zu wissen glaubten, und über die Kummerkastenseiten in der Zeitschrift Just Seventeen gekichert und jeden einzelnen Jungen, den sie kannten, bis ins Detail erschöpfend durchdiskutiert. Hier hatten sie sich gegenseitig Versprechungen gemacht, hier hatten sie das Band geknüpft, das Sophie eines Tages Louis Gregory über den Weg laufen lassen sollte. In diesem dreieinhalb mal zweieinhalb Meter großen Kämmerchen mit nur einem Fenster hatte Sophies Leben begonnen.
    Irgendwie schien es ein wenig verheißungsvoller Ort für einen Auftakt zu sein, vor allem, weil es in diesem Raum kalt war, weil der Heizkörper offensichtlich seit Jahren nicht mehr eingeschaltet worden war und es leicht nach Feuchtigkeit und stark nach Hund roch. Der Schein der Hundertwattbirne, die von der Decke baumelte, ließ das Zimmer fremd und seltsam wirken. Schweren Herzens zog Sophie den mit rosafarbenen und weißen Herzen verzierten verwaschenen Quilt heraus, den sie schon als Mädchen benutzt hatte, und fragte sich, warum sie darauf bestanden hatte, nach London zurückzufahren, wo sie doch einfach in die Pension zurückgehen könnte, wo Mrs Alexander ihr eine heiße Schokolade gemacht und Mrs Tregowan ihr von ihrem vierten Ehemann erzählt hätte, und wo sie in dem Fernseher, der in ihrem Zimmer an die Wand geschraubt war, Free-TV hätte schauen können, bis sie einschlief und von nächtlichen Bingospielen und

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