High Heels vs. Turnschuh (German Edition)
sollte nach Hause fahren, dachte ich gerade, als ich jäh von etwas Rotem aufgehalten wurde.
Nein…, keine rote Ampel, von roten High Heels!
Oh mein Gott, ich lebte doch noch, mein Puls fing an zu rasen und das Happy Feeling kam zurück. Wow, waren diese High Heels schön. Eigentlich waren sie ja nicht ganz Rot, sondern Rot/Schwarz kariert im Burberry Stil.
Im Kopf überschlug ich schnell meine finanziellen Mittel und musste leider feststellen, dass ich mich wahrscheinlich sehr weit aus dem Fenster lehnen müsste, um diese wunderbaren Schuhe zu bekommen. Wo würde ich die nächsten Wochen einsparen müssen? Vielleicht beim Essen?
Ja, das war eine gute Idee. Mir tat es sowieso ganz gut, obwohl ich ja dank der neuen Hosengröße nicht auf Diät leben müsste. Aber Salat und Gemüse zu essen ist ja trotzdem gesund. Auf alle Fall gibt es die nächsten Tage nichts aufwändiges, eher Kartoffeln mit Spinat oder Spaghetti mit Tomatensoße. Glücklich über meine Entscheidung betrat ich das Geschäft und stolz über meine Errungenschaft verließ ich es wieder. Jetzt brauchte ich nur noch etwas Essbares, möglichst günstiges, zu besorgen.
Beschwingt und gut gelaunt schob ich den Kinderwagen weiter durch die Fußgängerzone. Ich fühlte mich wieder richtig gut. Wie so ein paar neue Schuhe die Laune heben konnten, war einfach fantastisch.
An der Kasse, im Lebensmitteldiscounter, reichte ich meine Karte und dann passierte etwas, was mir noch nie in meinem ganzen Leben passiert war. „Kartenzahlung nicht möglich“, blinkte das Display auf. Oh nein, wie peinlich. Die Kassiererin schaute mich an und meinte, «vielleicht ein Fehler im Terminal, wir probieren es gleich nochmal«.
Wieder zog sie die Karte durch und schon wieder leuchtete das Display auf. Noch greller, noch größer. Ging´s noch auffälliger? Das konnte doch jetzt bestimmt jeder lesen!
»Haben sie vielleicht noch eine andere Karte?«, fragte sie mich, um mein peinliches Schweigen zu durchbrechen.
Was glaubte sie denn? Sehe ich aus wie Rockefeller? Natürlich hatte ich keine andere Karte und kramte in meinem Geldbeutel. Vielleicht bekam ich ja die 19 Euro 80 in bar zusammen. 19,60 - 19,70, puh, Gott sei Dank 19,80 . Glück gehabt.
Wie benommen verließ ich den Supermarkt und überlegte, wie mir die Finanzen nur so entgleiten konnten. Es war doch nichts Besonderes abgebucht worden.
Oh nein, oh doch, fiel es mir ein, ich hatte ja die Autoversicherung vergessen. Mein Hochgefühl war restlos verschwunden und trotz meiner neuen High Heels, konnte ich mich nicht mehr freuen.
Sollte ich sie vielleicht zurückgeben? Nein, dann würde ich mich ja in die nächste peinliche Situation bringen. Die Verkäuferin würde es mir sicherlich ansehen, dass ich die Schuhe zurückgab, weil ich das Geld brauchte.
Sie war jung und brauchte das Geld – nein, sie war alt und brauchte immer noch das Geld.
Sarkasmus pur. Aber nur so konnte ich mich noch einigermaßen bei Laune halten.
Bedrückt machte ich mich auf den Heimweg. Und wo fand ich Chris als ich nach Hause kam? Natürlich auf der Couch mit den Füßen auf den Tisch. Was kam denn noch alles an diesem Tag? Schon schossen mir auch die Tränen in die Augen. Ich mag nicht mehr, ich kann nicht mehr.
»Was ist denn mit dir los?« fragte Chris.
»Was soll schon sein, mein Tag war einfach Kaka«, allzu oft wollte ich das Sch***Wort ja auch nicht benutzen.
»Ich bin pleite, ich bin dick, ich trage Dutt und über meine neuen Schuhe, kann ich mich nicht freuen. Also was soll schon sein?«, fuhr ich ihn an.
Chris saß immer noch wie ein Getreidesack da und starrte mich an.
»Hast du deine Tage?«
Jetzt ist es aber genug. Bevor ich mich vor Zorn übergeben muss, setzte ich ihm seinen Sohn auf den Schoß und knallte die Haustür hinter mit zu. Das passierte mir manchmal, wenn ich mich in etwas zu sehr reinsteigerte, also das mit dem Übergeben meine ich. Ich wollte jetzt einfach nur zu Melli fahren. Nur sie konnte mich jetzt verstehen. Ich kannte ihre Gefühlswelt und sie meine. Oft verstanden wir uns sogar ohne Worte. Es tat gut, meinen ganzen Frust, bei ihr abzulassen und sie ließ mich einfach reden und erzählen. Keine blöden Kommentare, kein verwirrten Blicke - einfach nur Verständnis mit einer Flasche Sekt.
Ein paar Tage später hatte ich mich von dem Schreck und dem darauffolgendem Zorn auf Chris wieder ganz gut erholt. Wieder einmal mehr hatte ich mich einer Situation, ohne weitere Schwierigkeiten
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