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High Heels vs. Turnschuh (German Edition)

High Heels vs. Turnschuh (German Edition)

Titel: High Heels vs. Turnschuh (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Clayton
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konnte doch nicht wahr sein. Mir war noch nie so bewusst geworden, dass ich die Birnenform meiner Mutter angenommen hatte. Ich kenne zwar das unvorteilhafte Spiegelbild, das man in den neonlichtdurchflutenden Umkleidekabinen hat, aber jetzt auch noch in einem Schuhladen? Das lag sicher nur daran, dass ich in diesem Massenwarenshop einkaufen gehen musste. Die hatten nun mal solche Billigspiegel, die die Realität nur verzerrt wieder geben konnten.
    Neben mir probierte ein junges Mädchen gerade Ballerinas an und mit leichter Eifersucht bemerkte ich, dass sie darin wirklich gut aussah. Wusste ich´s doch, solche Schuhe sind nur für knabenhafte Figuren gemacht, wurden aber von Müttern ebenfalls gerne getragen, da sie darin ihren Kindern, komfortabler hinterher hetzen können.
    Was soll´s, ich ergab mich dem Schicksal und entschied mich für ein paar Flache, die mit Blümchen und Schleifchen zwar sehr mädchenhaft wirkten, mir aber nicht das Gefühl gaben, nur der Zweckmäßigkeit gekauft zu werden. Anders als bei High Heels, fühlte ich mich darin aber weder sexy noch selbstbewusst. Im Gegenteil, jetzt fühlte ich mich klein, dick und unscheinbar. In dieser ungewohnt ebenerdigen Position fiel mir zu meinem Entsetzen noch etwas auf. Mein Bauch, einst flach und straff, zeichnete sich unter dem T-Shirt als weiches Geschmeide ab. Eine kleine Rolle legte sich anschmiegsam um den Bereich Bauchnabel, Taille und vorletztem Lendenwirbel. Was bei Autos vielleicht gut getunt genannt wurde, da tiefergelegt und verbreitert, kann in meinem Fall höchsten restaurier bedürftig bezeichnet werden. Nein, ich war kein Sportwagen mehr, eher ein alternder Käfer. Mit meinen zu einem Dutt, zusammengebundenen Haaren, einem Gesicht, das schon lange keine Make Up gesehen hatte und meiner Jeans, die ich kaum zubrachte und darin aussah wie Presswurst in Speckmantel, sah ich mich als Frau, die der einstigen Emma in keinster Weise mehr glich.
     
    Mit den Worten »Dada«, wurde ich aus meiner stumpfen Lethargie gerissen. Super. Mit seinen Schokoladenhänden, räumte Julian gerade wieder ein Schuhregal aus. Jetzt aber weg hier. Schnell bezahlte ich meine neuen Turinas und verließ eiligst den Laden. Wehmütig blickte ich noch mal zurück ins Schaufenster. Kannte ich diesem Satz nicht von irgendwoher? Ja genau, ganz am Anfang beschrieb ich die gestressten Mütter doch so. Ha, wer hätte das gedacht, jetzt gehörte ich dazu.
    Ich weiß gar nicht, wie ich damals so schlau auf sprechen konnte. Von wegen, man muss nur seinem eigenen Ich treu bleiben, dann klappt das schon. Nichts…, ein Scheißdreck klappte mit diesem Schlaumeierspruch. Ich bin genervt, sauer, unzufrieden und fett. Besser konnte mein Leben doch gar nicht laufen.
    Trotz dem anfänglichen Sportversuchen, hatte ich es immer noch nicht geschafft, wieder auf Größe 36 zu kommen. Den Kinderwagen umklammert, schlenderte ich mit einem typisch, genervten Muttergesicht, weiter durch die Straßen. Da ich nun schon mal dabei war, mir mein Leben mit flachen Schuhen zu versauen, konnte ich auch gleich weitermachen. Ich beschloss, ein paar Hosen in meiner jetzigen Größe zu kaufen aber dabei erlitt ich meinen nächsten Schock. Die Verkäuferin die mich beriet, war zwar sehr nett, aber leider viel zu ehrlich.
    »Welche Größe tragen Sie denn?«, fragte sie mich.
    »Ich denke Größe 38 passt«, sagte ich.
    Worauf sie entgegnete, »wissen sie was, ich bring ihnen auch gleich mal Größe 40 mit. Die Größen fallen ja, je nach Marke unterschiedlich aus«.
    Ha, ha, deutlicher konnte sie mir nicht machen, dass sie mir Größe 38 nicht abnahm. Und die blöde Kuh hatte sogar Recht, ich trug nicht eine Nummer größer, sondern zwei. Von Kleidergröße 36 auf 40 in 365 Tagen, klasse Leistung.
    Aufmüpfig schossen mir die Worte „rund, na und“ und „wer mich nicht so liebt, wie ich bin, den brauchte ich auch nicht“, in den Kopf.
    Eine meiner neuen Größe 40 Hosen behielt ich auch gleich an, denn auf Dauer war mir die andere mit der Arsch frisst Hose Form, sowieso zu unangenehm. Aber nicht nur das, ich zog auch gleich meine neuen flachen Treter an. Ich bin ganz ehrlich, es tat ja schon gut, meinen Formen wieder Raum zu geben.
    Als Model in High Heels, zumindest dachte ich das, bis ich mit der Realität konfrontiert wurde, betrat ich den Laden, als unscheinbares XL-Model verließ ich ihn wieder.
    Völlig Desinteressiert an den Auslagen und in einem Schaumbad aus Selbstmittleid, zog ich weiter. Ich

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