High Heels vs. Turnschuh (German Edition)
angepasst.
Anpassen konnte ich mich mittlerweile ja ganz gut, schließlich hatte ich mich auch an die Wochenendausflüge, mit meinen Schwiegereltern oder an das Kochen gewöhnt. Eigentlich fühlte ich mich wie ein Einzeller, der mit der Taktik des Anpassens, sein Überleben sichert.
Der nächste Ausflug konnte also kommen. Ich war vorbereitet mit meinen flachen Schuhen. So leicht würde mich nun nichts mehr von Weg abbringen. Gewappnet schlüpfte ich in meine neuen Turinas und sah statt wohlwollender Zustimmung, nur den entsetzten Blick aller, auf meine neuen Schuhe gerichtet.
»Die willst du doch nicht etwa in die Berge zum Klettern anziehen?«, fragte meine Schwiegermama.
Wieso denn Klettern? Davon hatte mir keiner etwas gesagt. Ja, meine Schwiegereltern wussten immer zu überraschen. Heute stand also eine Tour, zu einer schön gelegenen Almhütte bevor. Leicht zu erreichen, mit Kinderwagen kein Problem, doch feste Schuhe sind Pflicht.
Nun auch noch das. Musste ich mir vielleicht auch noch eine Kraxe anschaffen, damit ich das Kind auf meinem Buckel, den Berg rauf und runter tragen kann? Jetzt reicht´s mir aber.
»Warum sagt mir das verdammt noch mal keiner?« entfuhr es mir.
Entsetzt starrten mich alle an.
»Was ist los, warum gafft ihr mich jetzt alle so an?« Upps, das war mir nur so raugerutscht, aber ich war doch auch wirklich sauer.
»Ich hab keine Lust mehr, wie ein Wackel Dackel zu allem zu nicken und hinter Euch herzulaufen. Hin und wieder möchte ich auch gern mal entscheiden, was ich tun möchte«.
Frustriert setzte ich mich auf einen Stuhl und wartete auf eine Reaktion.
»Mit diesen Schuhen kannst Du jedenfalls nicht mitkommen«, stellte meine Schwiegermutter sachlich fest.
»Großartig, ich habe sowieso keine Lust«, antworte ich eingeschnappt.
Betretenes Schweigen machte sich breit und Chris hatte den, wir unterhalten uns später Blick aufgesetzt.
»Ist denn in der Wickeltasche alles für den Kleinen drin?«, fragte mich meine Schwiegermutter. »Er braucht ja deswegen nicht auf diesen schönen Ausflug verzichten«, setzte sie nochmal nach.
Ich nickte nur und gesammelt gingen sie zur Haustür hinaus. Der letzte Satz bevor die Tür in Schloss viel, kam natürlich von Schwiegermama.
»Was ist denn heute mit Emma los, so ist sie doch sonst nicht?«
Dass sie einfach nicht mal eine Sache so stehen lassen konnten, wie sie nun mal war. Immer musste noch eins draufgesetzt werden.
Aber, was soll schon mit mir sein? So schnell, wie ich in neue Situationen geriet, so schnell konnte sich noch nicht mal der beste Einzeller anpassen.
Diesen Sonntag musste, bzw. durfte ich zu Hause bleiben. Juhuu… Und ehrlich gesagt, es hätte in diesem Moment kein größeres Glück für mich geben können. Ich genoss einen wunderbaren Sonntag.
Liebling wir machen Urlaub
Chris hatte sich Urlaub genommen. In einer Woche würden wir in die Ferien fahren, und 14 Tage Stressabbau betreiben. Dachte ich zumindest. Ich freute mich wirklich riesig, auf Sommer, Sonne, Strand und Meer. Ein gutes Hotel, vielleicht sogar mit Wellnessangeboten und einem Buffet quer durch den Raum. Kein Kochen, kein Aufräumen – einfach nur entspannen.
Der letzte gemeinsame Urlaub war noch ohne Kind gewesen. Ok, es war kein richtiger Urlaub, sondern eher ein Wochenendausflug, aber ich erinnere mich noch gerne daran. Mit dem Zug fuhren wir nach Salzburg, nahmen uns eins der besten Hotels am Platz und zogen wie verliebte Teenager durch diese wunderschöne Stadt. Wir besichtigten die Festung Hohensalzburg, liefen an Mozarts Geburtshaus vorbei und wir gingen natürlich Shoppen.
Shoppen gehen macht ja immer Spaß, aber in einer anderen Stadt ist das doch noch einmal etwas ganz anderes. In der eigenen Stadt weiß man, wo was zu finden ist, wo es die besten Schuhe gibt und in welcher Seitenstraße die tollsten Schnäppchen zu machen sind. Aber in einer fremden Stadt, steigt der Adrenalinspiegel doch noch viel höher. In jedem Geschäft, könnte ja das non plus ultra hängen, stehen oder liegen, also muss man einfach in jedes noch so kleine Lädchen gehen, um nur ja nichts zu übersehen. Chris hat damals gut mitgehalten, nur am Schluss hat er dann doch etwas geschwächelt. Während er in einem Straßencafé saß und Zeitung las, zog ich allein weiter. Die Stiefel und die Sonnenbrille von Versace trage ich heute noch manchmal. Erinnerungen an eine Zeit, in der ich noch „seufz“ ganz frei von Hausarbeit und Wickeltisch
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