Highland-Saga 03 - Schild und Harfe
versammelt hatten. Soeben wurde einem jungen Soldaten von kaum achtzehn Jahren wegen Insubordination der Prozess gemacht. Er selbst wartete, von zwei bewaffneten Soldaten flankiert, auf einer Bank darauf, an die Reihe zu kommen. Die Zeltklappe am Eingang hob sich: Ein Offizier ging hinaus. Die Brise, die von draußen hereinwehte, liebkoste ihn sanft. Er schloss die Augen und versank erneut in seinen Erinnerungen.
»Warum bleibst du nicht über Nacht, Alas?«, fragte Kirsty noch einmal und legte den Zeigefinger in das Grübchen an Alexanders Kinn.
In diesem Moment bewegte sich der Vorhang und blähte sich in dem Schwall kalter Luft, der in die Hütte eingedrungen war, als jemand die Tür aufriss. Alexander rückte von Kirsty ab und griff reflexhaft nach seinem langen Messer, das er niemals ablegte. Laute Stimmen hallten durch den Raum. Ein dumpfes Geräusch, ein erstickter Schrei, und dann brach ein fürchterliches Kampfgetümmel los.
Blitzschnell schob der junge Mann seine Gefährtin hinter sich. Dann riskierte er einen Blick auf die andere Seite des Stoffs. Ronnie lag in einer Blutlache auf dem Boden. Stewart und ein Unbekannter wälzten sich kämpfend am Boden. Der Mann rammte Stewart, der stöhnend zusammenbrach, ein Messer in den Leib. Donald, der von drei zweifelhaften Gestalten an die Wand gedrückt wurde, rief um Hilfe. Mit einem Mal war es Alexander sehr heiß. Er war nur mit seinem Messer bewaffnet; so konnte er es niemals mit den drei massigen Gestalten aufnehmen.
Die Angreifer, die bemerkt hatten, dass sich noch ein Mann in der Kate befand, änderten ihre Taktik. Donald fand sich plötzlich unter die Achselhöhle des einen geklemmt wieder. Eine Klinge saß an seiner Kehle.
»Alas …«, stieß sein Freund gepresst hervor.
»Heraus mit dir, du Bengel, sonst lasse ich deinen Kumpan ausbluten wie ein Schwein!«
Alexander sah sich panisch in der Ecke um, die als Hinterzimmer diente. Sie besaß keinen Ausgang; sie saßen unentrinnbar in der Falle. Hastig schob er Kirsty nach hinten und nötigte sie, sich hinter ein stinkendes Fass zu hocken. Mit zitternder Hand hielt sie ihn an seiner Kniehose fest.
»Nein … Geh nicht, Alas. Sie werden dich töten.«
»Bleib hier, und rühr dich nicht, verstanden?«
»Alas …«
Tränen glänzten in ihren herrlichen grünen Augen. Er beugte sich zu ihr hinunter und küsste sie zärtlich.
»Kirsty … vielleicht liebe ich dich ja doch ein wenig …«
In diesem Moment stieß sie einen Schrei aus, und er spürte, wie er gegen die Wand geschleudert wurde. Der Stoß war heftig und der Schmerz schneidend. Das Zimmer drehte sich um ihn, und er sah auf merkwürdige Weise alles doppelt. Er hielt sich an einem der Metallringe fest, die für das Vieh in die Wand eingelassen waren, und zog sich mühsam wieder hoch. Sein Messer… Er hatte es verloren.
Kirstys Aufschrei traf ihn mitten ins Herz. Die beiden Männer versuchten, die Röcke der jungen Frau hochzuschieben. Endlich entdeckte Alexander sein Messer: Es lag auf dem Boden, direkt hinter einem von ihnen. Er musste unbedingt etwas unternehmen, konnte nicht zulassen, dass die Männer ihr Gewalt antaten. Wenn er sein Messer erreichte, ohne dass sie es bemerkten … Er blinzelte, um seinen Blick zu klären, und stürzte voran. Ein stechender Schmerz fuhr durch seinen Schädel … Kirsty schrie immer noch, spuckte und zappelte heftig. Noch ein paar Zoll … Ein Fuß traf seinen Nacken, presste ihn auf den Boden und zerquetschte ihm fast die Luftröhre. Der dritte Mann … Luft, er brauchte Luft … Er sammelte alle Kraft, die er noch besaß, packte seinen Angreifer an einem Bein und riss ihn um, so dass er über das Stroh rollte. Ein paar Hühner flogen gackernd auf.
»Alasdair!«, schrie Kirsty.
Der eine Kerl war mit ihr fertig und hielt sie fest, während sich jetzt sein Kumpan die Hose aufknöpfte …
Erneut wurde die Eingangsklappe hochgeschlagen, und drei Männer betraten das Zelt. Unter ihnen erkannte er Sergeant Roderick Campbell, der gegen ihn aussagen würde. Sein Auge war blau und seine Lippe angeschwollen. Der Mann sah ihn kurz an und ging dann auf das Gericht zu. Alexander starrte seinen Rücken an. Vor Zorn und Schmerz biss er die Zähne zusammen, ballte die Fäuste und wollte aufspringen. Ich habe sie nicht getötet, hätte er am liebsten gebrüllt . Sie ist deinetwegen gestorben, du armer Tor! Wegen deiner unredlichen Machenschaften. Ich habe Kirsty geliebt … Ja, ich habe dieses Mädchen
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