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Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Titel: Highland-Saga 03 - Schild und Harfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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Ist es nicht unterhaltsam, von ihnen zu sprechen, indem wir ihnen eine Gestalt geben, die ausdrückt, was sie bei uns auslösen? Du siehst, wie ein Barde von den Taten eines stolzen Kriegers aus seinem Clan erzählen kann … Cuchulain war nur ein Mensch aus Fleisch und Blut, ein sterblicher Krieger wie du und ich. Aber man erzählte sich von ihm, dass er sich im Kampf in ein entsetzliches, blutrünstiges Monstrum verwandelte. Seine Haare stellten sich auf wie Stacheln, sein Mund wurde so groß, dass der Kopf eines Mannes hineingepasst hätte; und während eines seiner Augen sich in seinen Schädel zurückzog, trat das andere aus seiner Höhle und wurde rot. Ist dieses Bild nicht sehr vielsagend? Denn so rasend war seine Kampflust … genau wie deine auf der Ebene des Drummossie Moors.«
    Verblüfft, mit offenem Mund hatte Alexander sich umgedreht.
    »Aber ich habe dort doch gar nichts vollbracht«, stotterte er und errötete.
    »Im Gegenteil! Du hast mehr erreicht, als du glaubst. Du hast dich deinen Ängsten gestellt, diesen Ungeheuern, die deine Eingeweide verschlingen. Genau wie Cuchulain bist du zur Rettung deiner Götter herbeigeeilt: deines Vaters, deines Clans, deiner Heimat. Zugestanden, das Ergebnis ist nicht so ausgefallen, wie du es dir erhofft hattest. Aber man kann die Ziele, die man sich setzt, auf verschiedenen Wegen erreichen. Du wirst eines Tages einen anderen finden. Vergiss nicht, dass wir Menschen und daher unvollkommen sind. Wir haben alle unsere Grenzen. Jeder Mensch muss mit seinen guten Eigenschaften und seinen Fehlern das Beste tun, was er kann. Du musst lernen, deine Schwachpunkte anzunehmen. Für die Kelten ist das eine Lebensregel. Für sie sind die einzigen Schwächen ein Mangel an Mut, ein weichlicher Geist und böse Taten. Und daher trifft dich keine Schuld, mein Kind.«
    »Aber ich habe versagt… Meinetwegen ist mein Vater …«
    »Cuchulain war auch nicht unfehlbar. Er war ein Mensch. Heißt es nicht: Errare humanum est, irren ist menschlich? Seine übergroße Leidenschaft hat ihn dazu getrieben, viele Fehler zu begehen, für die er oft sehr teuer bezahlen musste. Hat er nicht seinen eigenen Sohn Conlai getötet, nachdem er ihn bei einem Kampf Mann gegen Mann zu spät erkannt hatte? Und was geschah mit Ferdia, seinem Freund, mit dem gemeinsam er das Kriegshandwerk erlernt hatte? Gereizt von den sarkastischen Worten der Königin Medb, seiner Feindin, auf deren Seite sich Ferdia gestellt hatte, musste Cuchulain sich mit ihm messen und ihn zu seinem allergrößten Entsetzen töten. Trotzdem haben alle ihn in den Himmel gehoben. Man scheitert niemals auf der Suche nach dem Guten, Alasdair. Doch der Weg ist häufig verschlungen und voller Dornen. Cuchulain war der Wächter seines Volkes. Seine Mission war edel; und er hat sie so gut vollbracht, wie es ihm seine Fähigkeiten gestattet haben. Du wirst dieses Gefängnis bald verlassen, nach Hause zurückkehren und die Deinigen wiedersehen. Sie werden Verständnis haben und dir die Tat vergeben, die du dir vorwirfst.«
    Seine Tat? Aber welche? Seinen Ungehorsam auf dem Schlachtfeld … oder die Tat, die ihn seit fast drei Jahren nicht mehr schlafen ließ? John wusste Bescheid. Ganz bestimmt kannte er sein schreckliches Geheimnis. Wenn nicht, warum hätte er sich dann auf dem Moor von Drummossie so verhalten sollen? Inzwischen wussten es sicherlich alle. Seine Brüder, sein Vater … Sie würden ihn nicht wiedersehen wollen und ihn von sich weisen. Zweimal war er ungehorsam gewesen; zweimal hatte er den Tod eines Menschen verursacht, der ihm lieb war. Vielleicht sogar ein drittes Mal, auf dem Moor von Drummossie.
    »Mein Bruder John wird mir nie verzeihen«, murmelte Alexander schwach. Sein Blick verlor sich in dem Stückchen Himmel, das durch das Fenster zu sehen war. »Und die anderen auch nicht, wenn sie davon erfahren. Ich bin meinem Vater ungehorsam gewesen. Meine Brüder haben versucht, mich daran zu hindern, auf das Schlachtfeld zu laufen. Aber ich habe nicht auf sie gehört. John … hat auf mich geschossen.«
    Der Alte sah ihn wortlos an. Alexander hatte ihm noch nie erzählt, was ihm an diesem schrecklichen Tag zugestoßen war. Aber er wusste, dass der Junge schlimme Seelenqualen litt. Oft sah er, wie seine schönen Augen sich verdüsterten. Nachts hatte der Knabe oft Albträume, in denen er nach seiner Familie rief und aus denen er dann entsetzt hochfuhr. Es war nur natürlich, dass die Schlacht auf dem Moor von Drummossie

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