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Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Titel: Highland-Saga 03 - Schild und Harfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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Gewiss, ich suche in der Kunst unserer urkeltischen Vorfahren nach dem Absoluten, und ich glaube, dass mich das bewogen hat, das Klosterleben zu ergreifen. Aber ich bin auch wie alle Menschen: Ich esse, ich trinke und… nun ja, ich habe auch andere Bedürfnisse. Brenda hieß die Dame, die mein Verderben war.«
    In Gedanken versunken hatte der Alte den Vornamen mit einem ganz besonderen, sehnsüchtigen Unterton ausgesprochen.
    »Iam dulcis amica venito quam sicut cor meum dilogo. Intra in cubiculum meum ornementis cuntis onustum … 15 Was für wunderbare Verse! Ich habe sie ihr bei unserem letzten … nun ja … Brenda war … eine göttliche Vision, meine Inspiration … Alle Engel, die ich zeichnete, sahen ihr ähnlich. Ach, mein Junge, die Frau ist die Quelle des Lebens. Sie schließt den ewigen Kreislauf. Sie ist die Fruchtbarkeit, die Liebe und die Schönheit. Sie ist eine Muse und ein Heiligtum, der Altar, auf dem wir unsere Opfer darbringen … Vergiss das niemals, Alasdair. Die Frau ist die Hand, die dem Herzen Heilung bringt, aber sie kann auch der Dolch sein, der es bluten lässt.«
    »Oh!«, versetzte Alexander verblüfft. »Aber Ihr seid doch…?«
    »Priester? Ja, gewiss … Aber schau …«, sagte er und wies mit dem Finger auf seine Augen, »ich bin nicht blind. Und ich bin auch nicht aus Holz geschaffen«, setzte er hinzu und kniff sich in den unverletzten Schenkel. »Brendas Eltern haben unsere Beziehung entdeckt. Sie haben das Mädchen zu Verwandten geschickt, nach Kildare. Und ich habe, um einen Skandal zu vermeiden, in aller Heimlichkeit den Orden verlassen. Ich habe meine Liebste nie wiedergesehen…«
    Schreie, die aus dem Innersten der Erde zu kommen schienen, drangen bis zu ihnen, hallten in den Korridoren des Gefängnisses wider und unterbrachen ihr Gespräch. Alexander schnitt eine Grimasse und zog den Kopf zwischen die Schultern. Das ging jetzt schon zwei Tage so. Einer der neuen Gefangenen hatte ihnen erklärt, das sei Evan MacKay, ein jakobitischer Spion, den man mit auf Französisch geschriebenen Briefen ergriffen hatte. Der Unglückliche weigerte sich, unter der Folter zu sprechen. Dafür kommt er ins Paradies, flüsterte man sich zu. O’Shea sprach ein kurzes Gebet. Für MacKay konnte man nur noch hoffen, dass ihm ein rascher Tod vergönnt war.
    »Gut, Alasdair Dhu … fahren wir fort …«
    Fasziniert sah Alasdair Dhu, den der Alte wegen seines dunklen Haars so getauft hatte, viele Minuten lang zu, wie er mit der Hand, an der zwei von einem Geschoss weggerissene Finger fehlten, wunderbare, komplexe Motive auf den Boden zeichnete. Gewiss, diese verschlungenen Ornamente waren ein wichtiger Teil der Kultur der Highlander und ihm vertraut. Besaß nicht jeder der Männer des Clans einen Dolch, dessen Griff mit solchen Mustern verziert war? Doch erst jetzt erlernte Alexander ihre Bedeutung und sah sie nun mit anderen Augen.
    Wenn O’Shea schlummerte, unterhielt der Knabe sich damit, das wiederzugeben, was er sich bei seiner letzten Lektion eingeprägt hatte. »Der Geist ist wie die Hand , schrieb Aristoteles«, erklärte der Priester ihm eines Tages, als er erwachte und seine Fortschritte betrachtete. »Wer nichts spürt, der lernt auch nichts. Aber du bist talentiert. Eine Gabe … wahrhaftig.«
    Alasdair sah ihn an und runzelte die Stirn.
    »Du bist noch recht jung. Aber der Tag wird kommen, an dem du das verstehst. Wir kommen nicht tugendhaft zur Welt, sondern müssen uns unsere Tugend erwerben. Man muss lernen, sie im alltäglichen Leben anzuwenden. Dazu bedarf es gewisser Neigungen und des Erwerbs von Kenntnissen. Anders ausgedrückt: Du besitzt Talente, Alasdair, Eigenschaften, von denen man wissen muss, wie man sie zur Geltung bringt. Die Fehler vergisst man natürlich lieber. Doch auch diese Makel, diese Grenzen, müssen wir akzeptieren und uns mit ihnen abfinden. Vollkommenheit ist nur den Göttern gestattet. Wir müssen unsere Gaben einsetzen, um Vollkommenheit zu schaffen und sie zu betrachten. Die Betrachtung der Schönheit erlaubt es dem Geist, in einen Moment der Seligkeit zu flüchten und dabei alles zu vergessen. Während du also auf Dies irae wartest, den Tag des göttlichen Zorns oder das Jüngste Gericht, während dein leerer Magen dich quält, wenn dein letzter Farthing 16 dir in dem Moment, in dem du dir ein letztes Dram 17 Whisky kaufen willst, aus den Händen fällt und zwischen zwei Bodendielen verschwindet, wenn die Angst dir bei jeder Biegung eines

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