Highland-Saga 03 - Schild und Harfe
Haube und ihrem schwarzen Kleid und reizte sie zum Husten. Mit tränenden Augen begegnete sie dem Blick seiner saphirblauen Augen, die sie hart fixierten. Mit einem Mal fürchtete sie sich vor Alexander.
»Ich bin kein Hampelmann, Isabelle Lacroix! Und auch kein Hund, den man aussetzt und dann wieder ruft, wenn man Lust dazu hat. Tagelang habe ich darauf gewartet, dass du mir eine Nachricht schickst. Nichts! Tagelang habe ich mich zurückgehalten und bin nicht zu dir nach Hause gekommen, weil du mich darum gebeten hattest. Wie sollte ich denn erraten, was mit dir ist? Ich habe ganz einfach gedacht, du …«
Seine nächsten Worte gingen in einem Donnergrollen unter. Isabelle nahm sich zusammen und reckte die Brust. Ihr Herz schlug rascher, und mit einem Mal wurde ihr klar, wie sehr er ihr gefehlt hatte und wie dumm und egoistisch sie gewesen war. Er hatte geglaubt, sie wolle nichts mehr von ihm wissen. Wie hätte er auch etwas anderes denken können? Sie vermochte seinem eindringlichen Blick nicht länger standzuhalten und wandte sich ab.
»Es tut mir leid, Alexander. Ich weiß, ich hätte dir eine Nachricht schicken und dir alles erklären sollen. Mehrere Male stand ich kurz davor. Doch dann wollte ich dich lieber im Rennenden Hasen aufsuchen. Und dort … dort habe ich dich dann mit dieser Frau gesehen… Ich war dermaßen enttäuscht und verletzt! Du hast wahrhaftig nicht lange gebraucht, um eine andere an meine Stelle zu setzen…«
»Diese Frau ist nur… eine Freundin. Ich dachte, du wolltest nichts mehr mit mir zu tun haben, Isabelle. Émilie … nun ja …«
»Was ist das denn für eine Art von ›Freundin‹, mit der man sich unter dem Tisch wälzt, erkläre mir das einmal! Oder nein… Ich will es gar nicht wissen!«
Bei diesen Worten hielt sie sich die Ohren zu. Er ließ sie los und trat ein Stück von ihr zurück. Zwei dicke Tränen zogen eine Spur über die mehlbestäubten Wangen der jungen Frau.
»Isabelle … By God! I am sae sorry .«
»Was für eine Vergeudung, was für eine schreckliche Verschwendung!«
Der Zorn der Elemente vertrieb das Tageslicht, und in dem Raum wurde es dunkel. Über ihnen knarrte die Flügelwelle der Mühle und sorgte für eine noch unheimlichere Stimmung. Isabelle erschauerte und tat ein paar Schritte auf den Esskorb zu, den sie auf der Holzkiste stehen gelassen hatte. Sie wusste nicht recht, welche Richtung sie diesem Gespräch jetzt geben sollte.
»Bei diesem Gewitter wird Mado wohl so bald nicht zurückkehren … Und ich vermute, du hast auch noch ein wenig Zeit…«
»Ich habe noch zwei Stunden bis zur Sperrstunde.«
Sie zog ihr feuchtes Cape aus und löste die Haare, die ihr im Gesicht klebten. Dabei bemerkte Alexander die tiefen Schatten, die unter ihren Augen lagen, und dankte Madeleine stumm dafür, dass sie ihm Bescheid gegeben hatte. Sie bedeutete ihm, sich zu setzen und versuchte, die Weinflasche zu entkorken. Schweigend sah er ihr zu und nahm ihr gegenüber Platz.
Alexander hatte lange auf die beiden Cousinen gewartet und dabei ständig mit sich gerungen, ob er flüchten oder bleiben sollte. Tatsache war, dass er sich vor dem Wiedersehen mit Isabelle gefürchtet hatte. Er hatte Angst gehabt, sie werde seine Befürchtungen bestätigen. Doch er steckte zu tief in Madeleines Intrige, um noch zurückzukönnen. Niemals hätte er gedacht, dass eine Frau eine derartige Wirkung auf ihn ausüben könnte. Isabelle hatte seine triste Existenz und seine Seele auf den Kopf gestellt. Sie war so sinnlich wie Connie, so sanft wie Kirsty, aber auch so voller Kraft wie Leticia und so liebevoll wie seine Mutter… All das wollte er nicht verlieren. Um die Wahrheit zu sagen, hatte sie ihn vollständig umgekrempelt, wie einen Handschuh. Doch es fiel auch sehr leicht, einen Handschuh wegzuwerfen, wenn man ihn nicht mehr gebrauchen konnte.
»Ich muss wissen, ob du noch ein wenig für mich empfindest, Isabelle.«
Verblüfft erstarrte die junge Frau mitten in der Bewegung. Er nahm ihr die Flasche aus den Händen, öffnete sie und stellte sie zwischen sie beide auf den Boden.
»Es macht mich traurig, dass du an meinen Gefühlen für dich zweifelst, Alex.«
»Habe ich denn nicht gute Gründe dafür?«
Um dem Blick seiner blauen Augen auszuweichen, begann sie in dem Korb zu kramen. Sie fand die Gläser, die sie suchte, und tat so, als betrachte sie sie.
»Die gleiche Frage könnte ich dir stellen, Alex«, erklärte sie und sah ihn anklagend an.
Da hat sie wohl recht,
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