Highland-Saga 03 - Schild und Harfe
Eisenstange dastand. Madeleine sah, wie sein Kiefer sich heftig verkrampfte, und legte eine Hand auf seinen Arm.
»Ihr liebt sie immer noch, stimmt’s?«
Er schluckte und nickte dann.
»Sie wird mich nicht sehen wollen, Madame Madeleine«, murmelte er. »Hat … hat sie Euch nicht alles erzählt? Ich dachte…«
»Isabelle spricht nicht mehr mit mir, Monsieur Macdonald, und auch sonst mit niemandem. Ohnehin geht es nur euch etwas an, was zwischen euch vorgefallen ist. Aber ich weiß, dass sie Euch immer noch liebt…«
Er schlug die Augen nieder.
»Das bezweifle ich.«
»Ich habe nicht gesagt, dass sie nicht mehr böse auf Euch ist … Wir sollten nicht versuchen, sie zu etwas zu überreden, sondern lieber ein … zufälliges Zusammentreffen arrangieren. Sie braucht Euch.«
»Also, ich weiß nicht…«
»Alexander«, bat sie leise, »tut es für sie!«
Das Vertrauen, das sie ihm erwies, rührte ihn, und ihm fiel auf, dass sie ihn zum ersten Mal mit dem Vornamen angesprochen hatte. Er schenkte ihr ein zaghaftes Lächeln und sah einen Moment lang auf die Hand hinunter, die seinen Arm drückte. Madeleines Finger waren lang und schmal und die sehr kurz geschnittenen Nägel blitzsauber.
»Und woran hattet Ihr gedacht?«
Zufrieden lächelte sie.
»Nun ja … Wir sind schon sehr lange nicht mehr auf ein Picknick ausgegangen!«
13
Verbotene Wonnen
Ein schneidender Nordostwind war aufgekommen. Völlig außer Atem suchten die beiden Cousinen Zuflucht in der Mühle. Murrend schloss Isabelle die Tür, so dass sie im Halbdunkel standen. Ein Blitz erhellte das Stück Himmel, das durch das Fenster zu sehen war. Die junge Frau erschauerte. Wie sie Gewitter hasste!
»Was für ein Tag! Ich wäre wirklich viel lieber zu Hause im Warmen geblieben, statt meinen Imbiss hier in der Kälte einzunehmen, Mado. Was ist bloß in dich gefahren?«
»Du musst auf andere Gedanken kommen, Cousine. Schönes Wetter oder nicht, ich habe beschlossen, dich einmal aus deinem Sarg zu entführen.«
»Mado!«
»Entschuldige, Isa. Aber du bist ziemlich blass und brauchst ein wenig frische Luft.«
Isabelle verzog das Gesicht und ließ ihren Blick über das staubige Innere der Mühle schweifen, die seit dem Herbst leer stand.
»Hmmm… Schöne frische Luft hier!«
Madeleine ignorierte ihre Bemerkung und tat, als suche sie etwas in ihrem Korb.
»Zu dumm! Jetzt habe ich die Gläser vergessen.«
»Dann trinken wir eben aus der Flasche.«
»Nein, ich gehe zurück und hole sie. Du bleibst hier und packst schon einmal aus. Ich bin bald wieder da.«
»Bist du noch ganz richtig im Kopf, Mado?! Das ist ja viel zu weit, und es stürmt wie verrückt. Also, das ist wirklich nicht nötig.«
Doch Madeleine war schon nach draußen verschwunden. Isabelle sah ihr nach, wie sie sich mit gesenktem Kopf gegen die Windböen und die ersten Regentropfen stemmte, die zu fallen begannen.
»Ach, Himmelherrgottsakrament… Wir wären ebenso gut ohne Gläser ausgekommen! Auf dieses ganze Picknick hätten wir bei dem Hundewetter verzichten können! Bald wird es Bindfäden regnen, und dann kann sie nicht wiederkommen! Und ich werde hier allein herumsitzen und darauf warten, dass das Gewitter aufhört.«
Mit einem kräftigen Fußtritt knallte sie die Tür zu. Der weiße Staub, der den Boden bedeckte, stieg als feine Rauchwolke auf. Immer noch verärgert ergriff sie den Besen, der an der Tür stand, und machte sich daran, eine Ecke auszufegen, um dort die Decke auszubreiten. Als das erledigt war, fasste sie in den Korb. Ein leises Klirren; sie runzelte die Stirn: Da waren ja die Gläser!
»Also, diese Mado! Sie hat wirklich ihre fünf Sinne zurzeit nicht beieinander!«
Sie breitete die Decke auf dem Boden aus und legte die Esswaren darauf. Dann setzte sie sich auf eine Holzkiste, um auf ihre Cousine zu warten. Plötzlich vernahm sie ein Geräusch und hob den Kopf. Der Hintergrund des Raums lag im Halbdunkel. Zweifellos eine Feldmaus, die vorhatte, sich ebenfalls zu dem Festmahl einzuladen. Sie zögerte einen Moment, doch das Geräusch wiederholte sich.
»Das verflixte Vieh! Es wird auf keinen Fall unseren Käse fressen!«
Sie schnappte sich den Besen und ging vorsichtig auf den großen Mehltrog zu. Ein Blitz erhellte die dunkle Ecke, und sie erstarrte und hielt die Luft an. Während der Donner grollte, erschien eine große Gestalt vor ihr. Sie schrie vor Angst auf. Alexander trat aus dem Schatten, der ihn verborgen hatte.
»Dinna fear , Isabelle. Keine
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