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Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Titel: Highland-Saga 03 - Schild und Harfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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sagte er sich. Am liebsten hätte er sich in eine Schildkröte verwandelt und den Kopf unter seinen Panzer eingezogen.
    »Welchen Eindruck auch immer das, was du gesehen hast, auf dich gemacht hat, da ist nichts zwischen… Émilie und mir.«
    Er wartete auf ihre Reaktion. Doch sie füllte nur die Gläser, biss sich auf die Lippen und sagte nichts.
    »Warum hast du nicht nach mir geschickt? Ich weiß, dass du eine furchtbare Zeit durchgemacht hast … Deine Cousine war so freundlich, mir alles zu erklären.«
    »Also hat Mado dieses Zusammentreffen ins Werk gesetzt«, meinte sie und lachte verbittert auf. »Ich wollte dich nicht mit meinem Kummer belasten. Eine Frau, die ständig weint, ist doch lästig.«
    »Es ist nichts Schlimmes daran, über den Tod eines geliebten Menschen zu trauern. Glaubst du wirklich, ich hätte Anstoß daran genommen?«
    »Ich weiß nicht… ja, vielleicht.«
    In Wahrheit hatte ein anderer Grund sie daran gehindert, ihn rufen zu lassen. Doch davon erzählte sie ihm lieber nichts. Mit großen Schlucken leerte sie ihr Glas und hielt es ihm hin, damit er ihr nachschenkte. Der Alkohol wärmte sie auf, und das tat ihr gut. Einige Minuten vergingen. Draußen tobte immer noch mit einem höllischen Lärm der Sturm um die Mühle.
    »Der Tod deines Vaters betrübt mich ehrlich, Isabelle …«
    Sie schniefte und versuchte den Tränenstrom, der gleich wieder loszubrechen drohte, zurückzuhalten. Erneut leerte sie ihr Glas und bat ihn, es nachzufüllen.
    »Ich kann immer noch nicht glauben, dass ich ihn nie mehr wiedersehen werde …«
    Sie trank einen Schluck und brach dann in lautes Weinen aus.
    »Iseabail, a ghràidh  …«, flüsterte Alexander und legte vorsichtig einen Arm um ihre Schultern.
    Die junge Frau schmiegte sich an ihn, so dass ihr duftendes Haar an seiner Nase kitzelte. Erleichtert strich er mit den Lippen über ihre Stirn und schloss die Augen. Er wünschte sich so sehr, ihre verfluchte Haube abzunehmen und ihr seidiges, goldenes Haar über seine Finger rinnen zu lassen. Wie sehnte er sich danach, den zarten Körper dieser Frau in seinen Armen zu halten!
    »Ach, Alex! Jetzt bin ich allein, ganz allein. Was soll nur aus mir werden, nun, da mein Vater tot ist?«
    »Du bist nicht allein, Isabelle … Ich bin ja da.«
    In Alexanders Kopf überschlugen sich die Gedanken, und Bilder von Leichen stiegen vor ihm auf. Die Erkenntnis, wie verwundbar Isabelle und er selbst waren, erinnerte ihn an ihre Vergänglichkeit. Eines Tages würde der Tod sie heimsuchen und nur ihre kalten Körper zurücklassen, vielleicht schon morgen oder sogar in einer Stunde … Er beschloss, sich auf den wunderbaren Moment zu konzentrieren und ihn auszukosten. Carpe diem .
    Niedergedrückt von ihrem großen Kummer – und ein wenig betrunken – schluchzte Isabelle laut in seinen Rock hinein. Er streichelte ihr zärtlich den Rücken und legte das Kinn auf ihren Kopf. Am liebsten hätte er ihr beteuert, dass er sie liebte, dass er sie fortbringen würde, um weit von hier mit ihr sein Glück zu machen. Doch die Wirklichkeit sah anders aus … Er ließ sie ihren Schmerz herausweinen und übte sich in Geduld, während er sich bemühte, seine eigene Verzweiflung niederzuringen.
    Sie beruhigte sich und schniefte nur noch leise. Alexander blieb stumm. Wie er diese Augen liebte, die sie niederschlug, wenn sie seinem Blick begegnete; diese Haut, die so wunderschön rosig anlaufen konnte; diesen Atem, der sich beschleunigte und ihre wohlgerundete Brust hob! Ob sie ahnte, welche Gedanken, welche Sehnsüchte ihn umtrieben? Hegte sie die gleichen Bedürfnisse? Oder war sie so naiv, dass sie glaubte, die Gedanken und Empfindungen, die sie in ihm hervorrief, seien stets achtungsvoll und züchtig? Isabelle, die schöne, unnahbare Jungfrau …
    Doch sie war auch eine Frau, die sinnlichen Genüssen nicht abgeneigt war, die das Leben und seine Freuden liebte. Das hatte er bei ihren Begegnungen feststellen können. Er hatte gesehen, wie ihre Lippen vor Begehren bebten und sich öffneten, wenn er sich über sie beugte. Wenn er sie streichelte und kühnere Liebkosungen wagte, fühlte er, wie sie erbebte. Vorsichtig schob er die Hand auf ihr Gesicht zu. Sie wandte den Kopf nicht ab. Er sah genau, wie sie in diesem Moment mit ihrem Gewissen kämpfte: Ihr Atem ging rascher, ihre Finger verkrampften sich, und ihre Lider zogen sich zusammen. Ein Blitz erhellte die Haut Isabelles, die in Erwartung des Donnerschlags, der jetzt folgen

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