Highland-Saga 03 - Schild und Harfe
Angst, ich bin’s.«
»Alexander? Aber was … Na, so etwas!«
Er stand einige Schritte vor ihr, lächelte verlegen und räusperte sich. Isabelle drehte sich der Kopf, und widerstreitende Gefühle überstürzten sich in ihr. Alexander, hier? Und Madeleine, die so hartnäckig darauf beharrt hatte, dass sie mit ihr an einem Regentag zu einem Picknick auszog…um dann zu verschwinden. Das roch gewaltig nach einem Komplott. Und dann stieg ihr der ganze unterdrückte Groll aus den vergangenen Wochen in die Kehle und erstickte sie beinahe. Sie packte ihren Besen fester und holte hoch über dem Kopf damit aus.
»Du elender… skrupelloser Schürzenjäger! Brünstiger Hengst! Scheinheiliger Röckchenträger! Du … du … du nichtswürdiger Romeo! Verschwinde, ich will dich nie mehr sehen, Alexander Macdonald! Du hast mich schön hinters Licht geführt, nicht wahr!? Gib doch zu, dass du dich nur über mich lustig gemacht hast! Wenn ich daran denke, dass ich mich in dich verliebt habe… Du alter Bock! Nimm das!«
In einer Mehlwolke fuhr der Besen herunter. Alexander wich ihm mit einem Sprung zur Seite aus. Trotz des Ernstes der Situation vermochte er sich ein Grinsen nicht zu verbeißen. Isabelle bemerkte die amüsierte Miene des Schotten. Wütend darüber, dass sie ihn so knapp verfehlt hatte, hob Isabelle noch einmal den Besen, drohte ihm erneut und drängte ihn gegen die Wand. Aber sie zögerte einen Moment lang, und das nutzte Alexander, um sich ihrer Waffe zu bemächtigen. Der Zorn der jungen Frau vervielfachte sich dadurch nur.
»Du bist niederträchtig, Alexander!«, kreischte sie und versuchte ihm das Gesicht zu zerkratzen. »Was du mir angetan hast, war gemein! Ich werde dir nie verzeihen!«
Dann, als sie sah, dass ihre Attacken vergeblich waren, raffte sie ihre Röcke, rannte um den Trog herum und verschwand in einer Mehlwolke aus der Mühle. Sie wollte nach Hause, in ihr Zimmer und ihr Bett… und vor allem wollte sie diesen Mann, der sie hinters Licht geführt hatte, nie wiedersehen.
»Isabelle!«
Der Wind schob Regenwände vor sich her, die ihr ins Gesicht klatschten. Das Röhren des Sturms erstickte Alexanders Rufe.
»God damn , Isabelle!«
Er erreichte sie und packte ihren Arm.
»Lass mich in Ruhe! Geh doch zu deinem kleinen … Flittchen! Sie…Autsch!«
Er drehte ihren Arm um und fasste sie um die Taille, damit sie ihm nicht wieder entwischte. Am Himmel zuckten Blitze und tauchten die graue Landschaft in ein bleiches Licht. Isabelle erstarrte und biss sich auf die Lippen. Dann brach ihr Zorn erneut hervor, und sie stieß einen Hagel von Beschimpfungen aus, bei dem sogar Perrine rot geworden wäre. Dicke Regentropfen zerschellten auf ihrem Gesicht und liefen ihr an Hals und Rücken hinunter.
»Och, Isabelle, ’t is enough! «, brummte Alexander und zog die junge Frau auf die Mühle zu. Jetzt reicht es aber…
Er schloss die Tür, um den Sturm auszusperren, lehnte sich dann dagegen und sah Isabelle an, die ihre nassen Kleider ausschüttelte und vor sich hin schimpfte.
»Beruhige dich doch, Isabelle, wir müssen reden.«
Ein eigenartiges Lachen hallte durch die Mühle. Alexander schloss die Augen. Isabelles Kälte traf ihn ins Herz. Die junge Frau drehte ihm den Rücken zu, weigerte sich, ihm ins Gesicht zu sehen, und begann erneut, ihn mit Zorn und Groll zu überziehen. Er verstand sie ja, doch es fiel ihm schwer, das zu ertragen. Nach einer Weile hatte sie ihren Vorrat an Beleidigungen erschöpft und beruhigte sich.
»Reden? Worüber, kannst du mir das einmal sagen? Ich weiß, was ich an jenem Abend gesehen habe … und weitere Einzelheiten möchte ich nicht wissen, glaube mir!«
Isabelles laute, schrille Stimme brachte Alexander von neuem in Rage. Er wusste selbst, dass er einen Fehler gemacht hatte, doch er hielt sich nicht für allein verantwortlich. Schließlich war sie es gewesen, die ihn ohne Umschweife verabschiedet hatte!
»Bitte versteh doch …«
»Ich habe bereits alles verstanden, stell dir vor!«
Sie warf ihm einen vernichtenden Blick zu. Er spürte, wie der Zorn in ihm aufwallte und all seine Bemühungen, Herr seiner Gefühle zu bleiben, davonspülte. Ehe er hergekommen war, hatte er sich die verschiedensten Szenarien vorgestellt und überlegt, wie sie zu einer Lösung kommen könnten. Doch all das ging jetzt im Wirbelsturm seiner Sinne unter. Er packte Isabelles Arm, drehte sie herum und drückte sie fest gegen den Trog. Mehl verteilte sich über ihrer feuchten
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