Highland-Saga 03 - Schild und Harfe
musste, ängstlich erstarrte.
Alexander küsste die junge Frau auf die Wange. Er dürstete nach ihr und trank von den Tränen, die ihre Lippen überströmten. O Isabelle, welche Tantalusqualen! Er fühlte sich hin- und hergerissen: Natürlich wollte er sie trösten, in liebevolle Worte einhüllen; doch im Grunde seines Herzens begehrte er mehr. Zärtlich küsste er sie auf den Mund, obwohl er sich vollständig bewusst war, dass er die Situation ausnutzte.
Isabelle fühlte sich überwältigt und hielt die Augen geschlossen. Sie berauschte sich an Alexanders süßem und zugleich bitterem Atem. Die gewaltigen Pranken des Schotten legten sich um ihre Taille und zogen sie enger an ihn. In ihrem Kopf erklang eine Arie von Bach und übertönte das wütende Brüllen des Windes. Es war, als versuche der Sturm, die Mühle aus dem Boden zu reißen und die beiden in eine andere Weltgegend zu tragen, wo sie sich frei und offen lieben könnten.
Die Liebkosungen wurden kühner und gezielter, der Atem der beiden ging schwer. Isabelle spürte, wie ihr silbernes Kreuz ihr die Haut versengte, aber nicht so sehr wie die Hände, der Mund und die Blicke des Mannes, die über sie glitten. Sie kämpfte gegen ihr Gewissen, ihr Begehren. Doch die Nähe der Sünde erregte sie auch. Sie würde beichten müssen, und dann würde man sie gewiss zum ewigen Höllenfeuer verurteilen …
Alexander legte die Lippen an ihre Schläfe und flüsterte ihr dann Worte ins Ohr, die sie nicht verstand. Seine sanfte Stimme beruhigte sie. Er strich mit dem Mund über ihren Hals, und ein heftiger Schauer erfasste sie. Die Lippen zogen eine feuchte Spur bis zu ihrer Halsbeuge und dem kleinen Grübchen an ihrem Schlüsselbein. Sie warf den Kopf nach hinten; ihre Haube rutschte herunter, und das offene Haar fiel ihr in schimmernden Kaskaden über die Schultern und den Rücken. Alexander verharrte und starrte sie einen Moment lang wie gebannt an.
»Iseabail … mo nighean a’s bòidhche …«
Er streckte die Hand aus und fuhr mit den Fingern in die herrlichen langen Wellen. Noch nie hatte er Isabelles Haar offen gesehen. Er hatte natürlich versucht, es sich vorzustellen, aber… dieser Strom von Licht, der durch seine Finger floss … Was für ein Wunder! Er suchte den Mund der jungen Frau, schob kühn eine Hand in den Ausschnitt ihres Hemds und enthüllte und streichelte ihre seidige Haut.
»Warum hast du dich von mir entfernt?«
»Weil… ich dich liebe.«
»Du liebst mich und versuchst, mich nicht wiederzusehen?«
Er hatte beinahe Lust, über diesen Widerspruch zu lachen, doch er wollte sie nicht kränken und nahm sich zusammen. Als er sich erneut daranmachte, ihr Gesicht und ihren Hals zu erforschen, schloss sich seine Hand, die unter dem feinen Batiststoff herumfuhr, um eine warme Brust, die leicht über das Korsett quoll. Die junge Frau stieß einen tiefen Seufzer aus.
»Das dürfen wir nicht, Alex …«
Alexander legte den Mund auf ihren feuchten Hals und hinderte Isabelle so daran, in die Wirklichkeit zurückzukehren. Er zupfte am Ausschnitt ihres Kleids, das an ihrer Haut klebte. Sie spürte, wie ihre Brustspitzen sich verhärteten und an dem störrischen Stoff rieben. Bestimmt würde sie für das, was sie tat, was sie ihn tun ließ, bezahlen müssen. Denn sie hatte weder die Kraft noch den Willen mehr, ihm zu widerstehen. Die Musik, die in ihrem Kopf spielte, verbündete sich mit der Wollust.
»Isabelle, welche Strafe wäre schlimmer als die, dich nicht lieben zu können? In den letzten Tagen dachte ich, ich müsste sterben…«
Er küsste sie auf die Augenlider, auf die Wangen, die Nase. Seine Hände, die flach auf ihrem Rücken lagen, zogen sie fest an ihn. Sie erschauerte vor Lust, als sie seinen Mund in ihrem Dekolletee spürte. Er hatte recht: Welche Strafe könnte schlimmer sein, als ihn nicht von ganzem Herzen und mit ihrem ganzen Körper zu lieben? Sie war wie verzaubert, davongetragen von den Empfindungen, die seine Zärtlichkeiten und Küsse in ihr auslösten. In ihrem Leib und zwischen ihren Schenkeln flatterten wieder die Schmetterlinge, und sie zitterte.
Das Kleid glitt ihr von den Schultern; Alexander war es gelungen, es aufzuschnüren. Als die kalte Luft auf ihre Haut traf, stieß sie einen verblüfften Aufschrei aus und versuchte ihre Brüste zu bedecken, die inzwischen größtenteils aus ihrem Korsett hervorschauten. Er gebot ihr Einhalt, indem er ihre Hände nahm und ihre Arme an ihrem Körper festhielt.
»Du bist…
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