Highland-Saga 03 - Schild und Harfe
Geschichte weitergeht und dass du dich auf diese Weise mit einem englischen Soldaten kompromittierst. Ein Mann wie er ist kein Umgang für eine junge Dame in deiner Stellung. Außerdem ist, wie ich dir bereits sagte, die Liebe keine unabdingbare Voraussetzung für eine Ehe. Mit der Zeit lernt man, seinen Ehepartner zu achten.«
»Liebe!«, schrie Isabelle, bleich vor Zorn. »Was wisst Ihr schon von Liebe? Habt Ihr jemals geliebt, Mutter ?«
Eine Ohrfeige hätte Justine nicht härter treffen können. Sie steckte die Attacke ein, indem sie das Gesicht verzog und sich eine bittere Erwiderung verbiss. Dann atmete sie tief durch. Wenn es sein musste, würde sie dies hier auf die ganz harte Weise beenden.
»Monsieur Larue ist ein Ehrenmann, der eine beneidenswerte Stellung in unserer Gesellschaft innehat. Er ist zwar nicht reich, doch in der Lage, für all deine Bedürfnisse aufzukommen. Seine Ländereien am Sainte-Anne-Fluss sind von den Flammen der Engländer verschont geblieben. Er lebt als wohlhabender Mann in Montréal.«
»Er wird mich nicht mehr heiraten wollen, wenn er erfährt …«
»In deinem Zustand«, schnitt Justine ihr scharf das Wort ab, »kannst du nichts Besseres erwarten. Im Übrigen habe ich Pierre Larue davon in Kenntnis gesetzt. Er ist bereit, darüber hinwegzusehen, was zeigt, dass er dir aufrichtig zugetan ist. Außerdem sind angesichts der betrüblichen Lage, in der mein verstorbener Gatte uns zurückgelassen hat, ohne eine angemessene Mitgift deine Aussichten, eine gute Ehe zu schließen, gleich null.«
»In meinem… Zustand?«
»Hältst du mich für eine Idiotin, Isabelle? Nur ein Blinder könnte übersehen, dass du ein Kind von diesem … Oh, welch ein Skandal! Die Tochter eines der wohlhabendsten Kaufleute von Québec, schwanger von einem gemeinen englischen Soldaten! Diese Schmach! Du bist ein Schandfleck für die Familie. Die Klatschmäuler werden nur zu gern noch abstoßende Einzelheiten zu dieser Geschichte hinzuerfinden. Und wenn die Nachricht die Runde durch die Salons macht… Ich will mir das gar nicht vorstellen! In der Kirche kann ich mich dann nicht mehr zeigen: Der Priester wird von der Kanzel herunter mit dem Finger auf mich zeigen. Wahrscheinlich kann ich mich gar nicht mehr vor die Tür wagen.«
Wie vom Donner gerührt hielt sich Isabelle am Tischrand fest und starrte ihre Mutter ungläubig an. Sie wusste es? Sie hatte es die ganze Zeit gewusst und sich nichts anmerken lassen?!
»Dies ist der Lohn für die Fleischeslust, Isabelle. Glaube mir, du wirst die Last deines Fehlers tragen und deine Sünde bis zum Tag deines Todes büßen. Und danach wird Gott über dich richten und dich strafen. Von mir brauchst du nichts zu erwarten. Du überziehst den Namen deines Vaters mit Schande und beschmutzt den meinen. Ich sollte dich deinem Schicksal überlassen… Aber als gute Christin vermag ich das nicht, und sei es nur um des Kindes willen, das du in dir trägst. Du wirst Pierre Larue vor dem Ende der nächsten Woche heiraten und nach Montréal abreisen, sobald die Zeremonie vorüber ist.«
»Niemals! Habt Ihr mich verstanden? Niemals!«, kreischte Isabelle voller Panik. »Niemals werde ich diesen Mann heiraten. Ich bin bereits Alexanders Frau …«
Sie streckte ihrer verblüfften Mutter ihren Ring entgegen.
»Wer … wer hat euch getraut?«
Justine war das Blut aus dem Gesicht gewichen.
»Welcher Priester hat euch die Gelübde abgenommen?«, beharrte sie energischer.
Isabelle antwortete nicht und schlug die Augen nieder, denn sie wusste, dass ihre Argumente die Mutter nicht überzeugen würden. Als Justine ihre geschlagene Miene sah, fand sie ihre Fassung wieder.
»Ich verstehe. Ihr habt euch einander angelobt. Leider existiert kein Vertrag, der diesen Namen verdient und der diese Ehe beurkunden würde.«
»Ich laufe weg!«
»Dann sorge ich dafür, dass Alexander wegen Verführung eines jungen Mädchens und Entführung angeklagt wird. Dafür wird man ihn hängen.«
»Ihr seid … niederträchtig.«
»Ich werde alles tun, was nötig ist, um dich zur Vernunft zu bringen. Wenn ich dich dazu zwingen muss, ins Kloster zu gehen, werde ich auch das tun. Die Ursulinen werden ein armes verirrtes Schaf gern aufnehmen …«
»Gut. Wenn das so ist, gehe ich ins Kloster. Lieber das, als einen Mann zu heiraten, den ich nicht liebe!«
»Dann kommt das Kind in ein Waisenhaus, Isabelle. Hast du das begriffen?«
Diese Idee war ihr gar nicht gekommen. Instinktiv legte sie die
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