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Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Titel: Highland-Saga 03 - Schild und Harfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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widerstreitenden Gefühlen gepeinigt. Sie nahm Madeleine übel, dass sie Zweifel in ihr geweckt hatte, die sie jetzt nicht wieder verlassen wollten. Natürlich war es möglich, dass Alexander niemals von dem Feldzug gegen Montréal zurückkehren würde. Was würde sie dann anfangen, mit einem kleinen Bastard am Rockzipfel? Denn genau das würde das Kind vor dem Gesetz und in den Augen aller sein.
    Die Idee, das Kind loszuwerden, war ihr ebenfalls schon gekommen und hatte ihr Herz gequält. Das Kind des Mannes opfern, den sie über alles liebte? Gewiss, sie konnten immer noch andere bekommen. Aber diese Erinnerung würde sie für alle Zeit verfolgen. Sie fühlte sich hin- und hergerissen…
     
    »Du bist ja nur neidisch!«, warf sie ihrer Cousine gereizt vor.
    In Anbetracht von so viel Bosheit blieb Madeleine eine ganze Weile stumm und kämpfte die zornigen Erwiderungen nieder, die ihr auf der Zunge lagen. Isabelle litt und dachte wahrscheinlich nicht darüber nach, was sie sagte. Irgendwo tief in ihrem Inneren wusste sie allerdings, dass in den anklagenden Worten ihrer Cousine ein Körnchen Wahrheit steckte. Ja, sie war eifersüchtig. In zwei Jahren Ehe war es ihr nicht gelungen, schwanger zu werden. Auf gewisse Weise beneidete sie Isabelle und versuchte vielleicht, ihr das zu nehmen, was sie selbst nicht haben konnte, indem sie sie zur Abtreibung, die eine Sünde war, drängte.
    »Ein wenig hast du schon recht… Ich beneide dich darum, dass du ein Kind erwartest. Aber wir müssen der Wirklichkeit ins Auge sehen, Isa. Ich möchte nicht, dass du unglücklich wirst. Du bist nicht richtig verheiratet…«
    Angesichts Isabelles Verzweiflung verstummte Madeleine und gelobte sich, nicht wieder davon anzufangen. Ihre Cousine war entschlossen, das Kind zu behalten, komme, was wolle. Da konnte man nur hoffen, dass es eben nicht schlimm kam und ihr Liebster so rasch wie möglich zurückkehrte. Da er katholisch war, würde es den beiden nicht schwerfallen, einen Priester zu finden, der sie traute, wie sich das gehörte. Falls Alexander bereit dazu war …
    Madeleine setzte sich neben ihre Cousine, nahm sie in die Arme und ließ sie weinen.
    »Im Grunde«, flüsterte sie in ihr Haar hinein, »habe ich große Lust, mich um einen neuen kleinen Cousin zu kümmern. Er wird bestimmt sehr hübsch!«
    »O Mado!«
    Eine unbeschreibliche Mischung von Freude und Trauer ergriff Isabelle. Sie klammerte sich an Madeleine wie an einen Fels in der Brandung. Sie hatte ihre Cousine wieder, ihre Freundin, ihre Schwester. Doch die dicken schwarzen Wolken hingen immer noch über ihr und schienen noch dichter zu werden, so dass das Licht, welches das Ende ihrer Prüfungen bedeutete, sie nicht durchdringen konnte.
     
    »Kaum größer als ein Ei, war doch voller Neid das Tier; / Es reckt und bläst sich auf mit seinen… Kräften allen, / dem feisten Rind an Größe gleich zu sein. / Drauf… spricht es: ›Schau, mein Brüderlein, / Ist’s nun genug? Bin ich so groß wie du?‹ – ›O nein‹ – ›Jetzt aber?‹ – ›Nein!‹ … Aber das geht doch gar nicht, oder?«, fragte Ti’Paul und sah von seinem Heft auf.
    »Und wieso nicht?«
    »Na, wenn der Frosch nur so groß wie ein Ei ist… Er muss doch einsehen, dass er nicht so groß werden kann wie der Stier, und wenn er sich noch so aufbläst!«
    Justine seufzte; sie stand kurz davor, die Geduld bei ihren täglichen Unterrichtsstunden zu verlieren. Ti’Paul warf seiner Schwester einen Blick zu. Sie saß zutiefst niedergedrückt auf dem Schemel ihres Cembalos, das seit dem Abmarsch von Murrays Truppen stumm geblieben war.
    »Spiel du doch den Frosch, Isa, und ich bin der Stier, ja? Es macht viel mehr Spaß, wenn wir die Fabel zusammen aufführen, statt sie zu lesen!«
    »Ein andermal, Ti’Paul …«
    Sie schenkte ihm ein schwaches Lächeln, denn sie war sich bewusst, dass er versuchte, sie aus ihrer Apathie zu reißen. Er wusste, dass sie Kummer hatte, ohne allerdings den wirklichen Grund zu kennen…
     
    Der Mond schien durch die Vorhänge, die am Zimmerfenster ihres Bruders hingen. Isabelle klappte das Buch zu und legte es auf den Nachttisch. Seit ihre Mutter sich schon früh, nach dem Abendessen, in ihrem Zimmer einschloss, hatte sie sich angewöhnt, Ti’Paul jeden Abend eine Fabel von La Fontaine vorzulesen. Sie deckte ihn zu und küsste ihn auf die Wange.
    »Weißt du, bald wirst du so groß sein, dass ich dich nicht mehr küssen kann. Bald werden dir die zärtlichen Küsse

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