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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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die Lücke wachsen. Und wenn Ihr sie dazu bringen könnt, mit der Zunge gegen die Vorderzähne zu drücken, wenn sie daran denkt …« Es war zwar noch lange keine Kieferorthopädie, und es barg durchaus ein Infektionsrisiko, aber die Versuchung war groß. Das arme Kind sah aus wie eine Vampirfledermaus.
    »Hmmmm«, sagte die Mutter mit einem stirnrunzelnden Blick in den Mund ihrer Tochter. »Was bezahlt Ihr mir dafür?«
    »Was … Ihr wollt, dass ich Euch bezahle?«

    »Es sind doch kerngesunde Zähne«, erwiderte die Mutter prompt. »Der Zahnzieher unten im Hafen würde mir für das Stück einen Shilling geben. Und Glory wird das Geld für ihre Mitgift brauchen.«
    »Ihre Mitgift?«, wiederholte ich überrascht. Die Mutter zuckte mit den Achseln.
    »Schließlich wird doch niemand das arme Ding wegen seines Aussehens heiraten, oder?«
    Ich musste zugeben, dass das stimmte; vom erbärmlichen Zustand ihrer Zähne ganz abgesehen, wäre es noch ein Kompliment gewesen, das Kind gewöhnlich zu nennen.
    »Marsali«, rief ich. »Hast du vier Shilling?« Das Gold in meinem Rocksaum schwang mir schwer um die Füße, aber ich konnte es in dieser Situation nicht benutzen.
    Marsali, die am Fenster stand und Henri-Christian und die Mädchen im Auge behielt, drehte sich verblüfft um.
    »Nicht in bar, nein.«
    »Schon gut, Tante Claire. Ich habe ein bisschen Geld.« Ian legte den Spiegel beiseite und grub in seinem Sporran, bis eine Handvoll Münzen zum Vorschein kam. »Ihr wisst genau«, sagte er und sah die Frau durchdringend an, »dass Ihr für gesunde Zähne höchstens zwei Pennys bekommen würdet – und wahrscheinlich nur einen für einen Kinderzahn.«
    Die Frau ließ sich nicht beeindrucken und warf ihm einen hochnäsigen Blick zu.
    »Da spricht der schottische Pfennigfuchser«, spottete sie. »Auch wenn Ihr tätowiert seid wie ein Wilder. Dann also Sixpence für das Stück, alter Geizkragen!«
    Ian grinste sie an und zeigte ihr seine eigenen Zähne, die zwar nicht ganz gerade, ansonsten aber in exzellentem Zustand waren.
    »Und Ihr wollt die Kleine wirklich zum Kai tragen und ihr von diesem Metzger den Mund zerfleischen lassen?«, erkundigte er sich freundlich. »Bis dahin ist sie natürlich wieder wach. Und schreit. Drei.«
    »Ian!«, sagte ich.
    »Also, ich lasse nicht zu, dass sie dich betrügt, Tante Claire. Es ist schon schlimm genug, dass du der Kleinen die Zähne umsonst ziehen sollst, aber dass du für diese Ehre auch noch bezahlen sollst! Also wirklich!«
    Durch meinen Einwurf ermutigt, hob die Frau das Kinn und wiederholte: »Sixpence!«
    Von dem Wortwechsel herbeigelockt, kam Marsali dazu und warf einen Blick in den Mund des Mädchens.
    »Für weniger als zehn Pfund werdet Ihr keinen Mann für sie finden«, teilte sie der Frau unverblümt mit. »Nicht, wenn sie so aussieht. Da hätte ja jeder Mann Angst, gebissen zu werden, wenn er sie küsst. Ian hat recht. Eigentlich müsstet Ihr sogar den doppelten Preis bezahlen.«

    »Ihr habt Euch doch einverstanden erklärt zu bezahlen, als Ihr gekommen seid, oder?«, drängte Ian. »Zwei Pence, um den Zahn zu ziehen – und meine Tante hat Euch aus Mitleid noch einen guten Preis angeboten.«
    »Blutsauger!«, rief die Frau aus. »Es stimmt, was man sagt – Ihr Schotten stehlt einem Toten noch die Pennys von den Augen!«
    Das würde eindeutig länger dauern; ich konnte spüren, wie sich sowohl Ian als auch Marsali auf ein genüssliches Tauziehen einrichteten. Ich seufzte und nahm Ian den Spiegel aus der Hand. Für die Eckzähne würde ich ihn nicht brauchen, und vielleicht hatte Ian ja wieder etwas Aufmerksamkeit für mich übrig, wenn ich bei dem anderen Backenzahn anlangte.
    Die Eckzähne waren tatsächlich einfach; es waren Babyzähne, die so gut wie keine Wurzeln hatten und reif zum Ausfallen waren – wahrscheinlich hätte ich sie sogar mit den Fingern herausdrehen können. Je ein kurzer Ruck, und sie waren draußen – das Zahnfleisch blutete kaum. Zufrieden betupfte ich die Stellen mit einem whiskygetränkten Läppchen, und dann dachte ich über den Backenzahn nach.
    Er befand sich auf der anderen Mundseite, was bedeutete, dass ich auch ohne den Spiegel genug Licht haben würde, wenn ich den Kopf des Mädchens zurücklegte. Ich nahm Ians Hand – er war so in seine Auseinandersetzung vertieft, dass er es kaum bemerkte – und legte sie dem Mädchen auf den Kopf, um diesen ruhig zu halten, dann führte ich vorsichtig meine Zange ein.
    Ein Schatten durchkreuzte

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