Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung
an den Fensterrahmen drückte – um zu sehen, wie sich Rogers übertrieben vorsichtig im Schankraum umschaute, bevor er sich vertraulich zu Hale hinüberbeugte, ihm auf den Arm tippte und sagte: »O ja, Sir, das habe ich, aber Ihr müsst vorsichtiger sein mit dem, was Ihr in der Öffentlichkeit sagt. Es könnte Euch jemand hören!«
»Pah«, sagte Hale und lachte. »Ich bin doch hier unter Freunden. Haben wir nicht gerade alle auf General Washington und die Verwirrung des Königs getrunken?« Etwas nüchterner, aber voller Feuereifer schob er seinen Hut beiseite und winkte dem Wirt, mehr Bier zu bringen. »Trinkt noch etwas, Sir, und erzählt mir, was Ihr gesehen habt.«
William verspürte plötzlich den überwältigenden Impuls zu rufen: »Halt den Mund, du Volltrottel!«, oder mit irgendetwas nach Hale zu werfen. Doch es war viel zu spät, selbst wenn er das tatsächlich hätte tun können. Er hatte das Hühnerbein, das er gegessen hatte, noch in der Hand; jetzt fiel es ihm auf, und er warf es fort. Sein Magen war verknotet, und er hatte einen bitteren Geschmack im Hals, auch wenn sein Blut weiterhin vor Erregung kochte.
Hale gab immer mehr vernichtende Geständnisse von sich, unter den bewundernden Ermunterungen und patriotischen Ausrufen von Rogers’ Männern, die ihre Rolle vorzüglich spielten, wie er zugeben musste. Wie lange würde Rogers das Ganze noch weitergehen lassen? Würden sie ihn hier festnehmen, im Wirtshaus? Wahrscheinlich nicht – einige der anderen Gäste waren zweifellos Sympathisanten der Rebellen und würden sich vielleicht dazu hinreißen lassen, Hale zu Hilfe zu kommen, wenn Rogers ihn in ihrer Mitte festnahm.
Rogers schien keine Eile zu haben. Es folgte noch eine gute halbe Stunde ermüdender Spötteleien. Immer wieder schien Rogers mit Kleinigkeiten herauszurücken, woraufhin Hale jedes Mal etwas viel Wichtigeres preisgab. Seine kräftigen Wangen leuchteten vom Bier und vor Aufregung über das Wissen, das er hier zusammentrug. William wurden die Beine, die Füße, die Hände und das Gesicht taub, und seine Schultern schmerzten von der Anspannung. Ein Knirschen in seiner Nähe lenkte ihn von der Szene im Innenraum ab, und er blickte zu Boden, weil ihm plötzlich ein penetrantes Aroma auffiel, das sich irgendwie unbemerkt in seine Nähe gestohlen hatte.
»Himmel!« Er fuhr zurück, wobei er fast mit dem Ellbogen das Fenster eingeschlagen hätte, und stieß krachend gegen die Wand des Wirtshauses. Das Stinktier, das sich beim Genuss des weggeworfenen Hühnerbeins gestört sah, hob augenblicklich den Schwanz – durch den weißen Streifen war die Bewegung deutlich zu sehen. William erstarrte.
»Was war das?«, sagte jemand im Inneren, und er hörte, wie eine Bank zurückgeschoben wurde. Mit angehaltenem Atem schob er sich einen halben Meter zur Seite, um erneut zu erstarren, als er ein schwaches Klopfen hörte und den weißen Streifen wackeln sah. Verdammt, das Biest stampfte mit dem Füßen. Ein Anzeichen seines unmittelbar bevorstehenden Angriffs, war ihm gesagt worden – von Leuten, deren mitgenommener Zustand keinen Zweifel daran ließ, dass sie aus Erfahrung sprachen.
Schritte näherten sich der Tür, es kam jemand, um nachzusehen. Himmel, wenn sie ihn hier beim Lauschen erwischten … Er biss die Zähne zusammen und hielt sich für einen aufopferungsvollen Satz außer Sichtweite bereit – doch was dann? Er konnte nicht wieder zu Rogers und den anderen stoßen, wenn er nach Stinktier stank. Doch wenn -
Die Tür öffnete sich, und das setzte allen Spekulationen ein Ende. Aus einem Reflex heraus stürzte William zur Ecke des Wirtshauses. Das Stinktier folgte ebenfalls einem Reflex – durch das Öffnen der Tür aufgeschreckt, änderte es jedoch anscheinend seine Zielrichtung. William stolperte über einen Ast und landete bäuchlings in einem Abfallhaufen, während hinter ihm ein ohrenbetäubender Schrei erscholl, und die Nacht in Grauen versank.
William hustete, keuchte und versuchte, die Luft anzuhalten, bis er außer Reichweite war. Dann musste er doch nach Luft schnappen, und seine Lunge füllte sich mit einer Substanz, die so wenig mit jedem normalen Geruchserlebnis zu tun hatte, dass man eigentlich eine völlig neue Vokabel dafür erfinden musste. Würgend und spuckend stolperte er mit tränenden Augen in die Dunkelheit der anderen Straßenseite und konnte von dort beobachten, wie sich das Stinktier beleidigt davonmachte und sein Opfer unter extrem verstörten Lauten auf
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