Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung
der Eingangsstufe des Wirtshauses zusammenbrach.
William hoffte, dass es nicht Hale war. Abgesehen von den praktischen Schwierigkeiten, die es mit sich gebracht hätte, einen Mann festzunehmen und zu transportieren, der das Opfer einer solchen Attacke geworden war, wäre es unmenschlich gewesen, dem Opfer dann auch noch Salz in die Wunden zu streuen, indem man es hängte.
Es war nicht Hale. Im Fackelschein sah er das flachsblonde Haar unter den Köpfen aufleuchten, die fragend aus der Tür gesteckt wurden, um hastig wieder zu verschwinden.
Stimmen drangen zu ihm herüber; man diskutierte, wie am besten vorzugehen sei. Essig wurde benötigt, darin war man sich einig, und zwar in großen Mengen. Das Opfer hatte sich inzwischen so weit erholt, dass es ins hohe Gras kriechen konnte, wo alsbald heftige Würgegeräusche ertönten. Dies führte gemeinsam mit der Luftverpestung dazu, dass sich auch einige der anderen Herren übergeben mussten, und auch William spürte, wie ihm die Galle hochkam, doch er unterdrückte den Brechreiz, indem er sich fest die Nase zukniff.
Er war zwar durchgefroren, aber glücklicherweise gut durchgelüftet, als man das Opfer schließlich nach Hause schickte – seine Freunde trieben den Mann
wie eine Kuh über die Straße, weil ihn niemand anfassen wollte – und sich das Wirtshaus leerte, weil bei diesem Gestank niemand mehr Hunger oder Durst hatte. Er konnte hören, wie der Wirt vor sich hin fluchte, als er sich aus der Tür lehnte, um die Fackel neben dem Wirtshausschild herunterzunehmen und sie zischend in die Regentonne zu halten.
Hale, dessen gewählte Ausdrucksweise in der Dunkelheit gut auszumachen war, wünschte allen eine gute Nacht und machte sich auf den Weg nach Flushing, wo er sich wohl ein Nachtquartier suchen wollte. Rogers – William erkannte ihn an seiner Pelzweste, die selbst bei Sternenlicht zu erkennen war – wartete am Straßenrand und sammelte schweigend seine Männer um sich, während sich die Menge zerstreute. Erst als die anderen Gäste außer Sichtweite waren, wagte William, zu ihnen zu treten.
»Ja?«, sagte Rogers, als er ihn bemerkte. »Dann sind ja alle da. Gehen wir.« Und sie setzten sich in Bewegung, ein lautloses Rudel, das der Straße folgte, die Augen und Ohren auf die Spur seines ahnungslosen Opfers geheftet.
SIE SAHEN DIE FLAMMEN VOM WASSER AUS. DIE STADT BRANNTE, VOR ALLEM der Distrikt am East River, doch es war windig, und das Feuer breitete sich aus. Rogers’ Männer tauschten aufgeregt Spekulationen aus; hatten die Sympathisanten der Rebellen die Stadt in Brand gesetzt?
»Es können genauso gut betrunkene Soldaten gewesen sein«, sagte Rogers mit grimmiger, teilnahmsloser Stimme. William wurde schwindelig, als er den rot glühenden Himmel sah. Der Gefangene schwieg.
Irgendwann fanden sie General Howe – in Beekman House, seinem Hauptquartier, das außerhalb der Stadt lag. Er war rotäugig vom Rauch, vom Schlafmangel und vor durchdringender Wut. Noch jedoch behielt er diese Wut unter Kontrolle. Er ließ Rogers und den Gefangenen in die Bibliothek kommen, wo er seine Amtsstube eingerichtet hatte. Nachdem er einen kurzen, erstaunten Blick auf Williams Aufmachung geworfen hatte, schickte er diesen zu Bett.
Fortnum stand auf dem Dachboden und beobachtete den Brand vom Fenster aus. Es gab nichts, was sie hätten tun können. William trat an seine Seite. Er fühlte sich seltsam leer und unwirklich. Kalt, obwohl der Boden unter seinen nackten Füßen warm war.
Hin und wieder stob eine Funkenfontäne auf, wenn die Flammen auf etwas besonders Brennbares stießen, doch eigentlich war aus dieser Entfernung nicht viel mehr zu sehen als der blutrot glühende Himmel.
»Sie werden uns die Schuld dafür geben, wisst Ihr«, sagte Fortnum nach einer Weile.
AM MITTAG DES NÄCHSTEN TAGES HING DIE LUFT NOCH VOLLER QUALM.
Er konnte den Blick nicht von Hales Händen abwenden. Sie hatten sich unwillkürlich verkrampft, als ein Gefreiter sie fesselte, obwohl er sie ohne Protest
hinter seinen Rücken gelegt hatte. Jetzt hatte er die Finger so fest ineinander verschränkt, dass die Knöchel weiß geworden waren.
Natürlich protestierte der Körper, dachte William, selbst wenn sich der Verstand ergeben hatte. Sein eigener Körper protestierte ja schon allein dagegen, dass er hier sein musste, seine Haut zuckte wie ein von Fliegen geplagtes Pferd, und sein Darm verkrampfte und entkrampfte sich in grauenvollem Mitgefühl – es hieß, ein Mann am Galgen
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