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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Rituale des schottischen Ritus vollzogen. Wie eine Zeitschleife, dachte er, und fast hätte er laut aufgelacht.
    Es gab Unterschiede, aye, doch sie waren nur klein – und wie es sich anfühlte … Er konnte die Augen schließen, und wenn er sich vorstellte, der Rauch der ausgedrückten Zigaretten wäre der Rauch eines Herdfeuers, hätte es auch die Hütte der Crombies in Fraser’s Ridge sein können, wo die Treffen ihrer Loge stattgefunden hatten. Das Murmeln der Stimmen, die die Ritualzeilen sprachen, und dann die Entspannung, als wieder Bewegung in die Anwesenden kam, man Tee und Kaffee holte und sie zum geselligen Teil des Abends übergingen.
    Die Loge war gut besucht – viel besser, als er es gewohnt war -, und zuerst bemerkte er Lionel Menzies gar nicht. Der Schuldirektor stand am anderen Ende des Zimmers und hörte stirnrunzelnd einem kräftigen Kerl in Hemdsärmeln zu, der sich zu ihm hinüberbeugte. Roger zögerte, weil er ihr Gespräch nicht unterbrechen wollte, doch der Mann, der sich mit Menzies unterhielt, blickte auf, sah Roger, redete weiter – hielt dann aber abrupt inne und heftete den Blick auf Roger. Genauer gesagt, auf seinen Hals.
    Alle Logenmitglieder hatten die Narbe angestarrt, teils offen, teils versteckt. Er trug ein Hemd mit offenem Kragen unter seinem Jackett; zwecklos zu versuchen,
die Narbe zu verstecken. Besser, es hinter sich zu bringen. Doch der Fremde starrte die Narbe so offen an, dass es schon fast beleidigend war.
    Menzies bemerkte, dass sein Gesprächspartner abgelenkt war – es war schließlich kaum zu übersehen -, wandte sich um, sah Roger und lächelte.
    »Mr. MacKenzie«, sagte er.
    »Roger«, sagte Roger lächelnd; es war üblich, sich in der Loge mit dem Vornamen anzusprechen, wenn sie nicht das formelle »Bruder Soundso« benutzten. Menzies nickte und legte den Kopf schief, um seinen Gesprächspartner an der Vorstellung zu beteiligen. »Rob Cameron, Roger MacKenzie. Rob ist mein Vetter – Roger der Vater eines unserer Schüler.«
    »Dachte ich mir«, sagte Cameron und schüttelte ihm herzlich die Hand. »Dass Sie der neue Chorleiter sind, meine ich. Mein kleiner Neffe ist in Ihrem Kinderchor – Bobby Hurragh. Er hat uns letzte Woche beim Abendessen von Ihnen erzählt.«
    Roger hatte den Blick gesehen, den die Männer gewechselt hatten, als Menzies ihn vorstellte, und sich gedacht, dass auch der Direktor Cameron von ihm erzählt haben musste, wahrscheinlich von seinem Besuch in der Schule nach Jems gälischem Zwischenfall. Doch das interessierte ihn im Moment nicht.
    »Rob Cameron«, wiederholte er und drückte dem Mann etwas fester die Hand als üblich, womit er sich einen verblüfften Blick einhandelte. »Sie arbeiten für die Hydro, nicht wahr?«
    »Aye. Was -«
    »Ich glaube, Sie kennen meine Frau.« Roger entblößte seine Zähne zu einem Lächeln, das man für aufrichtig halten konnte – oder aber auch nicht. »Brianna MacKenzie?«
    Camerons Mund öffnete sich, doch es kam kein Ton heraus. Er merkte es, schloss den Mund abrupt und hustete.
    »Ich – äh. Ja. Klar.«
    Roger hatte den Mann automatisch von oben bis unten betrachtet, als er ihm die Hand schüttelte. Falls es zu einer Prügelei kam, würde sie schnell vorbei sein, das wusste er. Offensichtlich wusste Cameron das ebenfalls.
    »Sie, äh …«
    »Sie hat es mir erzählt, aye.«
    »Hey, es war nur ein kleiner Scherz, aye?« Cameron betrachtete ihn argwöhnisch, als rechnete er damit, dass Roger ihn aufforderte, mit ihm vor die Tür zu gehen.
    »Was denn, was denn?«, rief der alte Barney, der jetzt angelaufen kam. »Keine Politik in der Loge, Junge! Wenn du Bruder Roger deinen SNP-Mist aufschwatzen willst, kannst du das hinterher in der Kneipe tun.« Barney packte Cameron beim Ellbogen und zog ihn zu einer Gruppe am anderen Ende des Zimmers hinüber, wo sich Cameron sofort am Gespräch beteiligte, nachdem er noch einmal kurz zu Roger zurückgeblickt hatte.

    »SNP-Mist?«, fragte Roger Menzies mit hochgezogenen Augenbrauen. Der Schuldirektor zog lächelnd eine Schulter hoch.
    »Hören Sie auf den alten Barney. Keine Politik in der Loge!« Dies war eine der grundsätzlichsten Freimaurerregeln – keine religiösen oder politischen Diskussionen in der Loge – und wahrscheinlich einer der Gründe, warum die Freimaurerei so lange überlebt hatte, dachte Roger. Die Scottish National Party interessierte ihn nicht besonders, doch über Cameron hätte er gern mehr gewusst.
    »Nicht im Traum«, sagte Roger.

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