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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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einfachsten Choral hatte sie sofort wieder im Kopf und stimmte ihn an – sie hatte ihn als Kind so oft gesungen, dass er ein Teil von ihr geworden war.
    »Das war toll«, sagte er beeindruckt, als sie fertig war. »Kannst du das nachher noch ein- oder zweimal mit mir durchgehen? Ich würde es gern den Kindern vorsingen. Ich glaube, gregorianische Choräle wären etwas für sie.«
    Die Küchentür flog auf, und Mandy kam herausgeflitzt. Sie hielt Mr. Polly an sich geklammert, ein Stofftier, das einmal ein Vogel gewesen war, jetzt aber lediglich einem schmutzigen Frotteewaschlappen mit Flügeln ähnelte.
    »Suppe, Mama!«, rief sie. »Komm Suppe essen!«
    Also aßen sie Suppe, Campbell’s Hühnersuppe mit Nudeln aus der Dose, dazu Käsebrote und saure Gurken für den Resthunger. Annie MacDonald war keine besonders kreative Köchin, aber alles, was sie auf den Tisch brachte, war
essbar, und das hieß schon einiges, dachte Brianna. Sie musste daran denken, dass sie schon weitaus schlechter gegessen hatte, an erlöschenden Lagerfeuern auf nassen Berggipfeln oder an aschigen Herdfeuern, aus denen sie angebrannte Reste gekratzt hatten. Sie warf einen zutiefst liebevollen Blick auf den gasbefeuerten Agaherd, der die Küche zum gemütlichsten Zimmer im ganzen Haus machte.
    »Sing mir, Papi!« Mandy, deren Zähne mit Käse verschmiert waren und die Senf am Mund kleben hatte, grinste Roger bittend an.
    Roger verschluckte sich an einem Krümel und räusperte sich.
    »Oh, aye? Was denn?«
    »›Hoppeweiter‹!«
    »Also gut. Du musst aber mitsingen – damit ich es richtig mache.« Er lächelte Mandy an und klopfte leise mit seinem Löffelstiel den Takt auf den Tisch.
    »Hoppe, hoppe Reiter«, sang er und zeigte mit dem Stiel auf Mandy, die heldenhaft Luft holte und aus voller Kehle »Hoppe, hoppe WEITER!« wiederholte – perfekt im Takt. Roger sah Brianna mit hochgezogenen Augenbrauen an und setzte das Lied auf dieselbe Weise als Wechselgesang fort. Nach dem fünften oder sechsten Mal wurde es Mandy jedoch zu langweilig, und mit einem knappen »’tschudigung« stand sie vom Tisch auf und sauste wie eine tief fliegende Hummel davon. Auf dem Weg nach draußen prallte sie am Türpfosten ab.
    »Tja, Rhythmusgefühl hat sie jedenfalls«, sagte Roger und zuckte zusammen, als es im Flur laut krachte, »wenn auch noch keinen Koordinierungssinn. Es wird noch etwas dauern, bis wir wissen, ob sie auch Töne treffen kann. Dein Vater hatte ja ebenfalls ein perfektes Gespür für Rhythmen, aber er war nicht in der Lage, denselben Ton zweimal zu treffen.«
    »Das hat mich gerade ein bisschen daran erinnert, wie du es in Fraser’s Ridge gemacht hast«, sagte sie, ohne nachzudenken. »Eine Psalmzeile zu singen und sie von der Gemeinde wiederholen zu lassen.«
    Sein Gesicht veränderte sich ein wenig, als sie diese Zeit erwähnte. Er hatte damals gerade zu seiner Berufung gefunden und war sich ihrer so gewiss gewesen, dass es sein ganzes Wesen erstrahlen ließ. Sie hatte ihn noch nie – und nie mehr – so glücklich gesehen, und ihr Herz verkrampfte sich, als sie die Sehnsucht in seinen Augen aufblitzen sah.
    Doch er lächelte, als er sich jetzt eine Serviette um den Finger legte, um auch ihr eine Senfspur vom Mund zu wischen.
    »Altmodisch«, sagte er. »Obwohl sie es auf den Inseln heute noch so machen – diese Wechselgesänge in der Kirche – und vielleicht in anderen entlegeneren Gegenden des Gaeltacht. Aber die amerikanischen Presbyterianer wollen nichts davon hören.«
    »Nicht?«
    »Man singt einen Psalm nicht, indem man ihn Zeile für Zeile wiederholt«, zitierte er. »Die Praxis des zeilenweisen Lesens wurde in Zeiten der Unwissenheit
eingeführt, als viele Gemeindemitglieder nicht lesen konnten; daher wird empfohlen, so weit wie möglich davon abzusehen. Das stammt aus der Satzung der amerikanischen Presbyterianerkirche.«
    Oh, dann hast du also in Boston doch über eine Ordination nachgedacht, dachte sie, sprach es aber nicht aus.
    »Zeiten der Unwissenheit«, wiederholte sie stattdessen. »Ich wüsste zu gern, was Hiram Crombie dazu zu sagen hätte!«
    Er lachte, schüttelte jedoch den Kopf.
    »Nun, es stimmt aber; die meisten Leute in Fraser’s Ridge konnten nicht lesen. Ich bin jedoch nicht der Meinung, dass man Psalmen nur so singt, weil die Leute den Text nicht kennen oder weil es keine Bücher gibt.« Er hielt inne, um nachzudenken, fischte geistesabwesend eine einsame Nudel von seinem Teller und aß sie.
    »Gemeinsam

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