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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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hüpfte behände aus dem Weg, als sich ein Eimer Wasser über das Pflaster ergoss, um die glitschigen Salatblätter und die verfaulten Äpfel vor einem Obststand wegzuspülen. Im Sommer war der Bordstein hier mit verwelkten Blumen übersät; vor dem Morgengrauen wurden die Blumen frisch vom Land herangekarrt und erfüllten den Platz mit duftender Frische. Im Herbst war es der Geruch nach zerquetschtem Obst, verfaulendem Fleisch und Gemüseresten, der die Wachablösung im Covent Garden signalisierte.
    Tagsüber boten hier Händler ihre Ware feil, feilschten mit ihren Kunden, stritten aus voller Kehle miteinander und verjagten Taschendiebe. Bei Anbruch der Dunkelheit schlurften sie davon, um in den Wirtshäusern der Tavistock und der Brydges Street die Hälfte ihrer Einnahmen wieder auszugeben. Wenn der Schatten des Abends heraufzog, beanspruchten die Huren den Garten für sich.
    Der Anblick zweier dieser Damen, die früh erschienen waren und jetzt hoffnungsvoll unter den heimkehrenden Straßenhändlern nach Kundschaft suchten, lenkte ihn vorübergehend von seinem Familiendilemma ab und erinnerte ihn an das, was sich früher am Tage zugetragen hatte.
    Vor ihm begann die Brydges Street; er konnte mit Mühe das Freudenhaus kurz vor dem anderen Ende sehen, das in eleganter Diskretion ein wenig von
der Straße zurückgesetzt stand. Keine schlechte Idee; Huren waren immer bestens informiert – und ließen sich bei passender Bezahlung überreden, noch mehr herauszufinden. Er war versucht, Nessie sofort einen Besuch abzustatten, und wenn es nur deshalb war, weil er solche Freude an ihrer Gesellschaft hatte. Doch nein – noch nicht.
    Er musste erst herausfinden, was man in offizielleren Kreisen bereits über Percy Beauchamp wusste, bevor er seine eigenen Spürhunde auf dieses Kaninchen ansetzte. Und bevor er Hal gegenübertrat.
    Es war zu spät am Tage für offizielle Besuche. Doch er würde eine Note schicken und um ein Gespräch bitten – und am Morgen würde er das Schwarze Kabinett aufsuchen.

15
    DAS SCHWARZE KABINETT
    G rey fragte sich, welche romantische Seele dem Schwarzen Kabinett wohl seinen Namen gegeben hatte – oder ob es überhaupt eine romantische Bezeichnung war. Vielleicht hatten die Spione früherer Tage ja ihr Dasein in einem fensterlosen Loch unter der Treppe von Whitehall gefristet, und der Name war einfach nur eine Beschreibung. Heutzutage war das Schwarze Kabinett eine Berufsbezeichnung, keine Ortsangabe.
    Alle Hauptstädte Europas – sowie eine ganze Reihe weniger bedeutender Städte – verfügten über Schwarze Kabinette. Diese inspizierten die Post, die durch Spione abgefangen oder schlicht aus Diplomatenschatullen entwendet wurde, um sie dann – mit unterschiedlichem Erfolg – zu dechiffrieren und sie danach an eine Person oder Behörde weiterzuleiten, die Verwendung für das auf diese Weise gewonnene Wissen hatte. Zu Greys Zeiten hatte Englands Schwarzes Kabinett vier Beschäftigte gehabt – die Schreibkräfte und Botenjungen nicht mitgerechnet. Inzwischen waren es mehr, und sie waren auf alle möglichen Löcher und Ecken der Gebäude an der Pall Mall verteilt, doch ihre zentrale Wirkungsstätte befand sich immer noch im Buckingham Palace.
    Nicht in einem der prachtvoll ausgestatteten Gebäudeteile, die der königlichen Familie oder ihren Sekretären, Kammerzofen, Haushältern, Butlern oder anderem hochrangigem Personal dienten – aber doch auf dem Palastgelände.
    Grey passierte den Wachtposten am Hintereingang mit einem Kopfnicken – er hatte seine Uniform mit den Abzeichen einen Oberstleutnants angelegt, um sich Einlass zu verschaffen – und schritt dann einen schäbigen, dürftig beleuchteten Korridor entlang, dessen Geruch nach altem Bohnerwachs, nach dem gekochten Kohl vergangener Tage und nach angebranntem Sandkuchen ihn mit
einem angenehm wehmütigen Schauer erfüllte. Die dritte Tür links stand einen Spalt offen, und er trat ein, ohne zu klopfen.
    Er wurde erwartet. Arthur Norrington begrüßte ihn, ohne sich zu erheben, und winkte ihm, Platz zu nehmen.
    Er kannte Norrington schon seit Jahren, auch wenn man sich nicht als Freunde bezeichnen konnte, aber er empfand es als Beruhigung, dass sich der Mann in den Jahren seit ihrem letzten Zusammentreffen nicht verändert zu haben schien. Arthur war ein übergewichtiger, weichlicher Mann, dem seine großen, leicht vorquellenden Augen und seine dicken Lippen die Miene eines auf Eis liegenden Steinbutts verliehen; würdevoll und ein

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