Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung
den gegebenen Umständen steht es fest, dass sie Maxwell nicht heiraten kann.
Du meinst, Maxwell würde herausfinden, dass sie keine Jungfrau mehr ist, dachte Grey grimmig, und am Morgen nach der Hochzeitsnacht angepoltert kommen, um es Hal zu erzählen. Er rieb sich das Gesicht und las weiter.
Es gibt keine Worte, um Dir mein Bedauern auszudrücken, Vater, und ich kann mich nicht überwinden, unverdient um Vergebung dafür zu bitten, dass ich Dich so schwer enttäuscht habe. Nicht um meinet-, sondern um ihretwillen flehe ich Dich an, mit dem Herzog zu sprechen. Ich hoffe, dass er sich überreden lässt, meinen Antrag zu erwägen und uns die Verlobung zu gestatten, ohne ihm explizite Enthüllungen machen zu müssen, die die Dame bestürzen würden …
Dein überaus ergebener, vom Weg abgekommener
William
Er ließ sich zurücksinken und schloss die Augen. Sein erster Schreck ließ jetzt nach, und allmählich konnte sich sein Verstand mit dem Problem befassen.
Es sollte möglich sein. Eigentlich gab es keinen Hinderungsgrund für eine Heirat zwischen William und Dottie. Namentlich waren sie zwar Vetter und Cousine, doch existierte keine Blutsverwandtschaft zwischen ihnen; William war zwar auf jede Weise, die zählte, sein Sohn, jedoch nicht leiblich. Und Maxwell war zwar jung, reich und durchaus begehrenswert, doch auch William war als Erbe des Baronstitels der Dunsanys ein Graf, und er war alles andere als arm.
Nein, in dieser Hinsicht war alles gut. Und Minnie hatte William sehr gern. Hal und die Jungen … Nun, solange sie keinen Wind von Williams Verhalten bekamen, würden sie kaum etwas dagegen haben. Falls es jedoch einer von ihnen herausfand, konnte William von Glück sagen, wenn sie ihn nur auspeitschten und ihm jeden Knochen einzeln brachen. Dasselbe galt für Grey.
Hal würde natürlich sehr überrascht sein – die beiden hatten sich oft gesehen, während William in London war, doch William hatte nie in irgendeiner Weise von Dottie gesprochen, die darauf hingedeutet hätte, dass …
Er griff nach dem Brief und las ihn sich ein weiteres Mal durch. Und noch einmal. Legte ihn hin und betrachtete ihn minutenlang mit zusammengekniffenen Augen, während er überlegte.
»Hol mich der Teufel, wenn ich das glaube«, sagte er schließlich laut. »Was zum Kuckuck führst du im Schilde, Willie?«
Er zerknüllte den Brief, ergriff mit einem entschuldigenden Kopfnicken einen Kerzenhalter vom Nebentisch und setzte das Schriftstück in Brand. Der Steward, der dies beobachtete, zauberte blitzartig eine kleine Porzellanschüssel herbei, in die Grey das flammende Papier fallen ließ, und zusammen sahen sie zu, wie sich die Worte in schwarze Asche verwandelten.
»Eure Suppe, Mylord«, sagte Mr. Bodley. Er wedelte den Qualm des Feuers
behutsam mit einer Serviette beiseite und stellte einen dampfenden Teller vor ihn hin.
DA WILLIAM AUSSER REICHWEITE WAR, LAG ES AUF DER HAND, SEINE MITVERSCHÖRERIN zur Rede zu stellen – wie diese Verschwörung auch immer aussah. Je mehr er darüber nachdachte, desto mehr gelangte er zu der Überzeugung, dass das, was sich zwischen William, dem neunten Grafen von Ellesmere, und Lady Dorothea Jacqueline Benedicta Grey entsponnen hatte, auf keinen Fall ein Band der Liebe oder der schuldbewussten Leidenschaft war.
Doch wie sollte er mit Dottie sprechen, ohne die Aufmerksamkeit ihrer Eltern auf sich zu ziehen? Er konnte ja schlecht auf der Straße herumlungern, bis Hal und Minnie irgendwann das Haus verließen und Dottie allein war. Selbst wenn es ihm gelang, sie allein zu Hause zu erwischen und sie unter vier Augen zu sprechen, würden die Dienstboten dies mit Sicherheit erwähnen, und Hal – dessen wachsamer Beschützerinstinkt gegenüber seiner Tochter dem einer großen Dogge gegenüber ihrem Lieblingsknochen glich – würde prompt bei ihm erscheinen, um herauszufinden, warum.
Er lehnte das Angebot des Türstehers ab, ihm eine Droschke zu rufen, und ging zu Fuß zum Haus seiner Mutter zurück, während er über mögliche Mittel und Wege nachdachte. Er konnte Dottie einladen, mit ihm zu Abend zu essen … doch es würde sehr ungewöhnlich sein, Minnie bei einer solchen Einladung nicht mit einzuschließen. Das Gleiche galt für eine Einladung ins Theater oder in die Oper; er begleitete die Frauen oft, weil Hal nicht in der Lage war, eine ganze Oper lang stillzusitzen, und er Theaterstücke für lästigen Unsinn hielt.
Sein Weg führte ihn durch den Covent Garden, und er
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