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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Englands Schwarzes Kabinett geleitet hatte.
    »Ein Spion?« In seiner Stimme klang ein Hauch von Ekel mit; Spione waren eine vulgäre Notwendigkeit, die kein Mann von Welt mit bloßen Fingern angerührt hätte.
    »Früher einmal vielleicht. Anscheinend hat er Karriere gemacht.« Auch er nahm sein Glas, trank einen ordentlichen Schluck – es war schließlich sehr guter Brandy -, dann stellte er es hin und erhob sich zum Gehen. Er war nicht so einfältig, Germain zu bedrängen. Besser, die Angelegenheit in den Händen des Staatsekretärs zu belassen und darauf zu bauen, dass er ihr aus persönlichem Interesse nachgehen würde.
    Grey ließ Germain in seinen Sessel gelehnt zurück, den Blick nachdenklich in sein leeres Glas gerichtet. Der Sekretär mit dem Schmollmund reichte ihm seinen Umhang und streifte ihn flüchtig mit der Hand.
     
    NICHT, SO DACHTE ER, WÄHREND ER SICH FESTER IN DEN UMHANG HÜLLTE und sich zum Schutz vor dem zunehmenden Wind den Hut in die Stirn zog, dass er vorhatte, die Angelegenheit allein Germains kapriziösem Verantwortungsgefühl zu überlassen. Germain war zwar der verantwortliche Staatssekretär für Amerika – doch dies war keine Angelegenheit, die nur Amerika betraf. Es gab noch zwei weitere Staatssekretäre in Lord Norths Kabinett: einen für das Nördliche Department, das das protestantische Nordeuropa umfasste, und einen weiteren für das Südliche Department, das aus dem Rest der Welt bestand – darunter das katholische Europa und damit Frankreich. Am liebsten hätte er überhaupt nichts mit Lord Germain zu tun gehabt. Doch die Spielregeln
der Diplomatie verhinderten, dass er direkt auf Lord North zuging, was sein erster Impuls gewesen war. Er würde Germain einen Tag Vorsprung lassen und dann dem für den Süden – und für Frankreich – verantwortlichen Staatssekretär Thomas Thynne, Vicomte Weymouth, von den Vorschlägen des schlangenzüngigen Mr. Beauchamp berichten.
    Wenn sich beide Männer entschlossen, der Sache nachzugehen, würde dies zweifellos auch Lord North zu Ohren kommen – und North oder einer seiner Minister würde auf Grey zukommen.
    Über der Themse rollte ein Sturm heran, er konnte sehen, wie sich brodelnde schwarze Wolken auftürmten, als wollten sie ihre Wut direkt über den Parlamentsgebäuden entladen.
    »Etwas Blitz und Donner würde ihnen gar nicht schaden«, murmelte er missmutig und winkte eine Droschke herbei, da gerade die ersten dicken Tropfen fielen.
    Als er den Beefsteak-Club erreichte, regnete es in Strömen, und die drei Schritte vom Bordstein bis zum Eingang reichten aus, um ihn fast vollständig zu durchnässen.
    Mr. Bodley, der betagte Steward, empfing ihn, als sei er erst gestern das letzte Mal da gewesen und nicht vor über achtzehn Monaten.
    »Schildkrötensuppe mit Sherry heute Abend, Mylord«, unterrichtete er Grey und winkte einem Dienstboten, Grey den nassen Hut und Umhang abzunehmen. »Das wärmt den Magen. Und danach ein schönes Lammkotelett mit neuen Kartoffeln?«
    »Genau das, Mr. Bodley«, erwiderte Grey und lächelte. Er nahm im Speisezimmer Platz, das mit seinem warmen Feuer und seiner kühlen weißen Tischwäsche Balsam für seine Seele war. Doch als er sich zurücklehnte, um sich von Mr. Bodley die Serviette unter das Kinn stecken zu lassen, bemerkte er einen neuen Einrichtungsgegenstand.
    »Wer ist das?«, fragte er verblüfft. Das Gemälde, das einen Ehrenplatz an der gegenüberliegenden Wand einnahm, zeigte einen stattlichen Indianer, der mit Straußenfedern und bestickten Umhängen festlich herausgeputzt war. Zwischen den gesetzten Porträts diverser prominenter – und zum Großteil verstorbener – Clubmitglieder wirkte es höchst merkwürdig.
    »Oh, das ist doch Mr. Brant«, sagte Mr. Bodley mit einem leisen Hauch des Tadels. »Mr. Joseph Brant. Mr. Pitt hat ihn letztes Jahr zum Abendessen mitgebracht, als er in London war.«
    »Brant?«
    Mr. Bodley zog die Augenbrauen hoch. Wie die meisten Londoner ging auch er davon aus, dass jedermann, der je in Amerika gewesen war, zwangsläufig mit jeder anderen Person dort bekannt sein musste.
    »Er ist ein Mohawk-Häuptling, glaube ich«, sagte er und sprach das Wort »Mohawk« sehr sorgfältig aus. »Er hat dem König einen Besuch abgestattet, wisst Ihr.«

    »Ist das so«, murmelte Grey. Er fragte sich, wer wohl stärker beeindruckt gewesen war, der König oder der Indianer.
    Mr. Bodley zog sich zurück, vermutlich, um die Suppe zu holen. Eine Minute später kehrte er jedoch

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