Highland Secrets 2
anspannten.
»Was denkst du, wie lange das hier noch dauern wird?«, fragte ich Izz. Ich musste unbedingt aus diesem Haus heraus. Weg von Ian. Seine Nähe war plötzlich so erdrückend. Nur mit ihm in einem Raum zu sein, hinterließ ein stechendes Gefühl in meiner Brust. Obwohl er auf der anderen Seite des Tisches stand, konnte ich seine Wärme spüren. Mit ihm geschlafen zu haben, machte mich noch verletzlicher. Noch anfälliger für diese Situation. Ich wünschte mir so sehr, ich könnte einfach meine Arme um ihn schlingen und mich von im trösten lassen.
»Ich weiß es nicht. Meine Männer arbeiten mit Hochdruck an der Auswertung aller Materialien. Aber einfach ist das nicht. Die Mails gehen über so viele Umwege, dass wir nicht rausfinden können, von wo aus er sie schickt.«
Ruckartig stand ich auf, der Stuhl schabte laut über die Fliesen. »Ich muss an die frische Luft.«
Ich stürmte aus der Küche, durch das Esszimmer und riss die Terrassentür auf. Draußen war es heute Morgen neblig und dicke Wolken hingen am Himmel, aber das bemerkte ich kaum. Ich lief hinunter zum kleinen Teich, in dessen Mitte ein Springbrunnen stand, und setzte mich auf die weiße Parkbank.
10. Kapitel
Mit dem Handballen wischte ich mir die Tränenspuren von den Wangen. Ich starrte auf das graue Wasser und auf das Spiel des Springbrunnens. Im Baum über mir zwitscherte ein Vogel. Da ich nie viel Interesse für die Natur aufgebracht hatte, konnte ich nicht sagen, was für eine Art Vogel es war. Merkwürdig, dass es mich gerade jetzt brennend interessierte.
Ich schloss stöhnend die Augen und rieb mit den Händen über mein Gesicht. Wie sollte ich nur damit leben können, dass ein Mensch wegen mir hatte sterben müssen? Ich wusste natürlich, dass nicht ich schuld war, sondern der Ripper. Er hatte sie getötet. Und doch flüsterte eine leise Stimme mir beharrlich zu, es war auch meine Schuld. Ich mehr hätte tun können, als mich in Ians Armen zu rekeln.
Hinter mir lief jemand den Kiesweg entlang, der vom Haus zum Teich führte. Ich sah mich nicht um. Mich zu bewegen fiel mir gerade schwer. Oder fehlte mir einfach die Motivation? Ich schlang meine Arme um meinen Oberkörper, um die Morgenkälte zu vertreiben. Vom Tor her hörte ich plötzlich Kreischen und Schreie und laute Rufe nach Ian. Ich brauchte also nicht einmal mehr den Kopf heben, um zu wissen, wer sich neben mich setzte.
Sein Oberschenkel war Zentimeter von meinem entfernt und doch spürte ich ihn viel zu intensiv. Es fühlte sich an, als würden Funken zwischen uns hin und her springen. Ich war mir seiner Nähe nie so sehr bewusst gewesen wie in diesem Moment. »Und ich hätte Hundert Pfund gewettet, dass meine Mutter mir nachrennen würde.«
»Das hatte sie auch vor. Aber ich konnte sie davon überzeugen, dass du viel lieber mich in deiner Nähe haben willst.«
»Und ich hab keinen Zweifel daran, dass sie dir das gerne geglaubt hat.«
»Ja, ich werde das Gefühl nicht los, sie mag mich.«
»Ich würde mich an deiner Stelle hüten. Sie hat bestimmt schon den Druck der Einladungskarten in Auftrag gegeben.« Ich starrte weiter stur vor mich auf den Teich und versuchte krampfhaft, Ians Präsenz neben mir zu ignorieren. Was gar nicht so einfach war, denn alles in mir sehnte sich danach, ihn zu spüren.
»Welche Karten?«
»Die für unsere Hochzeit.« Ich sah ihn kurz an und hoffte, dass er meinem Tonfall und meinem Gesichtsausdruck entnahm, wie ernst es mir damit war.
»Oh die.«
Wir saßen eine Weile schweigend nebeneinander. Über uns zwitscherte es wieder und der Nebel verzog sich langsam.
»Mach dir keine Vorwürfe«, sagte er irgendwann und griff nach meiner Hand. Er verschränkte seine Finger mit meinen und legte unsere Hände auf seinen Oberschenkel. Ich konnte die Härte seiner Muskulatur unter meinen Fingerkuppen spüren und seufzte unterdrückt. Ich konnte auch seinen Blick auf mir spüren, aber ich war nicht bereit, ihn anzusehen.
»Deine Mutter war drauf und dran dich nach Südafrika ausfliegen zu lassen, aber ich konnte sie davon überzeugen, dass dir die Karpaten lieber wären.« Er drückte aufmunternd meine Hand.
»Ja, Gregori wäre wohl ein guter Leibwächter. Ihm würde ich meinen Körper gerne anvertrauen«, sagte ich und setzte ein Lächeln auf, bevor ich zu Ian aufsah.
Ians Gesicht verfinsterte sich. »Ich bezweifle, dass er so gut küsst wie ich.«
»Hmm. Mit Jahrhunderten Erfahrung? Da verlierst du.«
Ian ließ meine Hand los.
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