Highland Secrets 2
Mutter und Kathrin tauchten auf, und noch bevor ich etwas sagen konnte, zerrten mich beide in die Küche, wo auf dem Tisch eine Flasche Whisky und mehrere Gläser standen. »Partytime«, sang Kathrin und meine Mutter stimmte lachend ein. Einen Whisky konnte ich jetzt durchaus gebrauchen.
»Ich kann es gar nicht glauben«, sagte ich, nachdem ich mein Glas in einem Zug geleert hatte. Es fühlte sich unreal an. So wie ein Traum. Dabei hätte es anders sein müssen. Die Gefahr und der Ripper selbst hätten sich viel mehr wie ein Traum anfühlen müssen. Und nicht, die Tatsache, dass es jetzt gar keinen Ripper mehr gab und mein Leben wieder ganz normal war. So normal, dass ich einfach zurück nach Edinburgh gehen und Ian und den Ripper und die vergangenen Tage einfach vergessen konnte. Aber da machte ich mir etwas vor, denn weder Ian noch den Ripper noch die Vorkommnisse der letzten Tage würde ich jemals vergessen können.
»Dann kann ich jetzt wieder nach Edinburgh. Ich werde Summer sofort anrufen und ihr Bescheid geben.« Die letzten Tage hatte ich vermieden, Summer anzurufen. Sie hätte sofort bemerkt, dass etwas nicht stimmte. Andererseits hatte sie das wohl auch so. Es war auffällig genug, dass ich mich nicht bei ihr meldete und nachfragte, ob sie alles unter Kontrolle hatte und der Laden überhaupt noch existierte. Und Jonathan Crown, den hatte ich auch ganz vergessen.
»Das wirst du nicht!«, befahl meine Mutter. Ich hatte mein Handy schon in der Hand, als sie es mir entriss.
Verständnislos sah ich sie an. »Aber dir geht es doch wieder gut. Du putzt und kochst hier für eine ganze Armee, so als wäre alles in Ordnung mit dir.«
»Es ist alles in Ordnung mit mir. Aber nicht mit dir.«
»Was soll mit mir nicht in Ordnung sein?«
»Du stößt den Mann weg, für den du etwas empfindest. Und du bist gerade einem durchgeknallten Irren entkommen und hast nichts Besseres im Sinn, als dich in die Arbeit zu stürzen«, schimpfte sie. Kathrin kicherte in sich hinein und nickte bestätigend.
Punkt eins der Anklage stimmte. Ja, ich empfand was für Ian, aber irgendwie hatte ich das schon immer getan. Aber Punkt zwei war falsch. Ich stürzte mich nicht wieder in die Arbeit und verdrängte, was ich erlebt hatte. Ich stürzte mich wieder in die Arbeit, um Ian zu vergessen und von ihm wegzukommen. Nur konnte ich das niemandem der hier Anwesenden sagen. »Das ist nicht wahr«, log ich stattdessen. Es gibt nur keinen Grund mehr für mich, länger hierzubleiben.«
Kathrin und Theresa starrten mich beide an und ihre Gesichter sagten mir, sie wussten, dass ich log.
Conner kam zu uns in die Küche und musterte uns aufmerksam. Er nahm sich ein Glas, trank den Whisky in mehreren kleinen Schlucken und räusperte sich. »Etwas Ablenkung täte dir gut. Wie wäre es, wenn du mit uns zu T in the Park kommst, dann musst du nicht den Bus nehmen. Es liegt doch auf dem Weg.«
»Das ist eine sehr gute Idee«, warf meine Mutter hastig ein und strahlte über das ganze Gesicht.
»Oh ja, das wäre super«, hüpfte Kathrin aufgeregt herum. »Du kommst mit uns.«
»Aber ...«
»Kein aber«, sagten alle drei wie aus einem Mund. Ich seufzte frustriert auf. T in the Park bedeutete ein weiteres Wochenende mit Ian, grölende Menschenmassen, kreischende Mädchen und eine Menge Kopfschmerzen. Aber zumindest gab es keine Chance, dass ich auch nur für fünf Minuten mit Ian allein sein würde.
11. Kapitel
»Ich bin`s, Emma.«
»Ich weiß. Ich kann es auf dem Display sehen. Da steht: Emma ruft an.«
»Schon klar, danke. Du musst mir das nicht jedes Mal sagen.«
»Ich sag dir das solange, bis du aufhörst zu sagen: Ich bin`s, Emma.«
»Was soll ich denn dann sagen? Nichts?«
»Wie wäre es mit Hallo?«
»Hallo!«
»Geht doch! Also, wie geht es dir so auf der Insel? Ich hoffe, du hattest Sex.«
»Ich bin erpresst worden und eine Frau wurde ermordet.« Über das andere wollte ich nicht mit Summer reden. Ich würde es niemals erwähnen. Ich würde niemals mehr den Namen Ian MacLeod in den Mund nehmen. Und schon gar nicht Summer gegenüber. Wenn es jemanden gab, der Ian noch mehr hasste als ich, dann sie. Bei dem Wort hasste, zog sich mein Magen schmerzhaft zusammen. Das war die Rache dafür, dass ich versucht hatte, mich selbst zu belügen.
»Hast du eben einen winzigen Moment gezögert? Und erpresst? Du verarschst mich!«
»Kein bisschen. Lass uns darüber reden, wenn ich Zuhause bin.«
»Versprochen?«
»Versprochen.«
»Nicht
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