Highlander meiner Sehnsucht
uns begegnet sind, war Hector sehr liebenswürdig zu mir.«
Er wirkte, als wolle er etwas sagen, doch er hielt sich zurück. »Was wollt Ihr wissen?«, fragte er stattdessen.
»Warum hat er Eure Burg eingenommen? Warum hasst ihr euch so?«
»Es gibt schon seit Jahren viel böses Blut zwischen den Clans. Ich war noch keine zehn Jahre alt, als mein Vater starb. Hector betrachtete den Tod meines Vaters als gute Gelegenheit, sich die Ländereien anzueignen, auf die er schon seit längerer Zeit ein Auge geworfen hatte. Er wählte den Tag der Beerdigung für seinen Angriff. Doch er hatte nicht damit gerechnet, dass mein Onkel ihn besiegen würde. Vernichtend, möchte ich hinzufügen.« Und blutig, erkannte sie. »Obwohl wir stark in der Unterzahl und zugegeben schlecht vorbereitet waren. Die Leute machten den Fluch für die Niederlage Eures Bruders verantwortlich«, meinte er abschließend.
»Aber das ergibt keinen Sinn. Auf beiden Seiten haben Macleans gekämpft. Wie erklären sie sich die Tatsache, dass es Macleans waren, die die Schlacht gewonnnen haben?«
Er schüttelte den Kopf. »Die Auslegung des Fluchs hat nichts mit Vernunft zu tun. Wann immer etwas schiefläuft, liefert der Fluch eine willkommene Erklärung dafür. Wie für die ungewöhnlich vielen Jahre der starken Überflutungen, die wir auf Coll hatten.«
Sie sah ihm lange unverwandt in die Augen. »Ihr hattet es nicht leicht, nicht wahr?«
Ihre Bemerkung überraschte ihn. Er schien sich beinahe unbehaglich zu fühlen. »Ich habe nie erwartet, dass es einfach wäre, Chief zu sein. Es ist mein Geburtsrecht und meine Pflicht.« Und ein wesentlicher Teil seines Wesens, erkannte sie. »Ich werde alles tun, um es zu schützen und zu erhalten.«
Das klang wie eine Warnung, doch sie ging nicht näher darauf ein, sondern kam wieder auf die Fehde zurück. »Und nach Hectors Niederlage durch die Hand Eures Onkels nehme ich an, dass er auf Rache sann.«
Lachlan nickte. »Mein Onkel wurde sieben Jahre später ermordet.«
»Ihr macht Hector dafür verantwortlich?«
Er biss die Zähne zusammen. »Das tue ich, aber ich kann es nicht beweisen. Doch die Männer, die die Tat ausübten, wurden dafür bestraft.«
Flora brauchte nicht zu fragen, was er damit meinte. Sie waren getötet worden. Von seiner Hand. Er musterte sie, als warte er darauf, dass sie ihm Grausamkeit vorwerfen würde, doch das tat sie nicht. Und das würde sie auch nicht. Gerechtigkeit war und blieb Gerechtigkeit. Und in den Highlands wurde sie schnell und präzise ausgeübt.
»Also hat er daraufhin Eure Burg eingenommen? Aber kommt das denn nicht einem Geständnis gleich, an dem Tod Eures Onkels beteiligt gewesen zu sein?«
»Hector braucht keinen Grund für Verrat. Aber der Mord an meinem Onkel wurde schon vor vielen Jahren gesühnt. Nein, er hat meine Ländereien geplündert und meine Burg gestohlen, weil er versuchen wollte, mich dazu zu zwingen, ihm Folge zu leisten. Etwas, das niemals geschehen wird.«
Er stieß das mit solcher Verachtung und stählerner Entschlossenheit hervor, dass sie erschrak. Einen Augenblick lang konnte sie in ihm den skrupellosen Highlander erkennen, vor dem ihre Mutter sie gewarnt hatte. Gillys bewundernde Bemerkung über seine unerschütterliche Zielstrebigkeit kam ihr in den Sinn.
Flora fühlte sich hin- und hergerissen. Sie schuldete ihrem Bruder Loyalität, nicht diesem Mann, der sie entführt hatte. Doch sie konnte auch nicht ignorieren, was sie über Lachlan Maclean herausgefunden hatte. Er schien ein gerechter
Mann zu sein. Doch offensichtlich mit Ausnahme, was ihren Bruder betraf.
»Warum?«, fragte sie.
»Weil ich mich nicht an seiner Fehde mit den MacDonalds beteiligt habe. Er erwartete, dass ich mich ihm als Chief beuge. Ich weigerte mich.«
Flora runzelte die Augenbrauen. Sie wusste, dass die beiden Zweige des Clans von zwei Brüdern abstammten, die Duarts von dem älteren Bruder, die Macleans of Coll von dem Jüngeren. »Aber er hat recht. Duart ist der Hauptzweig des Clans Gillian. Es ist Eure Pflicht, Euch ihm zu beugen. So ist es in den Highlands der Brauch.«
Sein ganzer Körper versteifte sich. Dieses Mal konnte seine eiserne Beherrschung den Zorn nicht verbergen. »Ihr seid eine Expertin, was die Bräuche der Highlands betrifft? Ein Mädchen, das seine Verwandten und sein Heim meidet? Coll hat seit mehr als zweihundert Jahren den Freiherrenstand. Weder werde ich ihm calps bezahlen, noch werde ich meine Männer seine Schlachten schlagen
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