Highlander meiner Sehnsucht
verteidigen konnte, wurde sie grob aus der Sicherheit der Kutsche in die schraubstockartige Umklammerung eines Mannes gerissen. Eines sehr
großen Mannes. Der, so wie er sich anfühlte, stark wie ein Ochse war.
Die Heftigkeit, mit der sie rau an seine felsenharte Brust gedrückt wurde, ließ sie aufkeuchen. Ihr ganzer Körper presste sich gegen harten, unnachgiebigen Stein.
Guter Gott, niemand hatte es je gewagt, sie so zu halten.
Noch nie hatte sie irgendetwas so intensiv wahrgenommen. Ihre Wangen brannten vor Entrüstung und der plötzlichen Hitzewelle, die von ihm auszugehen schien. Er hatte den Arm um sie geschlungen und eng unter die schwere Fülle ihres Busens gepresst, wodurch sie sich nur zu deutlich dessen bewusst war, wie sich ihre Brüste hoben und senkten und dabei gegen seinen Arm drängten. Obwohl sie nicht gerade klein war, passte ihr Kopf mühelos unter sein Kinn. Doch das Schlimmste war, dass sich ihr Hinterteil genau an seine Lenden presste, weil sie mit dem Rücken zu seiner Brust stand.
Instinktiv rebellierte alles in ihr gegen diese intime Nähe. Gegen die Intimität, so eng an den muskelgestählten Körper eines schmutzigen Schurken geschmiegt zu sein.
Allerdings roch er überhaupt nicht schmutzig. Er roch nach Myrte und Heidekraut und einem kaum wahrnehmbaren Hauch von Meer.
Wütend darüber, in welche Richtung ihre Gedanken wanderten, richtete sich ihr ganzer Zorn gegen ihren Geiselnehmer. »Nehmt Eure Hände von mir!« Angestrengt versuchte sie, sich ihm zu entwinden, doch es war zwecklos. Sein Griff war so unnachgiebig wie Stahl. Obwohl er sie nur mit einem Arm festhielt, konnte sie sich keinen Zoll bewegen.
»Ich fürchte, das tue ich nicht, meine Süße.«
Sie erstarrte bei dem singenden, rollenden Tonfall seiner Stimme.
Ein Highlander. Seine Stimme ließ ihr die Härchen auf den Armen zu Berge stehen. Sie war beinahe hypnotisierend.
Tief und dunkel, mit einem unbestreitbaren Unterton von Gefahr.
Das Blut gefror ihr in den Adern. Ihre Notlage hatte sich gerade entschieden verschlimmert. Highlander waren regelrechte Teufel. Wenn ihr keine rettende Idee kam, dann waren sie so gut wie tot.
Flora unterdrückte den Drang, sich weiter zu wehren, sondern hielt still und tat so, als gäbe sie auf, damit sie in Ruhe die Situation einschätzen konnte. Die Nacht war dunkel, doch der Vollmond erhellte sanft die weitläufige Moorlandschaft, wodurch sie gerade genug sehen konnte – oder vielleicht eher zu viel sehen konnte. Denn was sie sah, war nicht gut. Sie waren von ungefähr zwanzig kräftig aussehenden Männern umzingelt. Alle trugen breacan feiles , die mit einem Gürtel gehaltenen Plaids der Highlands, und schwangen riesige Breitschwerter. Ihre Gesichter waren ohne Ausnahme hart und unbeugsam. Diese Männer waren Kämpfer. Krieger.
Doch sie hatten nicht diesen hungrigen, animalischen Ausdruck gejagter Männer. Als sie nach unten sah, fiel ihr das fein gesponnene Leinenhemd des Mannes auf, der sie festhielt. Sein Plaid war von guter Qualität, es fühlte sich weich und geschmeidig an.
Wenn sie keine Gesetzlosen waren, was genau waren sie dann, und was wollten sie?
Sie hatte nicht vor, zu bleiben und das herauszufinden. Jede Faser ihres Körpers schrie danach, sich loszureißen und der Gefahr zu entfliehen. Doch ihre Möglichkeiten waren beschränkt.
Die Handvoll Männer, die Lord Murray als Eskorte mit sich führte, waren weit in der Unterzahl und hatten sich, so wie es aussah, ohne große Gegenwehr ergeben. Zu ihren Füßen lagen ein paar Musketen und Hakenbüchsen verstreut, allerdings hielten die meisten von ihnen noch ihre Schwerter in den Händen.
Doch es lag nicht in Floras Natur, sich zu ergeben. Ganz besonders nicht irgendwelchen Barbaren. Sie zweifelte nicht einen Augenblick daran, dass diese Männer Highlander waren. Wenn ihre Aussprache sie nicht bereits verraten hätte, ihre Kleidung räumte jeden Zweifel aus.
»Was wollt Ihr?« Flora erkannte die hochmütige Stimme ihres Verlobten. »Und nehmt Eure schmutzigen Hände von ihr.«
Lord Murray war hinter ihr aus der Kutsche gezerrt worden und wurde von einem furchterregend aussehenden Highlander festgehalten. Seine Körpergröße, die durchdringend blauen Augen und die Fülle weißblonden Haares ließen wenig Zweifel daran, dass seine Ahnen Wikinger waren.
Beim Anblick des Räubers fragte sie sich einen Augenblick lang, ob der Unhold, der sie festhielt, wohl ebenso eindrucksvoll aussah. Vielleicht sollte sie froh
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