Highlander und die Hure
vorgehen?“, fragte Symon und wandte sich einmal mehr zu Iain um, damit der diesen Worten zustimmte.
Duncan lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, atmete tief durch und rückte die Dokumente zurecht. Es war besser, diesem Symon eine Weile aus dem Weg zu gehen, da er fürchtete, sonst vollends die Beherrschung zu verlieren. Dann würden seine Fäuste statt auf dem Tisch im Gesicht seines Gegenübers landen. Er schob seinen Stuhl nach hinten, stand auf, verbeugte sich vor Iain und ging zur Tür.
„Das Wetter hat sich gebessert, und ich glaube, eine kurze Pause wird mir helfen, einen klaren Kopf zu bekommen. Wenn Ihr erlaubt, Iain?“
Ohne dessen Einverständnis abzuwarten, zog Duncan die Tür auf, ging den Korridor entlang und die Treppe hinunter, um zu den Ställen zu gelangen. Er hatte die Wahrheit gesagt, denn die letzten vier Tage hatte es unablässig geregnet, begleitet von Stürmen und Gewittern. Die Blitze hatten den Himmel zerrissen, die Donnerschläge ganz Dunalastair erzittern lassen. Aber an diesem Morgen fand sich keine Wolke am Himmel, und man hätte meinen können, dass sie alle sich das Unwetter nur eingebildet hatten. Vielleicht war das ja auch der Fall gewesen …
Im Stall angekommen begrüßte ihn sein Pferd mit dem gleichen Schnauben und Trampeln, das er selbst eben erst im übertragenen Sinne Symon gegenüber gezeigt hatte. Für Duncan war damit klar, dass sie beide etwas gegen die gereizte Anspannung unternehmen mussten, die sich in ihnen angestaut hatte. Binnen kürzester Zeit war sein Pferd bereit, und dann ritten sie durch das Tor der Festung hinaus und weiter durchs Dorf. Nach dem Überqueren der Steinbrücke überließ er es für eine Weile seinem Pferd, wohin es galoppieren wollte. Schließlich setzte Duncan Muskelpartien ein, die er schon zu lange nicht mehr benutzt hatte, und brachte das Tier wieder unter seine Kontrolle. Die Anstrengung wirkte belebend auf seinen Geist und Körper, und er lachte ausgelassen. Wenig später machte er kehrt, um wieder zur Feste zurückzureiten.
Unterwegs ließ er sich wieder und wieder das an diesem Morgen in Angriff genommene Werk durch den Kopf gehen, während er nach dem Grund für das plötzliche Problem suchte. Sie hatten bemerkenswerte Fortschritte gemacht, doch dann auf einmal war es ihm vorgekommen, als wären sie gegen eine massive Mauer gelaufen. Über jedes Wort und jedes Zugeständnis war plötzlich beharrlich diskutiert worden, aber auch wenn er noch so lange darüber nachdachte, wollte sich ihm nicht erschließen, wieso mit einem Mal alles ins Stocken geraten war. Also widmete er sich erneut den Stärken und Schwächen seines Angebots.
Als er das nächste Mal einen Blick auf seine Umgebung warf, befand er sich auf dem Weg, der zum Cottage der Frau führte, ohne dass er eine Erklärung dafür hatte, wie er dorthin geraten war.
Er wusste, er sollte umkehren und sich seinen Pflichten widmen, die in der Festung auf ihn warteten.
Er wusste, er sollte einen Bogen um diese Frau machen, denn sie würde ihn nur von seiner Aufgabe ablenken.
Für ihn hatte sie nichts Bemerkenswertes an sich, und dennoch zog ihn etwas zu ihr, damit er mehr über sie in Erfahrung bringen konnte.
Duncan schüttelte den Kopf über diese unsinnigen Gedanken. Er musste erschöpfter sein, als er zugeben wollte, wenn er sich so leicht aus seiner Konzentration bringen ließ. Vielleicht würde sie ihn ja nicht mehr so sehr interessieren, wenn er ihren Namen kannte. Vielleicht war es das Mysteriöse an ihr, das sie so anziehend machte. Fast hatte er sich schon dazu überreden können, doch weiterzureiten, ohne mit ihr gesprochen zu haben, da ging die Tür des Cottages auf und die Frau trat ins Freie.
Abermals faszinierte ihn, wie unterschiedlich sie aus der Ferne und aus der Nähe betrachtet aussah. Augenblicke später kam ihre Tochter nach draußen und folgte im Schatten ihrer Mutter, die ein kleines Gittertor öffnete und einen Garten gleich neben dem Gebäude betrat. Das sanfte, helle Gelächter der beiden wehte zu der Stelle, an der er auf seinem Pferd sitzend im Schatten der Baumlinie verharrte und sie beobachtete.
Er hatte mitangesehen, wie Connors Frau Jocelyn mit ihrem Sohn und in jüngerer Zeit mit ihrer Tochter auf diese Weise spielte, und bei diesen Gelegenheiten war mit ihm das Gleiche geschehen, wie es auch jetzt der Fall war: Eine Faust schien sich um sein Herz zu legen und es zusammenzudrücken. Mit jedem sanften Lachen und jedem liebevollen Wort wurde der
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