Highlander und die Hure
Männer und Frauen gemeinsam machten. Verwundert sah sie ihm in die Augen und fragte sich, wie es möglich war, dass sie ihn zuvor für finster und gefährlich gehalten hatte.
Vielmehr blitzten seine Augen jetzt sogar amüsiert auf, als er merkte, dass Ciara ein Selbstgespräch über sein Pferd führte. Marian stand dicht genug vor ihm, um in diesen Augen winzige goldene Flecken erkennen zu können. Und ihr entging auch nicht, dass sein Haar, das locker über die Schultern fiel, keineswegs einfach nur dunkel war, sondern im Licht der Sonne, die durch die Baumkronen schien, in den verschiedensten Brauntönen schimmerte.
Als ihr klar wurde, in welche Richtung sich ihre Gedanken bewegten, begann Marian zu zittern. Bewusst untersagte sie sich, solche Dinge bei anderen Menschen zu bemerken, da sie ihrerseits alles tat, so unauffällig wie möglich zu erscheinen, damit andere sie nicht wahrnahmen. Aufzufallen bedeutete, Ärger auf sich zu lenken. Und Ärger war etwas, was sie zum einen vermeiden wollte und was sie sich zum anderen nicht leisten konnte.
„Ich danke Euch nochmals für Eure freundliche Geste gegenüber meiner Tochter, Sir. Aber jetzt dürfen wir Euch nicht länger von Euren Pflichten abhalten.“ Marian streckte ihre Finger nach Ciara aus, und als die nicht schnell genug reagierte, fasste sie deren Hand und zog das Kind zu sich heran.
„Ciara, bedank dich bei Sir Duncan, dass er dir erlaubt hat, sein Pferd zu füttern.“
„Duncan genügt, Mara. Sie kann ruhig Duncan zu mir sagen.“
Ciara murmelte ein Dankeschön, da sie immer noch unter dem Eindruck des Pferds und seines Reiters stand, dann nickte Marian ihm zu und ging zum Cottage.
„Wenn Ciara möchte, kann sie bei meinem nächsten Besuch einen Namen für mein Pferd vorschlagen“, rief er ihr nach.
Sie beeilte sich, ins Haus zu kommen, und hoffte, dass ihre Tochter diesen Vorschlag nicht gehört hatte. Nachdem sie die Tür hinter sich zugedrückt hatte, musste sie sich zwingen, den Riegel nicht vorzuschieben. Ein solcher Akt konnte als Beleidigung ausgelegt werden, hatte er ihr und ihrer Tochter doch nur auf angenehme Weise Gesellschaft geleistet. Noch während Ciara ihre Kiste mit Spielzeug nach dem aus Hölzchen gebastelten Pferd absuchte, begab sich Marian zu dem kleinen Fenster an der Vorderseite ihres Cottages und spähte vorsichtig durch den Vorhang, um nachzusehen, ob der Mann auch wirklich davonritt.
Er fasste die Zügel und schwang sich auf den Rücken seines Tieres, wobei deutlich zu erkennen war, welche Kraft in seinen Armen und Beinen steckte. Mühelos brachte er das Pferd unter seine Kontrolle. Es war ein Irrtum gewesen, ihn für einen Mann zu halten, für den es nur Besprechungen und Verhandlungen gab, denn Duncan der Friedensstifter war in erster Linie ein Krieger und erst danach ein Unterhändler.
Marian schaute ihm zu, wie er sich vorbeugte und dem Pferd etwas zuflüsterte, das sich daraufhin aufbäumte, den Kopf schüttelte und seine Nüstern blähte. Anstatt zu versuchen, dem Tier seinen Willen aufzuzwingen, ließ Duncan ihm freien Lauf, lachte laut und tätschelte ihm den Hals. Erst dann dirigierte er es auf den Weg, der das Haus mit dem Dorf verband. Noch einmal sah er zum Cottage und nickte Marian zu.
War es so offensichtlich gewesen, dass sie ihn beobachtet hatte? Was musste er davon halten, dass sie ihn so unverhohlen durch das Fenster angestarrt hatte? Entsetzt wich sie zurück, wusste jedoch, dass es dafür viel zu spät war. Denn er war bereits Zeuge ihrer Unverfrorenheit geworden. Zum Glück war Ciara völlig in ihr Spiel vertieft, bei dem sie die Begegnung mit dem Pferd nachstellte; deshalb entging ihr die peinliche Situation, in die ihre Mutter sich gebracht hatte.
Sie zog das Kopftuch herunter und löste den Zopf, damit ihr Haar offen über ihre Schultern fallen konnte, dann erledigte sie die Arbeiten im Haus, die liegen geblieben waren, als sie bei den ersten Sonnenstrahlen nach draußen in den Garten gegangen war. Ihre Gedanken kreisten dabei um die Folgen dieser Entscheidung, und ihr fielen wieder seine letzten Worte ein.
Wenn Ciara möchte, kann sie bei meinem nächsten Besuch einen Namen für mein Pferd vorschlagen.
Ein Schauer lief durch ihren Körper, und Angst trieb ihre Klauen in Marians Herz, als sie darüber nachdachte, welche Gefahren für sie mit diesen Worten verbunden waren und welche Absichten er womöglich hegte. Sie wusste, wie Männer dachten, doch ihre Tochter wusste das noch nicht.
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