Highschool der Vampire
vergessen, dass diese Typen ja nur einen Arm hatten.
»Gibt es noch mehr davon?«, fragte Ileana.
»Äh ... nein«, antwortete ich und fühlte mich, als würde mir der Boden unter den Füßen wegbrechen.
»Schade«, sagte Ileana. »Ich hab mir Vasco und Ana xander nie als Leute mit H u m o r vorgestellt. Aber natür lich sind sie das. Du schenkst Illyrien etwas Neues - Iro nie.«
Ich spürte, wie mein Gesicht heiß wurde. Sie hielt es für witzig. Aber es war nicht witzig gemeint; es war ein Epos. Doch wenn sie es für witzig hielt, wenn Justin es für witzig hielt ... Ich blickte wieder auf meine Blätter.
»Ich bin mir nicht ganz sicher, ob Shadwell Ironie in seinem Unterricht vorgesehen hat«, sagte ich und ver suchte meine Stimme fest klingen zu lassen.
»Es ist so, als würde man etwas auf die eine Art sagen und etwas anderes meinen«, sagte Justin. »Als Witz oder um sarkastisch zu sein.«
Ironie? Es sollte nicht ironisch sein. Ich hatte gedacht, es wäre gut. U n d noch schlimmer - mein ganzes Epos war so. Das ganze unmögliche Unterfangen, es an der Vlad Dracul schaffen zu wollen, traf mich auf einmal wie ein Blitz und ich hatte das Gefühl, in einen tiefen Brun nen zu stürzen.
Dann stand Ileana auf und kam zu mir herüber.
»Es war schwer für dich, uns das vorzulesen, das sehe ich«, sagte sie. »Danke.«
U n d sie umarmte mich kurz.
O Mann.
Wisst ihr, wie es sich anfühlt, herauszufinden, dass et was, worauf man stolz war, bloß ein Stück Scheiße ist?
U n d dann auch noch irrtümlich dafür gelobt zu werden?
U n d zu wissen, das Mädchen, dem man damit imponie ren wollte, hält es für einen Witz und ist aus dem falschen Grund beeindruckt? Wenn nicht, hoffe ich, ihr werdet es nie herausfinden.
»Ich hoffe, du bringst nächstes Mal eine der ernsten Passagen mit«, sagte Ileana.
»Nun«, erwiderte ich, »da bin ich mir nicht sicher.«
Ileana und Justin haben sich wohl gefragt, warum ich den restlichen Nachmittag so still war.
Was schenkt man einem Vampir,
der schon alles hat?
Am Montag nach der Epos-Katastrophe saß ich mit Jus tin im Speisesaal. Draußen war es einmal mehr trostlos und grau, was perfekt zu meiner Stimmung passte.
Das Schlimmste daran, Ileana mein nutzloses Epos vorgelesen zu haben, war, dass sie mich nun für Gold staub hielt. Ich war mir sicher: Hätte ich sie gefragt, ob sie mit mir ausgeht, sie hätte Ja gesagt. Aber wie konnte ich das, wo ich doch wusste, dass sie Ja sagen würde, weil sie glaubte, ich schriebe ein tolles — na ja, ein gutes —
Epos über ihren Lieblingsort?
Ileana setzte sich.
»Ich bin böse auf dich«, sagte sie.
»Hä? Was hab ich angestellt?«
»Ich hab dir in Mathematik einen Zettel zugeschoben, einen perfekten Zettel, die erste Gadje-Sache, die ich je in meinem Leben getan habe, und du hast es nicht ein mal bemerkt«, sagte sie.
»Tut mir leid«, gab ich zurück. »Mir geht ziemlich viel durch den Kopf.«
Zum Beispiel, was passiert, wenn du herausfindest, dass ich nicht dichten kann. Dass ich dabei nicht einmal Gut von Schlecht unterscheiden kann. Dass der Spaß auf deine Kosten geht, weil du denkst, ich kann es, und auf meine, weil ich das auch geglaubt habe.
»Das ist in Ordnung.« Ileana lachte. »Ich hab hier noch einen.«
Sie zog ein kleines goldenes Kuvert aus ihrer Tasche.
»Soll ich es jetzt öffnen?«, fragte ich.
»Wenn du magst«, gab sie zur Antwort.
Es war eine helle rechteckige Karte drin, die mit einer kunstvollen Schrift bedeckt war:
Ileana Antonescu bittet um das Vergnügen Ihrer Anwesenheit anlässlich der Feier ihres fünfzehnten Geburtstags am Samstag, dem siebten März, um vierzehn Uhr.
Abendkleidung erbeten
Darunter standen ihre Adresse und Telefonnummer sowie die Buchstaben u. A. w. g.
»Toll«, sagte ich. »Ich komme.«
»Ich freue mich schon darauf«, erwiderte Ileana und lächelte mich an. »Wie geht's übrigens dem Epos?«
»Oh, es geht«, antwortete ich und wechselte das Thema.
Jetzt hatte ich zwei Sorgen — was Ileana wohl denken würde, wenn sie herausfand, was für ein Haufen Tubifexwürmer mein Epos in Wirklichkeit war, und was ich ihr zum Geburtstag schenken sollte.
Justin war absolut keine Hilfe, als ich ihn danach fragte.
»Das ist leicht.« Er lächelte mich an. »Schenk ihr einfach eine der Geschichten aus deinem Epos. Es ist das Beste, was du ihr geben kannst. Ich wette, es wird ihr Lieblingsgeschenk sein.«
»Ah«, erwiderte ich. »Was schenkst du ihr?«
»Weiß nicht«,
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