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Hilf mir, Jacques Cousteau: Roman (German Edition)

Hilf mir, Jacques Cousteau: Roman (German Edition)

Titel: Hilf mir, Jacques Cousteau: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gil Adamson
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Gaspedal durch und schlingert die Straße hinunter.
    Meine Mutter blickt hoch, als ich an ihr vorbei durch die Küche rase. Sie hört draußen die Reifen quietschen.
    »War das Gerald?«, ruft sie, als ich schon bei der Hintertür bin. »Was gibt’s?« Aber ich antworte nicht, sondern überlege mir den schnellsten Weg zum Strand.
    Als ich dort ankomme, sehe ich Großvater in seiner weiten Badehose im Wasser stehen und Tropfen in die Luft peitschen, steifbeinig, als stünde er im Polarmeer. Dann stößt er einen Schlachtruf aus und wirft sich in die Fluten. Der Hund liegt immer noch auf dem Rücksitz.
    Mein Großvater paddelt herum. Ich laufe voll bekleidet ins Wasser, um mit ihm zu schwimmen. Es ist so kalt wie im Polarmeer. Am liebsten wäre ich schneller wieder hinausgerannt als hinein, friere aber so, dass ich mich nur treiben lasse. Mein Großvater sieht mir ins Gesicht und stutzt.
    »Was ist denn los?«
    »Nichts«, sage ich mit zusammengebissenen Zähnen. Als wir aus dem Wasser steigen, meint mein Großvater, ich hätte blaue Lippen. Nach diesem Zeichen hielt meine Mutter immer Ausschau, wenn wir schwimmen gingen. Wenn die Lippen blau werden, ist die Unterkühlung nicht mehr weit, sagte sie immer. Vor Unterkühlung hat sie einen richtigen Horror, weil man daran, sogar wenn man wieder aufgewärmt ist, noch sterben kann. Als bliebe das Gehirn kalt und ginge langsam zugrunde, während man dasitzt und Kakao trinkt.
    Wir kehren zum Auto zurück, und Großvater will mich nach Hause fahren, aber ich will noch einen Burger, und das findet er eine super Idee. Er stellt den Motor ab, und wir rollen an unserem Haus vorbei, weil sonst mein Bruder, der das Motorengeräusch kennt, herausgerannt käme. Dann müssten alle mit, und mein Großvater wäre womöglich gezwungen, etwas wegen des Hundes zu unternehmen. Es wird spät, und die Straßenlampen gehen an, aber die Sonne ist noch nicht ganz verschwunden. Zwischen den Häusern feuert sie ein paar Salven auf uns ab.
    »Was möchtest du auf deinem Burger haben?«, fragt Großvater.
    »Zwiebeln, Soße, Tomaten, Senf, Ketchup, Salat, saure Gurken, Chilischote, grüne Paprika, Mayonnaise, Salz und Pfeffer.«
    Mein Großvater dreht sich zu dem kleinen Mikrofon vor dem Autofenster. »Schmeißen Sie alles drauf, was Sie haben.«
    Aus dem Lautsprecher kommen Geknister und ein unverständlicher Wortsalat, und mein Großvater sagt: »Genau.«
    »Ich mache jeden Tag Freiübungen«, sagt mein Großvater zwischen den Bissen. Wir stehen auf freiem Feld; er hat das Auto gegen den Wind geparkt.
    »Ich sitze bloß auf meinem Hintern. Aber dick bin ich nicht«, erwidere ich.
    »Du solltest Gymnastik machen, Hazel, auch schon in deinem Alter. Das kräftigt den Geist genauso wie den Körper.«
    »Alles, was ich esse, hat Zucker drin.«
    »Na und?«
    »Das könnte mich zu stark stimulieren. Und dann könnte ich einen Herzinfarkt kriegen.«
    »Echt?«
    »Echt.« Ich wische mir das Kinn ab.
    »Außerdem tritt mich Andrew jedes Mal, wenn er eine Chance dazu sieht, Granddad, und ich kann nicht lange an einem Fleck bleiben. Wenn ich Sit-ups machen würde, würde er versuchen, sich auf mein Gesicht zu setzen.«
    »Da ist was Wahres dran. Du könntest anfangen zu joggen.«
    »Plattfüße.«
    »Nein!«, sagt er sichtlich erfreut. »Das hast du von deiner Großmutter. Wenigstens eine Familienähnlichkeit.«
    Ich schweige und denke kurz über diese Bemerkung nach. »Meinst du, bei mir gibt es sonst keine Familienähnlichkeiten?«
    »Na ja.« Er schaut auf mich herunter. »Du siehst nicht gerade … hm, du … offen gesagt, nein. Ich weiß nicht, woher du kommst.«
    »Wie bitte? Was willst du damit sagen?«
    Lächelnd beißt er in seinen Doppelburger. »Die Geburt ist ein Geheimnis«, sagt er achselzuckend. Mir wird klar, dass er sich nicht weiter dazu äußern wird. Am liebsten würde ich zu Rufus auf den Rücksitz klettern.
    Mein Bruder umklammert mit beiden Armen den Fernseher und drückt die Stirn gegen das Glas, während er Raketenschiff Sieben glotzt. Commander Tom sagt: »Setz dich weiter weg, mein Sohn, sonst verdirbst du dir die Augen.«
    »Nein«, sagt mein Bruder mit seiner Kinderstimme.
    »Los, setz dich weiter weg. Und wenn deine Mutter reinkommt?«
    »Nein«, sagt Andrew und starrt Commander Tom tief in die Seele.
    Es ist sieben Uhr früh, ein schöner Tag, der Himmel wolkenlos, und als ich herunterkomme, sitzt meine Großmutter in der Küche.
    »Ich gehe nicht eher nach Hause, als bis er ihn

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