Hilfe! Gaby in Gefahr!
mehr.
„Dich kann man wirklich nicht
allein lassen“, meinte Tim und fegte vier kurze, breite T-Shirts von seinem
Bett.
„Hatte noch keine Gelegenheit
zum Aufräumen“, erwiderte Klößchen. „Am Samstag habe ich mich mal so richtig
ausgebreitet. Gestern war ich zu Hause. Und heute — ja, wo war ich eigentlich
heute?“
Klößchens Elternhaus stand in
der nahen Großstadt, wo auch Gaby und Karl wohnten. Daß Klößchen im Internat
lebte, dafür gab’s keinen zwingenden Grund. Ebensogut hätte Tims dicker Freund
jeden Morgen als Fahrschüler herkommen können. Aber Klößchen langweilte sich zu
Hause bei seinen reichen Eltern. Anders hier im Internat: In Tims Gesellschaft
— da war immer was los.
Der TKKG-Häuptling packte seine
Reisetasche aus. Als er sie leer auf den Schrank stellte, wurde die Tür
geöffnet.
„Tim! Gut, daß du da bist.“
Dr. Niedermacher blickte
herein. Er war noch jung, ein Studienreferendar.
„Ich wollte gerade zu Ihnen,
Herr Doktor.“
„Das kannst du dir jetzt
sparen. Aber du wirst am Telefon verlangt. Ich habe schon durchgestellt in die
Besenkammer.“
Tim hob die Brauen. „Wer denn?“
„Hab’ den Namen nicht verstanden.
Euker. Oder Reuker.“
Tims Nackenhaare stellten sich
auf.
„Beukert? Vielleicht Beukert?“
„Ja, richtig.“
Klößchen, auf dem Bett hockend,
knabberte Schokolade.
„Kommt mir bekannt vor“, meinte
er und runzelte die Stirn. „Den Namen haben wir doch... Mann!“ Er sprang auf.
„Ist das etwa...“
Aber Tim war schon draußen,
vorbeigefegt an dem verblüfften Niedermacher, der ein gütig-friedfertiger
Mensch war und ganz zu Unrecht gehänselt wurde wegen seines Namens.
Tim sprang die Treppe hinunter,
denn das ADLERNEST liegt bekanntlich im zweiten Obergeschoß.
Beukert? Etwa der echte
Beukert, der Bestohlene? Aber wieso? Nein, unmöglich! Es sei denn, der freute
sich, daß sein Reisepaß wieder aufgetaucht war, und wollte nun danken. Klar,
das mußte es sein. Denn Tim hatte natürlich seine Adresse hinterlassen bei der
Polizei-Inspektion in Valseppstetten. Wahrscheinlich hatte Kommissar Böhme den
echten Beukert gleich verständigt.
Die Telefonzelle ,Besenkammer’
befindet sich im Parterre-Flur des Haupthauses. Tim sauste hinein, nahm den
Hörer ab und merkte sofort: Die Leitung war offen — ein schwaches Atemgeräusch
am anderen Ende.
„Peter Carsten“, meldete er
sich.
Stille. Dann lachte der andere,
leise, hämisch, genüßlich sozusagen. Und Tim wußte: Der echte Wolfgang Beukert
aus Branninghausen bei Wehmstedt war das nicht.
Das Lachen verstummte.
„Na, gut angekommen, mein
Freund?“
Die Stimme klang, als lächele
er wieder, der widerwärtige Typ.
„Sie offenbar auch“, sagte Tim.
„Oder rufen Sie an aus Valseppstetten?“
„Da hast du gestaunt, wie
schnell ich weg war.“
„Gestaunt habe ich über die
Informationen, die ich bei der Polizei bekam über Sie.“
„Die Bullen haben das blöde
Phantombild. Sonst gar nichts.“
„Ist Ihnen noch nicht
aufgefallen, daß an Ihrer Jacke jetzt zwei Goldknöpfe fehlen? Den zweiten
behielt ich in der Hand, als Sie sich losrissen. Und den ersten hat die Frau
abgerissen bei Ihrem Mordversuch letzte Nacht. Auch deshalb wird jetzt nach
Ihnen gefahndet. An Ihrer Stelle würde ich mir Sorgen machen. Null Chance, mein
Freund. Sie sollten sich freiwillig stellen. Das macht wenigstens einen guten
Eindruck.“
Er schwieg.
Tim fragte sich, ob er zuviel
erzählt hatte. Nein. Morgen würde sowieso alles in den Zeitungen stehen. Auch
der Wehmstedter Mordversuch.
„Den neuen Ärger“, sagte der
Unhold, „verdanke ich dir.“
„Sie verdanken alles ganz
allein sich selbst. Ihr Ärger ist hausgemacht. Stellen Sie sich, gehen Sie
freiwillig zur Polizei. Sicherlich findet sich ein Psychiater, der dann voll
auf Ihrer Seite steht und feststellt, Sie hätten in frühester Kindheit keinen
Schnuller gekriegt oder ein paar Ohrfeigen zuviel und wären deshalb
seelisch-geistig nicht zurechnungsfähig, also nicht verantwortlich für Ihre
Taten. Damit kommen Sie billiger weg.“
Der Unhold lachte. „Du bist ein
ausgebufftes Miststück, junger Freund. Aber du weißt ja noch nicht, weshalb ich
dich anrufe.“
„Sie wollen wenigstens den
einen Knopf wieder haben. Ist mir klar. Leider geht das nicht. Er liegt bei der
Polizei.“
„Weißt du, Junge, ich mag dich
nicht.“
„Bitte, sagen Sie das nicht. Es
trifft mich ins Herz.“
„Du hast mir Ärger gemacht.
Aber nun bin ich am
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