Hilfe! Gaby in Gefahr!
Zug.“
Ein mulmiges Gefühl breitete
sich aus in Tims Magen. Ein Gedanke wie ein Blitzlicht raste durch die
Gehirnwindungen, war mehr ein Instinkt, noch ohne greifbaren Inhalt.
„Deine Freundin“, sagte der
Unhold, „heißt Gaby Glockner, nicht wahr? Die Adresse habe ich schon. Kein
Kunststück sowas. Magst du deine Freundin — magst du sie sehr?“
„So sehr“, sagte Tim heiser,
„daß ich jeden umbringe, der es wagen würde, ihr ein Haar zu krümmen.“
„Oh, ich habe was ganz anderes
vor. Du weißt ja, weshalb man mich sucht. Die nächste, die ich mir vornehme,
wird deine Freundin sein. Vielleicht passiert es morgen, vielleicht in einer
Woche, nächsten Monat oder in einem Jahr. Irgendwann — ganz bestimmt. Sehr
schlimm für diese Gaby. Aber unabänderlich. Und du mußt dir sagen, daß du daran
schuld bist. Deinetwegen tue ich ihr das an. Nur deinetwegen, mein Freund.“
Es knackte in der Leitung. Er
hatte aufgelegt.
8. Eine unruhige Nacht
Tim schloß die Tür der
Besenkammer hinter sich, trat auf den Flur und starrte durch ein Fenster auf
den Hof hinaus. Laternen leuchteten. Tim nahm nichts wahr. Wie erstarrt fühlte
er sich. Die Angst lähmte. Angst um Gaby. Denn die Drohung, das spürte er, war
ernst gemeint. Dieser Verrückte, dieser Psychopath wollte sich rächen. Auf
diese teuflische Weise.
Tim setzte sich auf eine Bank
an der Wand. Hinten im Flur klapperte eine Tür. Er sah nicht hin. Seine
Gedanken drehten sich um Gaby, um ihre Sicherheit. Sie war in höchster Gefahr.
Klar, zuerst mußte er Kommissar
Glockner verständigen. Aber Gabys Vater war nicht zu Hause, er hatte
Nachtdienst im Präsidium.
Tim ging wieder in die
Besenkammer, wählte und erreichte einen Beamten in der Telefonzentrale.
„Tut mir leid, Tim. Mit
Kommissar Glockner kann ich dich nicht verbinden. Er ist unterwegs. Eine
Razzia. Wird die ganze Nacht dauern. Die Drogenszene wird aufgerollt. Am
besten, du rufst ihn morgen früh zu Hause an.“
Tim bedankte sich.
Klößchen lag auf dem Bett, als
Tim ins ADLERNEST kam.
„Hat dich der Reisepaß-Besitzer
angerufen?“ fragte Tims dicker Freund. „Ich dachte erst, es wäre der Unhold.
Aber der heißt ja nicht... Was ist denn mit dir los? Du bist käseweiß.“
Tim setzte sich an den Tisch,
der immer noch beladen war mit Klößchens Krimskrams.
„Es war nicht der echte
Beukert. Der Sittenstrolch war’s.“
Klößchens Augen weiteten sich.
„Waaaas? Der ruft dich an?“
Klößchen richtete sich auf. „Weshalb denn?“
„Er hat mir gesagt, was er
vorhat.“
„Was er vorhat...“
„Er will Gaby auflauern, sie
überfallen. Um sich damit an mir zu rächen.“
„Das ist doch krank, völlig
irre.“
„Hast du erwartet, daß so einer
richtig tickt? Natürlich ist der krank. Und zwar hier.“
Tim tippte sich an den Kopf.
„Dann ist der Typ also in unserer
Stadt.“
„Anzunehmen. Es gibt viele
Verstecke in so einer großen Stadt. Der Unhold verkriecht sich in seinem
Rattenloch. Familie hat er bestimmt nicht, auch keine Freunde, keine Bekannten.
Denn die würden ihn erkennen aufgrund der Phantomzeichnung. Die ist ihm
wirklich sehr ähnlich. Und morgen, da wette ich, bringen alle überregionalen
Tageszeitungen sein Konterfei. Also: Der Unhold lebt isoliert, für sich allein.
Ein Vorteil für ihn, denn er kann sein Äußeres verändern, ohne daß irgendwer
sich daran stößt. Perücke, Bart, Brille, dunklen Teint. Vielleicht stopft er
sich die Hose zum Kugelbauch aus, trägt Absätze, die ihn größer machen, und
benutzt einen Krückstock. Irgendwas in der Weise hat der Mistkerl drauf.
Bestimmt. Fragt sich nur: Wovon lebt er? Denn einer geregelten Arbeit kann er
nicht nachgehen, wenn er in Maske antanzt. Was meinst du: Wovon lebt er?“
„Vielleicht ist er reich.“
Tim schüttelte den Kopf. „Den
Eindruck machte er nicht.“
„Beraubt er seine Opfer?“
„Niemand weiß, wieviele das
sind. Bekannt ist ja nur sein Verbrechen an der Frau in Wehmstedt. Weil die
Frau ihn gesehen hat, also beschreiben konnte. Aber es gibt zig andere Opfer —
sagte mir Kommissar Böhme die hinterrücks gewürgt wurden, bis sie bewußtlos
waren. Das könnte der Typ gewesen sein. Ob er sie auch beraubt hat, weiß ich
nicht. Selbst wenn — zum Lebensunterhalt reicht das sicher nicht.“
„Hast du Kommissar Glockner
benachrichtigt?“
Tim erklärte, warum das nicht
möglich war.
„Aber ich werde Frau Glockner
anrufen. Verdammt! Sie und Gaby werden die ganze Nacht
Weitere Kostenlose Bücher