Hilfe! Gaby in Gefahr!
nicht schlafen.“
„Und was machen wir?“
„Er habe Zeit, hat der Unhold
gesagt. Ihm sei’s auch recht, wenn er Gaby in einem Jahr erwischt. Damit will
er sagen: Personenschutz, wie auch immer, kann nichts verhindern. Leider ist
das wahr. Es kann nicht ewig ein Polizist hinter Gaby herlaufen. Viel wichtiger
ist es, die Gefahr selbst auszumerzen. Der Kerl muß hinter Gitter. Oder
wenigstens in eine ausbruchsichere Heilanstalt für seelisch-kranke
Gewalttäter.“
Klößchen nickte. „Das ist es.“
Tim stand auf. „Ich rufe Frau
Glockner an. O Mann, sie wird Herzweh kriegen vor Aufregung. Oder Schüttelfrost
und Fieber. Wäre ich doch diesem Dreckskerl nie begegnet! Aber konnte ich
ahnen, was ich da auslöse?“
„Konntest du nicht. Und daß du
Gabys Namen erwähnt hast in seiner Gegenwart, ist nun mal Pech. Dich trifft
keine Schuld.“
„Er wird versuchen, an Gaby
ranzukommen“, sagte Tim. „Dabei erwische ich ihn. Dann wird er sich wünschen,
er wäre nie geboren worden.“
Tim lief wieder hinunter und in
die Besenkammer.
Margot Glockner meldete sich
sofort.
„Ah, Tim“, begrüßte sie ihn.
„Gaby sitzt in der Badewanne. Soll ich was ausrichten?“
„Ich muß Sie sprechen, Frau
Glockner. Sie — großgeschrieben. Allerdings geht es um Gaby. Hat sie Ihnen
erzählt von dem Sittenstrolch, dem ich im Zug begegnet bin?“
„Natürlich. Jede Einzelheit
weiß ich. War der Kerl tatsächlich hierher unterwegs?“
„Ich fürchte sogar: Inzwischen
ist er eingetroffen. Er hat mich nämlich angerufen und eine schreckliche
Drohung ausgestoßen. Bitte, erschrecken Sie nicht!“
Margot Glockner begriff rasch.
„Du hast gesagt, es betrifft
Gaby.“
„Ja. Es war so: Im Zugabteil
hat mich eine Dame, mit der ich ins Gespräch kam, nach dem Namen meiner
Freundin gefragt, wollte wissen, ob Gaby eine Abkürzung ist. Dabei fiel also
der ganze Name, und der Sittenstrolch saß dabei, hat mitgehört und sich alles
gemerkt. An mir will sich der Kerl nun rächen. Aber nicht an mir persönlich,
sondern... Er will Gaby was antun.“
Margot Glockner schwieg lange.
Ihre Stimme klang verändert, als sie dann fragte, ob Tim ihren Mann schon
verständigt habe.
„Er ist leider unterwegs.
Razzia. Ich rufe auch nur an, damit Gaby nicht nochmal aus dem Haus geht. War
Oskar schon gassi?“
„Er war. Gaby geht nicht mehr
vor die Tür. O Gott!“
„Ängstigen Sie sich nicht, Frau
Glockner! Wir erwischen den Kerl. Als erstes lasse ich morgen die
Phantomzeichnung mit dem Kopierer vervielfältigen. Jeder Schüler hier kriegt
eine Kopie, und wir sind eine sehr große Schule. Alle werden die Augen offen
halten. Hinzu kommen die vielen Polizeibeamten, die noch schärfer aufpassen.
Nein, der Typ hat überhaupt keine Chance.“
„Er wird sein Aussehen
verändern, Tim.“
„Hm. Trotzdem.“
„Wir sprechen morgen weiter.
Mir ist nicht gut. Ich muß sehen, ob die Wohnungstür abgeschlossen ist. Gute
Nacht, Tim!“
„Gute Nacht, Frau Glockner!
Grüßen Sie Gaby! Wir, ihre Freunde, beschützen sie absolut zuverlässig. Ihr
wird nichts passieren.“
Er legte auf. Im ADLERNEST
hatte Klößchen Ordnung geschaffen. Offenbar war er zu unruhig, um still zu
sitzen. Was bei ihm sehr erstaunlich war.
Tim ahnte, daß er heute nacht
keinen Schlaf finden würde — trotz des langen Tages. Aber Grübeln und
Wachliegen führt bekanntlich zu nichts — jedenfalls nur zu Müdigkeit am
nächsten Morgen. Tim versuchte, dem vorzubeugen.
Er zog Trainings-Klamotten an,
ging in die Turnhalle und trainierte Kampfsport-Techniken wie ein Wilder:
Alles, was er drauf hatte — Judo, Karate, Kung Fu. Nach 50 Minuten war er
schweißüberströmt, aber noch immer nicht müde. Nachdem er geduscht hatte,
schlich er in die große Internatsküche. Niemand war da, aber die Kühlkammer
voller Milchtüten. Auf dem riesigen Herd mit seinen 26 Kochplatten, deren jede
einen beträchtlichen Durchmesser hat, wärmte er sich die Milch auf. Denn warme
Milch fördert bekanntlich den Schlaf. Tim trank einen Liter. Dann putzte er
sich die Zähne.
Klößchen lag im Bett und las.
„Wo bleibst du denn? Dachte
schon, du suchst nach dem Unhold.“
„Wo sollte ich suchen? Es gibt
keinen Anhaltspunkt.“
Sie löschten das Licht.
Klößchen schlief irgendwann ein, Tim starrte zum Fenster hinaus.
Eine klare Nacht. Der Halbmond
war weiß, nicht gelb. Wind raschelte mit den Blättern der Laubbäume. Drüben im
Pauker-Silo wurde ein Fenster geöffnet, und für einen
Weitere Kostenlose Bücher