Hilflos in deinen Armen
dass du kopflos gehandelt hast. Du hättest glatt draufgehen können.“
„Bin ich aber nicht.“
„Dank meiner Schwägerin.“
Bayard fasste Gillians Hand noch fester. „Das ist mehr als wahr.“
Nun gesellte sich Adelaide an die Seite ihres Gemahls. Gewiss, sie war eine Schönheit und zog die Blicke der Männer vermutlich magisch an. Manche hätten wahrscheinlich gemeint, sie sei die schönere der Schwestern; Bayard habe das Herz der weniger schönen gewonnen. Das sah er natürlich ganz anders – obwohl er’s nie so zu seinem Bruder gesagt hätte.
Adelaide hüstelte verlegen. „So froh ich bin über Eure Genesung – ich muss Euch fragen …“, sie zögerte kurz, „… ich, äh … mir geht es um …“
Über Gillians Gesicht huschte ein Strahlen, dass es Bayard schier den Atem raubte. „Armand, du kannst Averette von mir aus haben. Bayard und ich, wir lieben uns. Ich werde ihm folgen, wohin er auch geht.“
„Ihr liebt euch? Du würdest Averette verlassen?“ Letzteres mochte Adelaide noch weniger glauben als Ersteres.
„Wenn ich anders nicht bei Bayard sein kann, dann ja“, bekundete Gillian.„Wie gesagt, wir lieben uns. Wir wollen beisammenbleiben, auch wenn wir nicht heiraten dürfen.“
Armand verstand offenbar die Welt nicht mehr. „Menschenskind, Bruderherz … das hätte ich ja wirklich nie … das gibt’s ja gar nicht …“
„Ihr wollt in Sünde leben?“ Adelaide war fassungslos.
„Mit Vergnügen!“, antworteten beide wie aus einem Munde und mit gleicher Entschlossenheit.
Adelaide ließ sich auf die Bettkante sinken. „Das kanonische Recht verbietet die Ehe unter Schwägern zurzeit noch“, sagte sie nachdenklich, „aber vielleicht nicht für immer. Ich habe gehört, dass etliche Adelige und Geistliche auf dem Gebiet ein Umdenken herbeiführen wollen. Es gibt dermaßen viele Beschränkungen, dass in manchen Dörfern schon niemand mehr heiraten darf. In zahlreichen Fällen sind Verbindungen zwischen zwei Familien einfach zusammengebrochen, weil die Braut oder der Bräutigam jung starben. Der Adel verlangt nach mehr Möglichkeiten, untereinander durch Eheschließung Verbindungen einzugehen. Der Papst ist wohl nicht abgeneigt, heißt es … aber bis so eine Regelung durchkommt …“
„Ob das Kirchenrecht es erlaubt oder nicht – Gillian und ich bleiben zusammen“, bekräftigte Bayard. „Wenn nicht hier, dann eben anderswo. Ich würde sie mit Freuden heiraten, besonders wenn uns das Glück beschieden sein sollte, Kinder zu haben. Dass ihr Ruf unter diesen Umständen leidet, bedaure ich. Meiner war ja von vornherein im Eimer … Zigeunerbalg, Zigeuner-Galan …“
„Das ist es!“, rief Gillian. „Das ist die Lösung!“ Sie sprang auf, denn schlagartig kam ihr eine Idee, wie man möglichen Kindern den Status der Ehelichkeit und damit auch gewisse Rechte verleihen konnte. „Allerdings … allerdings müsstest du offiziell einräumen, dass du außerhalb der Ehe geboren wurdest. Was dich dein Erbe kosten könnte.“
Allmählich konnte Adelaide ihrer Schwester überhaupt nicht mehr folgen. „Was meinst du denn damit?“
„Zugeben, dass er ein Bastard ist?“ Armand war empört. „Ist er doch gar nicht! Das weiß ich ganz genau. Ich war doch bei seiner Geburt dabei! Na ja, zwar nicht im Geburtszimmer“, gestand er, „aber dass es keine Verwechslung gab, das kann ich bezeugen. Egal, was man sich erzählt.“
Mochten Armand und Adelaide auch vollkommen verwirrt sein: Bayard hatte sofort begriffen, was Gillian da vorschlug. „Mal angenommen, ich gebe es zu, dass meine Mutter tatsächlich ein Kind als Ersatz für ihren toten Säugling stahl oder kaufte – dann bin ich ja gar nicht dein Halbbruder. Dann sind wir überhaupt nicht miteinander verwandt! Dann können Gillian und ich auch heiraten.“
„Das ist ja lächerlich!“, prustete Armand. „Willst du behaupten, du hättest die ganzen Jahre nur die Rolle eines Edelmannes gespielt? Der König lässt dich ins Gefängnis werfen! Das ist das Mindeste. Und dein Besitz fällt an die Krone.“
„Nicht unbedingt“, bemerkte Adelaide, die vor Aufregung ganz glänzende Augen bekam. „Nicht, wenn Bayard sie ihm anbietet, die Güter! Quasi als Ausgleich für das Verwechslungsspiel, das er eben erst aufgedeckt hat und von dem er gar nichts wusste. Wir können doch behaupten, Bayard habe erst kürzlich ein schriftliches Geständnis seiner Mutter gefunden. Es war eben irgendwo versteckt, das Dokument.“
„Adelaide
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