Hilflos in deinen Armen
König, ihm den Kerker zu ersparen.“Wimarcs Worte troffen regelrecht vor Sarkasmus. „Weiterhin beschloss er in seiner Großmut, dass Bayard die Lady Gillian d’Averette ehelichen und dort selbst Burgherr werden darf. Auf diese Weise sichert sich seine Hoheit nämlich einen loyalen Gefolgsmann in Kent. Ohne Zweifel wurde die königliche Entscheidung auch dadurch beeinflusst, dass Bayard dem König im Gegenzug seine Ländereien als Ausgleich angeboten hat. Dass auch Armand de Boisbaston nebst seiner schönen Gemahlin ein Wörtchen in der Sache mitgeredet hat, versteht sich von selbst.“
„Sir Bayard heiratet Lady Gillian?“ Lindall war baff.
„So sieht es jedenfalls aus.“
„Das gibt es doch gar nicht“, knurrte Lindall mit düsterem Gesicht.
„Leider ist für die Vermählung weder deine Zustimmung erforderlich noch meine, sondern nur die des Königs. Höchst unerfreulich, dass Bayard am Leben blieb und d’Artage ins Gras beißen musste.“
Schweißtropfen bildeten sich auf der Oberlippe des Besuchers. „Ich tat, was in meinen Kräften stand, Mylord. Nach dem Kampf waren die zwei plötzlich wie vom Erdboden verschluckt. Die Verwundeten unter Euren Söldnern allerdings, die habe ich allesamt über die Klinge springen lassen. Die konnten nicht mehr verraten, in wessen Sold sie standen.“
„Ich weiß deine Dienste durchaus zu würdigen und habe dich ja entsprechend vergütet“, bemerkte der Lord. „Jedoch bleibt die Tatsache bestehen, dass die Brüder Boisbaston auch weiterhin unserem schwachköpfigen König dienen. Die zwei müssen weg, falls meine Pläne Erfolg haben sollen. Und damit zu dir, Lindall.“
„I…ich?“, stammelte der Angesprochene. „Ich soll die umbringen? Ich bin kein Meuchelmörder, Mylord! Töten im Kampf, jawohl, dafür bin ich der richtige Mann. Aber mich ganz allein an jemanden heranpirschen …“
„Dann sei froh, dass ich dich für etwas anderes vorgesehen habe.“
Sichtlich erleichtert, fuhr der Soldat sich mit der Hand über den Mund.
„Elizabeth, die jüngste der drei Schwestern, befindet sich auf dem Rückweg nach Averette. Ich möchte, dass du dir zwanzig meiner Männer nimmst, die junge Dame ausfindig machst und sie hierherbringst.“
Lindall verschlug es den Atem. „Oh weh, das wird aber nicht leicht, Mylord“, jammerte er. „Unser Burgwehrhauptmann ist unterwegs zu ihr …“
Wimarc unterbrach ihn. „Und hat sie auch schon gefunden, wie ich hörte. Der Heimweg gestaltet sich indes ein wenig langsam, ist die junge Dame doch etwas unpässlich.“ Er löste eine schwere, an seinem Gürtel befestigte Börse und warf sie Lindall zu. Der griff aber daneben, sodass der Beutel klirrend auf den Boden klatschte. „Fünfzig Silberlinge. Weitere fünfzig gibt es, wenn du Lizette hier ablieferst.“
Als Lindall sich bückte, um den Geldbeutel aufzuheben, verzog Wimarc die Lippen zu einem heimtückischen Grinsen. „Sie soll ja eine wunderhübsche Stimme haben. Bin mal gespannt, ob sie für mich singt.“
–ENDE –
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