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Hilflos in deinen Armen

Hilflos in deinen Armen

Titel: Hilflos in deinen Armen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARGARET MOORE
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zu einem von Farn gesäumten Bachlauf, der über Felsen, Steine und Kiesel plätscherte.
    Neben ihm lag bäuchlings ein Mann in Kettenhemd und Helm. Aber der Waffenrock, den er trug, der gehörte nicht zu Bayard. Gott sei gelobt! Es war nicht Bayard.
    „D’Artage!“, knurrte Armand, sah Gillian an und stieg aus dem Sattel. „Wenn er noch lebt, kann er uns vielleicht sagen, wo Bayard ist.“ Er bot ihr die Hand.
    Nickend nahm sie die Hilfestellung an und saß ebenfalls ab. Die Röcke gerafft, kletterte sie den Abhang hinunter, mehr rutschend als aufrecht, den Blick ständig auf die am Bach liegende Gestalt geheftet. Eine Hand des Mannes lag fast im Wasser; vermutlich hatte er noch zu trinken versucht, bevor ihm die Sinne schwanden.
    Armand, der den Liegenden als Erster erreichte, kniete neben ihm nieder und drehte ihn sacht auf den Rücken. Es war tatsächlich der Mann, den Gillian als Weinhändler kannte. Sein Waffenrock war blutdurchtränkt und feucht, das Gesicht bleich, die Augen geschlossen.
    „Er lebt noch“, bemerkte Armand, als sie sich neben ihm auf die Knie niederließ. „Aber er ist schon fast hinüber. Das ist tatsächlich Richard d’Artage“, sagte er und hob den Blick.
    Der Verwundete atmete in unregelmäßigen, röchelnden Zügen. Offenbar war die Lunge verletzt, möglicherweise von einem Schlag oder durch den Sturz vom Pferd. Seine Gesichtshaut war mehr grau als weiß, die Lippen waren blau angelaufen. Trotz der morgendlichen Kühle zitterte er nicht, was zusätzlich bewies, wie schwach er war. Nicht einmal dazu brachte sein geschwächter Organismus die Kraft auf.
    Für Gillian stand fest: So musste ein Mensch aussehen, der dem Tod geweiht war. Vermutlich konnte sie nicht mehr viel für ihn tun, außer ihm das Sterben zu erleichtern. Zuerst aber galt es, möglichst noch zu erfahren, wo Bayard sein konnte.
    „Jemand soll mir meine Arznei bringen“, rief sie Robb zu, der mit aller Macht die Hunde zurückhalten musste.
    Während sie auf die Medizin wartete, schöpfte sie mit der hohlen Hand etwas Wasser und führte es dem Sterbenden an die bläulich verfärbten Lippen. Er hustete und spuckte; die Lider hoben sich zuckend. Als daraufhin sein Atem etwas schneller ging, vernahm Gillian einen Laut, der ihr verriet, dass unter dem Kettenharnisch anscheinend Luft aus den Lungen entwich, ungefähr so wie bei einem Blasebalg mit einem Loch.
    „Helm …“, röchelte er und hob den Arm einen Tick an.
    Vorsichtig zog sie ihm den schweren Kopfschutz ab. Die Kettenhaube ließ sie ihm an, denn um die ebenfalls abzustreifen, hätte sie den Verwundeten noch mehr bewegen müssen. „Wo ist Bayard?“, fragte sie und umfasste das Gesicht sanft mit beiden Händen.
    „Tot …“
    Benommen, fassungslos prallte Gillian zurück.
    „Wo soll denn dann seine Leiche sein?“, hakte Armand nach. Mitgefühl oder gar Erbarmen zeigte er nicht.
    „Weiß … nicht …“
    „Sagt mir sofort, wo Ihr ihn liegen gelassen habt! Sonst bringe ich Euch auf der Stelle um!“
    Inzwischen hatte einer der Soldaten den Beutel mit den Arzneien gebracht. Gillian hielt ihm den Liegenden vor die Augen. „Ich habe hier etwas, das Eure Schmerzen lindert. Ich gebe es Euch, wenn Ihr uns verratet, wo Bayard ist.“
    Wollte der Kerl sie etwa noch ein allerletztes Mal an der Nase herumführen? Vielleicht hatte er sein Pferd verloren, war in diese Senke gekrochen und hatte Bayard einfach vorbeireiten lassen. Möglich, dass er sie nun in dem Glauben lassen wollte, Bayard sei tot. Damit sie die Suche einstellten.
    „Er … ist … tot …“
    „Dann sagt uns, wo die Leiche ist!“, blaffte Armand.
    Die Züge des Liegenden verzerrten sich vor Schmerzen; sein Atem ging flacher, das schreckliche Pfeifen, das aus seinen Lungen drang, wurde immer schlimmer. „Vielleicht … nicht … Schmerzen …“, flüsterte er.
    „Wenn sie im Dunkeln getrennt wurden, sagt er vielleicht die Wahrheit“, räumte Armand grimmig ein. „Vielleicht weiß er wirklich nicht, wo Bayard ist. Ob er noch lebt. Die Arznei, kann sie den Tod hinauszögern? Es würde ja schon etwas helfen, wenn wir erführen, wo er Bayard zuletzt gesehen hat.“
    Gillian wandte sich wieder an den Verwundeten. „Ich gebe Euch etwas gegen die Schmerzen, aber dann müsst Ihr mir sagen, wo Ihr Bayard zuletzt gesehen habt.“
    D’Artage schloss die Augen. „Bitte … helft mir …“
    Außerstande, sich seiner Bitte zu verwehren, öffnete sie den Lederbeutel und nahm den Tontiegel mit der

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