Himbeereis mit Aussicht
brachten ihn dem Menschen näher, den er schon jetzt, nach so kurzer Zeit nicht mehr missen wollte: Ramona!
Er hatte tatsächlich, mit knapp vierzig Jahren, wieder Schmetterlinge im Bauch. Was in gewisser Weise ein kleines bisschen beunruhigend war. Er hatte nichts gegen dieses Gefühl, aber da er nicht wusste, ob Ramona etwas Ähnliches empfand, hing er irgendwie in der Luft.
Dabei hatte er sich wirklich Mühe gegeben ein positives Bild von sich zu zeichnen. Aus dem Versprechen, Thea nichts davon zu sagen, dass ihre Mutter in der Eisdiele putzte, wenn sie mit ihm ausging, hatte er ein harmloses Date hier im Wintergarten gemacht. Denn Bruno war klug genug um zu wissen, dass man das Herz einer Frau nicht damit eroberte, indem man sie unter Druck setzte.
Eigentlich hatte es ihn sogar gewundert, dass Ramona auf seine Forderung eingegangen war und ihn nicht den Eisbecher über den Kopf kippte, der in diesem Augenblick vor ihr gestanden hatte. Was er ihr nicht einmal hätte übel nehmen können. Denn wenn sie sich schon zu einem Geständnis durchrang, musste man sie damit nicht auch noch erpressen!
Wenn Bruno sich die Sache genauer überlegte, dann hatte er sich mehr als nur mies benommen. Er war zwar Italiener, aber das gab ihm noch lange nicht das Recht, sich Mafiamethoden zu bedienen. Vor allem dann nicht, wenn er eine Frau für sich gewinnen wollte.
Vielleicht sollte er die Zeit einfach zurückdrehen und sehen was passierte, wenn er seine Werbung um Ramona auf die klassische Weise betrieb. Das war zwar ein Risiko, aber da Bruno ein ernsthaftes Interesse an dieser Frau hatte, musste er das Risiko abgewiesen zu werden auch eingehen.
14
Als Thea samstagvormittags die Wohnungstür öffnete, traute sie ihren Augen kaum. Ihr Chef Bruno stand vor der Tür, sportlich elegant gekleidet und in der Hand einen bunten Sommerblumenstrauß.
„Bruno?“
Thea wusste nicht, wie sie auf einen Chef reagieren sollte, der mit einem Strauß Blumen vor ihr stand. So wie er aussah, konnte man zu der Meinung gelangen, dass er einen Antrittsbesuch bei seinen zukünftigen Schwiegereltern plante.
„Gibt es ein Problem, Bruno, oder bist du nur im falschen Gebäude?“, versuchte Thea hinter den Sinn von Brunos Erscheinen zu kommen.
„Ich bin genau da, wo ich hin wollte!“, behauptete Bruno ganz selbstverständlich. Er streckte Thea die Blumen entgegen und fiel sozusagen mit der Tür ins Haus. „Erlaubst du mir mit deiner Mutter auszugehen?“
Wenn zu Thea später jemand sagen würde, sie hätte in diesem Moment vor Verblüffung mit offenem Mund auf den Boden gesabbert, würde sie das sicher glauben. Denn ihr stand tatsächlich einen Augenblick der Mund offen. Doch dann kam ihr die Erkenntnis, dass Bruno sie veralbern wollte. Und um ihm den Spaß nicht zu verderben, spielte sie einfach mit. Sie nahm den Blumenstrauß, den er ihr jetzt schon eine ganze Weile entgegenhielt und rief dann nach ihrer Mutter.
„Mama, hier steht ein Mann vor der Türe, der mit dir ausgehen will. Soll ich ihn hereinlassen?“
„Ihr seid wohl nicht ausgelastet, du und Rosa“, hörte man eine amüsierte Stimme aus einem anderen Teil der Wohnung. „Lass deine Freundin endlich herein und mach die Türe zu!“
Thea ließ Bruno eintreten und schloss die Wohnungstür. Aber die Annahme ihrer Mutter, Rosa wäre der Besuch, musste sie dennoch richtigstellen. Sie zwinkerte Bruno zu und war gespannt, wie sich dieses Spiel entwickeln würde, wenn ihre Mutter ihren Chef kennenlernte. Aber ehe sie erneut nach ihrer Mutter rufen konnte, nahm ihr Bruno die Sache aus der Hand.
„Ich möchte Sie um ein Date bitten, Ramona!“, rief Bruno in die Richtung, aus der er die Stimme von Theas Mutter gehört hatte.
Das Mädchen traf fast der Schlag. Woher kannte Bruno den Namen ihrer Mutter? Hatte sie den vielleicht irgendwann erwähnt? Sie konnte sich jedenfalls nicht daran erinnern. Aber ehe Thea weiter darüber nachdenken konnte, ertönte ein erstickter Laut aus der Küche. Und dann trat Ramona schon in den Flur, wo Thea mit dem Gast noch immer stand.
Romy war sprachlos! Das hatte Bruno nicht getan! Er stand nicht hier im Flur neben ihrer Tochter und schaute ihr erwartungsvoll entgegen. Nein! Das geschah alles nur in ihrer Einbildung! Das war die Strafe dafür, dass sie Thea nichts von ihrem Putzjob in der Eisdiele gesagt hatte! Wenn sie die Augen schloss, würde sich diese ganze Szene einfach in Nebel auflösen!
Hoffen konnte man ja, aber die Realität
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