Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Himbeersommer (German Edition)

Himbeersommer (German Edition)

Titel: Himbeersommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Saskia Beyer
Vom Netzwerk:
Joggingstrecke ändern, verdammt?!
„Es geht nicht! Tobias ist der Vater, … also, ich meine, nicht wirklich, … aber eigentlich.“ Ich stottere, denn ich weiß nicht, was tun.
„Es geht, Nora, du bist doch nicht glücklich, mach dir doch nicht ständig was vor. Willst du dich dein ganzes Leben lang selbst belügen?!“ Daniel sieht mich ernst an, und er hat ja irgendwie recht.
Ich bin tatsächlich nicht glücklich, so, wie es gerade ist. Darum muss ich Ordnung in mein selbstverschuldetes Chaos bringen, und zwar sofort.
„Ganz genau. Und deshalb werde ich mit Tobias zusammenbleiben und mit ihm dieses Kind großziehen. Natürlich darfst du es sehen, aber lieber wäre mir, wenn du uns frei gibst, uns beide.“
Daniel starrt mich an, als hätte ich mir vor seinen Augen einen Dolch in den Bauch gerammt.
„Weißt du, was du da von mir verlangst?! Nora, das kannst du nicht tun?! Ich liebe dich, und ich werde um dich kämpfen und um unser Kind!“
Ich gebe mir Mühe, hart zu bleiben. Auch zu mir selbst.
„Bitte, denk darüber nach. Es wäre für uns alle wirklich das Beste.“
„Oh nein. Das wäre es nicht. Du liebst mich und wirst mich immer lieben. Genauso wie ich dich.“
Ein Specht hämmert auf einer Tanne und wir sehen beide hin. Und ich spüre mein Herz sehr laut pochen.
„Ich muss zu Tobias.“ Ich drehe mich um und trete dabei fast auf ein Eichhörnchen, das sich sofort auf die Flucht begibt.
     
     
     
     

***
     
Tobias’ Notebook ist weg. Und meine Hoffnung auf ein Wunder auch. Da höre ich ein Geräusch aus dem Schlafzimmer. Sind das Einbrecher oder ist Tobias noch hier? Ich gehe rasch hoch und sehe, wie er seine Socken langsam und starr in seinen Samsonite-Flycase sortiert. Sein Notebook liegt bereits darin.
„Bitte, es tut mir so leid“, höre ich mich sagen, ohne zu wissen, was ich sagen kann, um die Verletzung dieses Mannes zu lindern.
„Kein Problem“, stellt er bitter fest, „du hast dich entschieden.“
„Das habe ich. Für dich. Ich hab mich doch nur … von ihm verabschiedet.“
„Verabschiedet? Nora, du stehst auf diesen Kerl. Das sieht doch ein Blinder.“
Oh Gott. Tatsächlich?! Ja, ich stehe auf ihn. Aber das allein reicht doch nicht.
„Aber das allein reicht doch nicht“, höre ich mich sagen und würde den Satz am liebsten löschen.
„Ich meine, nur weil er ganz niedlich aussieht, ist er nicht der Mann meines Lebens. Das bist du.“
Tobias sieht mich an, hält eine Socke starr in der Hand.
„Und du siehst tausendmal niedlicher aus …“
„Wo ist die andere Socke?“, will er mit belegter Stimme wissen und schnappt sich, da ich nach Luft schnappe, seine Unterhosen.
„Bitte, Tobias, das alles ist doch nur passiert, weil wir so unbedingt dieses Kind wollten.“
„Du“, verbessert er mich. „Und weil ich keines zeugen kann, richtig? Ich bin also schuld.“
„Nein, das bist du nicht. Ich hab alles kaputt gemacht, ich hätte niemals mit Daniel …“ Ich beiße mir auf die Zunge.
„So, Daniel heißt er also.“ Tobias nimmt jetzt ein kleinkariertes Hemd vom Bügel.
„Ja, Daniel. Und ich habe ihn gerade gebeten, uns sein zu lassen, ich meine allein … , als kleine Familie, und nicht als Zweitpapa aufzutreten.“
„Und das macht er mit?“ In Tobias` Stimme liegt ein winziger Funken Hoffnung.
„Naja, nein, sieht nicht so aus“, muss ich diese im Keim ersticken. „Aber es ist doch auch okay, wenn er sich kümmern will. Ich meine, dann haben wir ab und zu einen Babysitter, das hatten wir doch so besprochen.“
„Besprochen hatten wir etwas ganz anderes, Nora. Kein Sex, keine Gefühle. Das war unser Deal.“
„Ich weiß. Ich bin halt auch bloß ein Mensch.“ Ich setze mich aufs Bett, halte meinen Bauch und starre vor mich hin.
Tobias sieht mich an, ringt mit sich, hat sichtlich Mitleid. Er kommt langsam zu mir, kniet sich nieder, nimmt meine Hände.
„Schnecki, ich weiß, du hast da offenbar einiges alleine durchgemacht. Ich weiß ja, wie sensibel du bist. Aber ich kann so nicht leben.“
„Wie, nicht leben?“ Ich sehe ihn an und meine Augen füllen sich mit Tränen.
„Mit dem Gefühl, dass du ihn vielleicht doch mehr liebst als mich.“
„Tu ich nicht. Ehrlich.“
„Glaub ich dir ja. Aber wenn das Baby da ist und ihm ähnlich sieht, vielleicht dann?“
„Und wenn nicht? Willst du Schluss machen, nur weil es vielleicht sein kann, dass ich dich in ein paar Jahren weniger liebe? Das kann immer sein, Tobias. Immer. Dann darf man sein Herz ja niemandem öffnen.

Weitere Kostenlose Bücher