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Himbeersommer (German Edition)

Himbeersommer (German Edition)

Titel: Himbeersommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Saskia Beyer
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immer zu melden, hat er gesagt.“
Wir lächeln uns an und nehmen uns in den Arm. „Mensch, tut das gut“, schniefe ich in ihre Bluse. „Wieso ist es hier eigentlich so still, wo ist Greggy?“
„Bei Rent a Oma. Toll, oder?“
„Rent a Oma?“
„Naja, da meine Mutter keine Nerven für ihren Enkel hat … Die Oma heißt Erna und ist schwerhörig.“ Jacky grinst. „Sie hört also Greggys Gebrüll nicht.“
„Ah. Aber ist das nicht auch irgendwie… gefährlich? Ich meine, wenn er brüllt und irgendetwas hat und sie es nicht hört?“
„I wo. Sie sieht ja, dass er den Mund aufmacht. Und mir tun die zwei Stunden Ruhe soo gut. Ich habe gerade ein Problemzonen-Bad genommen, meine Fußnägel türkis lackiert und Yoga für definierte Oberarme gemacht. Sehen leider immer noch aus wie Winke-Winke-Arme. Ich weiß echt nicht wie die Klum das macht. Die ist mein Jahrgang!“
„Du machst das schon alles echt super, Jacky. Und die Heidi hat es ja offensichtlich auch nicht besser hingekriegt.“
„Stimmt, sonst wär das mit Seal ja nicht auseinander gegangen.“
„Aber bei dir bin ich mir sicher, dass sich dein Werner wieder meldet und eine echt gute Ausrede hat.“
„Genau. Dass er von einem Laster angefahren wurde und im Krankenhaus liegt und kein Akkuladegerät dabei hatte. Irgend so ein Quark. Aber über das Alter sind wir mit Ende 30 hinaus, dass wir so einen Schmu noch glauben.“ Jacky öffnet eine Cola Zero und nimmt einen großen Schluck. „Igitt, ist das ekelhaft. Jetzt guck schon auf dein Handy. Was hat Daniel geschrieben?“
Als hätten meine Hände nur darauf gewartet, ziehe ich mein Handy hervor und lese die SMS.
„Nora, es ist unser Kind, wir drei gehören zusammen, und falls du es noch nicht weißt: Ich gebe nie auf. Nie. In Sehnsucht, Daniel.“
„Oh mein Gott, diese jungen Männer heutzutage haben die Pilcher-Filme mit der Muttermilch eingesaugt.“ Jacky schmilzt mit mir dahin. „Ganz schön kitschig. Tobias ist aber eindeutig der bessere Typ!“ Sie hatte schon immer ein Faible für Tobias. Und ich auch.
Ich starre mein Handy an und mir wird eines klar. Daniel ist der Typ Mann, der nie aufgibt, und ich bin der Typ Frau, der nie standhaft sein kann. Zumindest habe ich es nie geschafft, eine Diät länger als einen halben Tag durchzuhalten. Zu verlockend riefen mich Mini-Dickmanns und Kinderschokobons zu sich. Und zu schnell war ich unterzuckert und miserabelster Laune.
Ich starre meinen Bauch an und kriege die totale Panik. „Meine Tage sind gezählt.“
     
Auch die auf meiner Baustelle. Denn der Mutterschutz fängt morgen an, wie mir Tobias beim Frühstück, während er innerlich die Faktenlage für sich weiter prüft, in undurchsichtigem Ton verkündet. Tatsächlich.
Also ich hätte ja nichts dagegen, noch ein bisschen länger zu arbeiten. Ich fühle mich inzwischen kugelrund wohl. Das saure Aufstoßen hat sich gelegt, an die Elefantenbeine habe ich mich gewöhnt und mir Stützstrümpfe verschreiben lassen. In denen fühle ich mich wie die alte Frau Piske beim Cancan-Tanz. Es gibt sie nämlich auch halterlos, in Schwarz mit Spitze. Was nicht darüber hinwegtäuscht, dass es Stützstrümpfe sind, die das Ausmaß der Krampfadern und Besenreißer mindern sollen! Schwanger sein hat einfach seine Reize.
Wir reden nicht viel beim Frühstück. Nur so was wie „Kannst du mir mal den Honig …“ oder „Noch einen Espresso?“.
Aber immerhin, wir reden. Mehr als die meisten Paare nach sieben Jahren. Und ich denke, an Daniel, an unser Baby, wie das werden soll, die Geburt, Blut …“ Ich rühre schnell in meinem Espresso und merke erst dann, dass die Tasse leer ist. Tobias sieht mich stirnrunzelnd an, faltet die Zeitung zusammen, steht auf, sagt „tschüss dann“ und geht.
Tschüss dann. Das hat er noch nie zu mir gesagt. Zum Glück habe ich keine Zeit mehr, den tieferen Sinn dieser zwei Worte zu analysieren. Die Baustelle ruft, ich muss heute an meine Schwangerschaftsvertretung, einen neuen Kollegen aus dem Büro, übergeben. Und mir ist irgendwie doch wieder schlecht.
     

***
     
„Da ist ja einiges schief gelaufen“, resümiert der 29-jährige Kollege, der frisch von der Uni kommt und in unserem Architekturbüro zu einem miesen Gehalt lange schuften darf.
Wir stehen gerade neben dem Betonmischer, und am liebsten würde ich ihm ins Gesicht springen, mich an seiner langen Nase festhalten und sagen: Mach es besser, Bürschchen. Auf so einer komplizierten Baustelle kann nun mal jeden Tag einiges

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